Nagy Ildikó szerk.: Nagybánya művészete, Kiállítás a nagybányai művésztelep alapításának 100. évfordulója alkalmából (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 1996/1)

Szücs György: Nagybánya - változó időben

Reflexionen ist, sich in meinem Gehirn endlich so befestigt hat und lebendig wurde, daß ich ihm in der Natur immer wieder in der Form von Impressionen begegne. Der Uneingeweihte, der die Synthese nicht kennt, würde das mißverstehen und denken, ich finde meine Motive aufgrund der Impressionen. Und das muß auch sein. Ich weiß nicht, ob das verständlich ist, dennoch ist es so, wie ich es sage, daß ich die Land­schaft komponiert sehe, und ich sehe sie trotzdem mit der Kraft (und den Mitteln) des Impressionismus." 23 Die Worte der Malerin, deren Lebenswerk bis heute unbeachtet blieb, lassen auf eine Naturauffassung Fe­renczyscher Prägung schließen, Irma Seidlers Be­trachtungsweise ist aber auch mit den Gedanken von Georg Simmel verwandt, der eine theoretische Zusammenfassung der Problematik der Landschafts­malerei lieferte. Der mit Georg Lukács befreundete Simmel versucht in seiner Schrift Philosophie der Landschaft die Frage zu beantworten, wie die „Land­schaft" zu einem zusammenfassenden Gefühl wird, welches die „Natur" selbst auszudrücken fähig ist. Das Wesen der Malerei bestehe darin, einen Natur­ausschnitt zu finden, der nicht einen zufälligen Schnitt aus der konkreten Landschaft, sondern die Vorstellung der ganzen Natur bedeutet. 24 Bis zum ersten Weltkrieg blieb Paris jenes Maß, an dem man den Zustand der zeitgenössischen Kunst ab­lesen konnte, wo die Maler ihr Inventar an künst­lerischen Mitteln auffrischen konnten. Die Maler, die Paris besuchten, erlebten die Begegnung mit ihm na­hezu als eine Wiedergeburt, in ähnlicher Schwärmerei, wie der spätere Herausgeber der Zeitschrift Erdélyi Helikon, Aladár Kuncz, 1909 in einem Brief an Géza Laczkó über seinen seelischen Zustand berichtet: „In dem Moment, als mich die Pariser Luft erfüllte, spürte ich in mir einen unsäglichen Ekel vor der heimatlichen. Ich fürchtete mich bereits vor jenem Augenblick, wo ich mich von diesem Mutterleib der Kultur trennen mußte, vorerst erfüllte mich jedoch jene allgemeine Heiterkeit und Zufriedenheit, die alles mit sanftem Licht erhellt und den Weg, den ich begehen werde, beleuchtet: nämlich den Weg des großen Nichtstuns, des Allesplanens, des ununterbrochenen Apperzipie­rens und der vollständigen Inproduktivität." 25 Und ein Jahr früher schrieb Géza Bornemisza an seinen Meister István Réti: „In der letzten Zeit besuchte ich die Schule von Henri Matisse und kam etwas voran. An Lust dazu fehlt es auch nicht. Dieser war der nützlichste Winter von allen, und ich denke, ich werde schnell nachholen, was ich versäumen mußte." 26 In einer kurzen Chronologie klingen die Sätze wie in einem komischen Nekrolog: 1901 - Hollösys letzter Sommer in Nagybánya, 1906 - Béla Czóbels „ultra­moderne" Bilder aus Paris. Nach eingehender Be­trachtung jedoch erweist sich der Ubergang als we­sentlich organischer, wenngleich er nicht wenige sym­bolische Momente beinhaltet. Jenő Maticska gehörte ebenso zu den Lieblingsschülern von Hollósy als Sándor Ziffer. Der mit Czóbel befreundete Maticska starb im Februar 1906, wenige Monate später ver­anstaltete Czóbel eine Atelierausstellung seiner Bilder. Czóbel hegte damals ziemlich radikale Ideen über die Kunst: „Alles, aber wirklich alles vergessen, was mir aufgezwungen wurde, alles wegwerfen, was von an­deren zusammengesucht ist, nichts sein und wieder geboren werden, damit die erste Stimme mein Lallen wird, welches, wenn es zum Satz wird, über mich spre­chen wird, gleich, worum es darin geht!" 27 Maticskas zunehmend farbenfrohe Malerei zeigt sich mit Czóbels vor 1906 entstandenen Bildern verwandt. (So malte etwa Maticska ein Gegenstück zu Czóbels Mädchen vor dem blumengeschmückten Fenster aus dem Jahr 1904). Um diese Zeit, um 1905-06, haben schon viele aus der jungen Generation, z. B. Dezső Czigány, And­rás Mikola, Géza Bornemisza, Tibor Boromisza, Vilmos Perlrott Csaba und Valér Ferenczy, einen kür­zeren oder längeren Besuch der Stadt Paris abgestattet, so daß bereits eine kleine Gruppe vorhanden war, bei der die neue Geistigkeit auf Resonanz finden konnte, trotz aller schockierenden Wirkung, die Czóbels „schreiende" Bilder auslösten. Czóbel hat seine Werke in der Tat „aufgezeigt", um nie wieder nach Nagy­bánya zu kommen, die Aufgabe, die Dynamik der „Neos" voll zu entfalten, überblieb somit Sándor Ziffer, der dem Expressionismus verpflichtet war und sowohl nach Paris als auch nach Nagybánya von Czóbel mitgenommen wurde. Zwischen dem früh ver­storbenen und somit keine Laufbahn beschriebenen Maticska und Ziffer kann dennoch kein unmittelbarer Zusammenhang bestehen, denn Maticska ging erst da­ran, die Lehren aus der Malerei eines Hollósy, Fe­renczy und Iványi zu ziehen und bereicherte somit durch zahlreiche wichtige Werke die Kunst von Nagy­bánya, während Ziffer als konsequenter Vertreter der auf kräftigen Farbeffekten beruhenden Malerei betrach­tet werden kann. Das Uhrwerk, das von Czóbel nahezu symbolisch in Gang gesetzt wurde, wurde im weiteren von Ziffer als Maschinenmeister bewacht. Von der anderen Seite ausgehend gelangen wir zum Pointiiiismus, der in Frankreich in den ersten Jahren dieses Jahrhunderts, etwa beim alten Paul Signac oder bei Henry Edmond Cross, eine der gängigen Aus­drucksformen war, und der früh verstorbene Ervin Plány, bzw. Béla Balla {Im Herbst), Géza. Kádár (Heu­macher) und Tibor Boromisza (Badende) haben um 1908-12 mit dieser „körnigen" Malweise experimen­tiert. Bedenken wir, daß Ziffer seine Arbeiten aus dieser Periode als „dekorativen Impressionismus" be­zeichnet hat 28 , dann können wir im halben Jahrzehnt nach 1906 ein merkwürdiges Zusammenwirken der beiden mechanisch getrennten Richtungen Impressio­nismus und Expressionismus beobachten, welches dann zur Grundlage des in der Kecskeméter Kolonie entwickelten künstlerischen Stils wurde. Die eine Grenze also, die von der „Nagybányaer Malerei" nicht überschritten wurde, können die aus winzigen Farbtupfen komponierten pointillistischen Bilder markieren. Einige der bekannten Werke sind Arbeiten jenes Samuel Mützner, der in München Schü­ler von Anton Azbe und Hollósy gewesen war und

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