Nagy Ildikó szerk.: Nagybánya művészete, Kiállítás a nagybányai művésztelep alapításának 100. évfordulója alkalmából (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 1996/1)

Szücs György: Nagybánya - változó időben

durch die „Neos" eingeführten Wende vor allem durch Ziffer die Zukunft der Kolonie bedroht sieht: „Nie­mand könnte hier den Unterricht in unserem Geist fortsetzen. Es wäre eine Schande, wenn hier jetzt die Neo-Richtung überhandnehmen würde, nachdem wir bis jetzt die Schule von ihr freihalten konnten. Das wäre eine wirklich unschöne Beendung unserer Arbeit." 37 Um 1930 traten in der Geschichte der Kolonie die Vertreter der letzten Erneuerungswelle auf, die in ihrer Weltanschauung zur Linke hielten und stilistisch die Ergebnisse des Kubismus mit den dekorativen Lösun­gen der neuen Sachlichkeit vereinigten. Für die jungen Künstler, die 1931 wegen ihrer Teilnahme an der ille­galen Bewegung von der Schule verwiesen wurden, für András Kunovits, Márton Katz, Sára Kahán, Lídia Ag­ricola und Olivér Pittner wurde jener József Klein zum geistigen Vater, der überhaupt als führende Gestalt der nach einer Synthese zwischen Kunst und gesellschaft­licher Botschaft strebenden Richtung galt. Klein kam 1927 nach Nagybánya, davor „durchgeht er, wieder­holt sozusagen im Zeitraffer, was die Nagybányaer Malerei von der Jahrhundertwende an erreicht hat", so die treffende Formulierung seines Monographen. 38 Die nahezu graphischen Liniennetze Foujitas und die dekorativen Farbfelder Gauguins haben gleichermaßen Spuren in seiner Kunst hinterlassen. Seine Figuren, Bergleute, Ackersleute oder Obstpflücker, sind selbst in ihrer Reduziertheit stark betont, in seinen Fresken­entwürfen zeigt sich Klein mit dem zur sozialen Ma­lerei tendierenden János Mattis Teutsch, in seinen em­blematischen Arbeiterdarstellungen mit der Kunst von Noémi Ferenczy verwandt; in Ungarn könnte István Dési Huber als sein Pendant genannt werden. Um diese Zeit waren in Nagybánya die beiden Ma­ler tätig, die in Ungarn als Hauptvertreter des Kubis­mus gelten: János Kmetty und Imre Szobotka. Neben Ölbildern und Aquarellen fertigte Kmetty in Nagy­bánya auch vervielfältigte Graphiken an. Er hatte bere­its in den 20er Jahren in der Bergstadt gearbeitet, in den dort enstandenen Bildern milderte sich die Strenge der konstruktivistischen Komposition, die Pinsel­führung wurde lockerer. „Die Farbe wurde differen­zierter, nuancenreicher, ohne daß die Nuance, die Freude über die Schönheit der Erscheinung die Not­wendigkeit der Konstruktion aufgelöst hätte." 39 In Szobotkas Nagybányaer Bildern ist ebenfalls dieser Übergang zu beobachten zwischen der harte Kanten bevorzugenden Konstruktion und einer Malweise, die der Bewegung des Pinsels eher nachgibt. Kmetty kam von Szentendre, Szobotka von Zebegény nach Nagy­bánya, und beide haben bereits - symbolisch gespro­chen - ihren „Post-Nagybányastil" nach Nagybánya mitgebracht. Aurél Bernáth, István Szónyi oder Béla Czóbel kamen nach ihren „Lehrjahren" nie wieder nach Nagybánya, der Anschluß an die Meister hat sich dennoch vollzogen. Parallel zu Nagybánya schloß sich also eine Gruppe der bestimmenden Künstler jener aus den Traditionen von Nagybánya entwickelten und sie zum Teil über­holenden Malerei an, die sich im Spektrum damaliger Galimberti Sándor: Városkép, 1910 körül Sándor Galimberti: Stadtansicht / View of the Town. ca. 1910 (Kat. sz. I Kat. Nr. ! Cat. No. 162.) Kunst im wesentlichen mit Recht als Bewahrerin des Fortschritts betrachtete. „Ich bin durch und durch modern", äußerte sich 1931, für uns etwas anachro­nistisch, István Csók über seine Kunst, der die „epheme­ren Moderichtungen" zwar wahrgenommen hat, sie aber als flüchtige Episoden betrachtete: „Den Kubisten zuliebe werde ich auf keinen Fall meine zeichnerische Fertigkeit, meine Feinheit und meine Farben, die so charakteristisch sind, aufgeben." Seiner Auffassung nach sollte der Maler nach wie vor „den Schein der Natur zustandebringen". 40 Béla Iványi Grünwald, der seine Laufbahn ebenfalls in Nagybánya begann, wollte um diese Zeit zwei Richtungen anerkennen: „In der heuti­gen Krise der Kunst sind bei uns zwei Richtungen im Entstehen: der Neoklassizismus und die koloristische Bewegung, im Gegensatz zur vollkommen sterilen spe­kulativen Bestrebung, die nur Fremdes nachäfft und keine Spur von individuellem Temperament spüren läßt, bzw. zu einer altmodischen, faden und veralteten Malerei." 41 Zusammenfassend können wir feststellen: Nagy­bánya war über eine lange Zeit hinweg fähig, die neue­ren Richtungen zu integrieren und selbst jene krisen­haften Momente zu überleben, die das Austreten der einen oder anderen stärkeren Persönlichkeit (Hollósy, später Iványi Grünwald) aus der Bewegung bedeutete, es war fähig, eine selbständige Künstlerkolonie her­vorzubringen. 42 Die Gruppen, die sich von der Kolo­nie abgetrennt hatten, hatten oft keinen gemeinsamen Stil und kunsthistorisch waren sie Träger bzw. Vollen­der jeweils anderer Qualitäten. Sowohl die Moderne (Künstlerkolonie von Kecskemét, Gruppe Nyolcak [Die Acht]) als auch der kanonisierte Pleinairnaturalis­mus brachten neue Triebe hervor (Miskolcer Künstler­kolonie), da jedoch Nagybánya in den 30er Jahren das Auftreten neuer Richtungen nicht mehr fördern, son­dern nur noch friedsam registrieren konnte, büßte es seine Bedeutung immer mehr ein: die Kolonie hat ihre

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