Nagy Ildikó szerk.: Nagybánya művészete, Kiállítás a nagybányai művésztelep alapításának 100. évfordulója alkalmából (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 1996/1)
Szücs György: Nagybánya - változó időben
Jahre 1896 ein reges Gesellschaftsleben entfaltete, zahlreiche gemeinnützige und wirtschaftliche Vereine gegründet wurden, beschränkte sich das künstlerische Leben der Stadt auf die Schauspielkunst. Nach gemalten Bildern bestand keine Nachfrage, abgesehen von einigen Familien adeliger Abstammung gab es nur wenige, die wirkliche Kunstwerke besaßen. Dem öffentlichen Geschmack der Kleinstadt entsprach somit restlos jener Werbetext, den ein Wanderphotograph in den lokalen Zeitungen veröffentlichen ließ: „... mit Hilfe meiner modernsten Photoapparate führe ich sofort die Aufnahme von Porträt-, Gruppen-, Landschafts- und sonstigen Bildern aus, von der Größe einer Visitenkarte bis zur Lebensgröße, in Schwarz wie in Ol, Aquarell und Chromo gemalt und mit der größten Lebensechtheit. Ebenso lebensecht und in kürzester Zeit fertige ich Aufnahmen von kleinen Kindern, Vögeln und anderen beweglichen Tieren an. Selbst bei trübem Wetter garantiere ich die besten Aufnahmen." 12 Die Maler, die Nagybánya besuchten und später auch für längere Zeit hier geblieben sind, verbreiteten also nicht nur die neue Naturbetrachtung in der Bevölkerung, sondern auch die Leidenschaft des Bildersammelns: wenige Jahre später findet man kaum eine Familie, deren Wohnung kein Originalgemälde schmücken würde. In diesem Zusammenhang sollten noch die beiden künstlerischen Ereignisse genannt werden, die in der lokalen Zeitung Nagybánya és Vidéke Erwähnung fanden. 1894 berichtete das Blatt über die Frühjahrsausstellung der Budapester Műcsarnok, in der zwei „Patris", d. h. Nagybányaer Künstler, ausgestellt hatten; István Réti nahm mit einem Frauenbildnis, der Photograph Sándor Ürmösy mit Landschaftsbildern an der Ausstellung teil. 13 Im nächsten Jahr konnte bereits von einer einheimischen, vom örtlichen Frauenverein organisierten Ausstellung berichtet werden. Neben Produkten der Volkskunst, des Kunstgewerbes sowie historischen Waffen wurden auch Werke der bildenden Kunst gezeigt. Die ältere Malerei war unter anderem durch Károly Marko, Károly Lötz, János Jankó und József Mezey vertreten, von den „jetzigen Nagybányaer Malern" stellten János Thorma (Bildnis Lajos Bay, Bildnis Irén Bilcz), István Réti (Bildnis Frau Károly Buday) und Zsigmond Nagy (Stilleben, Studienkopf, Giegerlï) ihre Werke aus. 14 Diese spärlichen Angaben liefern sozusagen die Vorgeschichte zum Millenniumsjahr 1896, das im Leben der Stadt Nagybánya eine radikale Veränderung mit sich brachte. Die Künstler, die von München nach Nagybánya reisten, hielten kurz in Budapest und besichtigten vor allem die Ausstellung in der Műcsarnok, wo sie die Kunst von Pál Szinyei Merse für sich entdeckten. 15 Die Künstler, deren Schaffen in den nächsten Jahren zur Erneuerung der ungarischen Malerei führte, waren in der Masse der akademischen Werke nur mit einigen wenigen Werken vertreten; zu diesen gehörten das 1894 entstandene Gemälde Plage von István Réti, János Thormas Leidende (1892), István Csóks Abendmahl (1890) und der Vogelgesang von Károly Ferenczy (1893). Die Stadt Nagybánya selbst war durch ihre landwirtschaftlichen und gewerblichen Produkte sowie durch bergbauliche Grundstoffe in der Millenniumsausstellung vertreten. 16 In der Tat zeichnete sich die Stadt um diese Zeit durch ihre Volkskunst und ihren Bergbau am meisten aus. Im Bericht über das Bergwerk von Veresvíz hieß es z. B., es habe „an der Ausstellung mit Golderzstücken, mit verschiedenem Ganggestein und Beibreche, 99 Stück, mit Pocherz in vier Exemplaren und mit Landkarten teilgenommen". 17 Die Stadt und ihre Umgebung standen für den Empfang der Maler bereit, nach 1896 kamen nur wenige neue Motive hinzu. Um das Jahr 1910 bereicherte der Jugendstil mit einigen Elementen das Stadtbild: an der Stelle des niedergebrannten Großen Hotels am Marktplatz wurde das repräsentative István Hotel erbaut, dessen geschmeidige Linienführung im Bau der neuen griechisch-katholischen Kirche ihren Widerhall fand. Ferenczys Gemälde Märzabend (1902) hielt noch die frühere, kleine Kirche aus dem 18. Jh. fest. An der Straße nach Felsóbánya erhob sich schließlich die evangelische Kirche, deren Altarbild (Christus im Garten Getsemani, 1903) von Béla Iványi Grünwald ursprünglich für die frühere Steinkirche gemalt wurde. Anfangs kamen die Maler vom anderen Ufer des Zazar nur gelegentlich in die Stadt, zum Besuch des Marktes oder der Cafés, häufiger führten sie Spaziergänge in die umliegenden Wälder, auf den Virághegy, den Kereszthegy oder auf die Klastromrét unmittelbar vor ihnen, oft machten sie Ausflüge auf die einige Gehstunden entfernte Hochebene von Izvora oder noch weiter, auf die Berge Rozsály und Gutin. Die neuen Ateliers (1911) wurden bereits direkt am Flußufer gebaut, und durch die größere Nähe der Malerkolonie zu Nagybánya tauchten in den Bildern immer häufiger die Bauten des historischen Stadtkerns auf, so etwa die reformierte Kirche mit ihrem roten Dach, der Stephansturm mit seinem Stolz, der historisierenden Haube aus dem Millenniumsjahr oder das am Flußufer „angeordnete" Stadtbild als zusammenfassende Silhouette. Wiederholt erstiegen die Maler mit ihren Staffeleien den Stephansturm, dessen Fenster und Galerie eine wirklich malerische Aussicht boten. Im Jahre 1908 wählte Lajos Tihanyi die Minoritenkirche zum Motiv seiner Komposition (Straßenansicht in Nagybánya), Sándor Ziffer hielt im selben Jahr die doppeltürmige Hl. Dreifaltigkeitskirche fest (Aussicht aus dem Stephansturm). Die meisten Maler wohnten nach wie vor neben dem Stadtpark, in den Bergmannshäusern der Veresvízi Straße, wo sie im Sommer preisgünstig Unterkunft und Versorgung bekommen konnten. Der rumänische Lyriker Emil Isac hielt in suggestiven Bildern die romantische Atmosphäre der Kleinstadt fest: „Kleine Häuser und Plätze und alte Haustüren. / Im grünen Seidengras der Gärten überall Kinder. / Selig schweift der Hirsch im duftenden Tal, / im Bach liegen die Steine wie tote Herzen." 18