Nagy Ildikó szerk.: Nagybánya művészete, Kiállítás a nagybányai művésztelep alapításának 100. évfordulója alkalmából (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 1996/1)

Szücs György: Nagybánya - változó időben

Ballá Béla: Ősszel, 1909 Béla Ballá: Im Herbst / In Autumn. 1909 (Kat. sz. I Kat. Nr. I Cat. No. 15.) nach dem üblichen „Drehbuch" an der Académie Juli­an in Paris weiterstudierte. Die entscheidenden Im­pulse jedoch erhielt er in Giverny, wo er 1908 bei Monet arbeiten durfte. Sein in diesem Jahr gemaltes Bild Landschaft verrät die Wirkung des französischen Meisters. 29 Von den Ungarn gelangte Ervin Plány im Gemälde Im Garten (1907-09) zu einer ähnlichen Technik der Bildauflösung. 30 Das Bild hält einen Augenblick des Frühlings fest, die grünlichen Bäume werfen violette Schatten auf dem gelben Kieselboden. Zwischen den Beeten des Parks entdeckt man zartes Grün, in den Beeten rote Blumen, selbst die dunkleren Schatten im Hintergrund sind aus der Masse winziger Tupfen zusammengesetzt. Die Bildfläche ist durch das Sonnenlicht restlos aufgelockert, der optische Ein­druck kommt erst im Auge des Betrachters zustande. Dem Gemälde könnte Anachronismus vorgeworfen werden, würden wir uns nicht daran erinnern, daß z. B. Matisse noch um 1905, und zwar parallel mit seinen expressionistischen Werken, mit divisionistischen Bil­dern experimentiert hat (Luxe, calme et volupté, 1904-05, Musée d'Orsay, Paris). Ein späteres Werk von Plány, das 1910 gemalte und in den sezessionisti­schen Ausstellungen beliebte Gemälde Blumengarten (Galerie Kecskemét) neigt bereits zum Dekorativismus. Jener „Präsenz", die durch diese wenigen erhaltenen Werke illustriert werden kann, sind starker Lyrismus und Dekorativismus, um nicht zu sagen, Gefälligkeit eigen, während das andere Extrem, die kubistische oder kubisierende Auffassung vielmehr die Bild­struktur, die rationelle Errechnung der landschaft­lichen Elemente in den Mittelpunkt ihrer Experimente stellt, ohne die Grenze zum Nonfigurativen zu über­schreiten. Sándor Galimberti und Valéria Dénes, die in Paris bei Matisse arbeiteten, suchten nach den kubi­schen Formen in der Landschaft (im Stadtbild), gele­gentlich stellten sie geographisch entfernte Motive zu einer Komposition zusammen. Der Bildhauer József Csáky erinnert sich an das Ehepaar Galimberti, das er zwar nicht mit Namen nennt, das aber leicht zu identi­fizieren ist, folgendermaßen: „Ich habe ein ungarisches Ehepaar gekannt. Als ich sie einmal besuchte - in wel­chem Stock sie wohnten, kann ich nicht mehr sagen -, erblickte ich bei ihnen ein aus Tischen und Leitern konstruiertes Gerüst, Mann und Frau, beide waren Maler, standen auf diesem Gerüst und malten Dä­cher." 31 Ein Jahrzehnt später wird es Aba-Novák, der die Elemente der Wirklichkeit scheinbar „unbeabsich­tigt", in der Tat jedoch ganz bewußt der Komposition unterordnet. In seinem Bild Prozession in Felsőbánya steht die Kirche von Nagybánya ganz dicht neben der von Felsőbánya 32 , im Gemälde Jahrmarkt in Csíkszere­da tauchen Menschen in der rumänischen Tracht aus der Gegend von Nagybánya auf. 33 Den dritten Grenzpunkt bildet die Kunst des bereits erwähnten Sándor Ziffer, der während des ersten Weltkriegs in Deutschland lebte und mit seinen expres­sionistischen Werken am Anfang der 20er Jahre an die Schwelle der Kandinskyschen Wende gelangte. Kan­dinsky trat von den noch erkennbare Bildelemente be­inhaltenden Landschaften um 1908-10 in die Welt der reinen Abstraktion hinüber. In Ziffers um 1925 ent­standenen Werken erkennt man den gleichen Augen­blick, nach seiner Rückkehr nach Nagybánya jedoch vollzog er nicht mehr den „großen Sprung", der erst in der Kunst der von hier aufbrechenden Maler, Vilmos Huszár, Alfréd Réth und Lajos Tihanyi, erfolgte. Zum anderen schlössen sich die Ungarn, die gleichzeitig in Paris lebten, jeweils anderen Stilrichtungen an, Tihanyi etwa entschied sich für die Abstraktion, Ferenc Gáli (François Gall) hingegen blieb lebenslang einer farben­froh-lyrischen Malweise treu. 34 Jenő Paizs-Goebel und Gyula Czimra suchten Nagy­bánya nach ihrem Barbizonaufenthalt (1924-25) auf, ihr Stil aber fügte sich in die voluminöse Formsprache des damals beliebten Neoklassizismus. In Ungarn wurde dieser Neoklassizismus durch den in Felsőbánya wirkenden Károly Patkó, durch Vilmos Aba-Novák und seinen harmlosen „Plagiator" Lajos Fonó ver­treten, die Bilder von Dávid Jándi, Vince Korda, Antal Deli, Jenő Pászk, Imre Nagy und Sándor Szolnay weisen ebenfalls verwandte Stilmerkmale auf. „Der Maler Czimra ist einer von jenen, die die Genialität der ungarischen Kunst wiederholt in Paris repräsen­tieren durften...", schrieb die Zeitung Nagybánya. 35 In ihrer späteren Entwicklung wurden zwar beide zu be­stimmenden Gestalten der Szentendreer Malerei, in Nagybánya jedoch konnten sie nur Gelegenheitsbe­sucher sein. In den 20er Jahren scheint immer noch Paris die Stadt zu sein, die ihren Besuchern neue Im­pulse geben kann. „Und sei das Leben hier noch so schwer, zum Lernen ist es nach wie vor der beste Platz", schrieb Vince Korda an János Thorma im Jahre 1927. 36 Dagegen ist es schockierend zu erfahren, daß Thorma sich vor Sándor Ziffers „destruierender" Tä­tigkeit fürchtet und selbst zwei Jahrzehnte nach der

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