Nagy Ildikó szerk.: Nagybánya művészete, Kiállítás a nagybányai művésztelep alapításának 100. évfordulója alkalmából (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 1996/1)
Csorba Géza: A Nagybánya-kép száz éve
keinen Platz mehr bekommen konnten. Daraus folgt, daß diese Nagybánya-Konzeption im Laufe der weiteren Entwicklung der kunsthistorischen Forschung und Anschauung umstritten und ihre Dokumente, selbst was die Tatsachen betrifft, in gewissem Maße diskutabel werden mußten. Von bleibendem Wert ist jedoch, daß die Geschichte der Bewegung von Nagybánya gleichzeitig mit den Ereignissen fundiert und die Definition des ungarischen Naturalismus und Impressionismus zum ersten Mal formuliert wurde. In diesem Sinn wird der Quellenwert des Werkes von Réti auch von der neuesten Nagybánya-Forschung anerkannt. Wir waren gezwungen, uns mit dem von Réti geschaffenen Nagybánya-Bild, trotz des eng bemessenen Umfanges dieser kurzen, zusammenfassenden Studie, ausführlich zu befassen, weil fast jede weitere Konzeption virtuell zu diesem ins Verhältnis gestellt werden kann, eingestanden oder nicht eingestanden davon ausgeht oder dagegen Stellung nimmt, so daß das Werk bei der vergleichenden geschichtlichen Bewertung von Nagybánya als ein stabiler Punkt, eine Vergleichsbasis dient. Hinsichtlich seiner Grundkonzeption läßt sich damit vor allem das im Jahr 1914 erschienene Buch von Miklós Rózsa verknüpfen, zu dem Károly Lyka ein Vorwort, eine Würdigung des Autors schrieb. 29 Rózsa behandelt unter Bezugnahme auf die philosophischen Strömungen des Zeitalters und die Anfang des Jahrhunderts begonnene soziologische Kunstforschung, den komplizierten, verzweigten, von mehreren Quellen genährten Entwicklungsgang des ungarischen Impressionismus, in dem Nagybánya nur das eine, jedoch wichtigste Moment war, bereits aus einem geschichtlichen Aspekt, in seinen internationalen Zusammenhängen. Im Kapitel über die Künstler von Nagybánya stellt Rózsa das geschichtliche Verdienst von Hollósy fest und bestimmt den Platz, die stilschaffende Rolle 30 von Károly Ferenczy und beschreibt seine vom Naturalismus über den Impressionismus bis zu den dekorativen Bestrebungen reichende Laufbahn. Darin und in der Bewertung der Künstler der ersten Generation im allgemeinen, ist gewissermaßen noch der Einfluß von Lyka und Réti zu spüren. Ein neues Element ist bei Rózsa die eigentümliche kunsthistorische Erklärung des Postimpressionismus und der Bewegung der Neos, die sich in die das gesamte Buch umfassende Evolutionstheorie eingliedert. Rózsa erklärt nämlich, daß die Neos eigentlich dasselbe wollten, wie die Impressionisten, d.h. „den Gegenwert des Lebens finden", und sich von diesen darin unterschieden, daß sie das Gesehene „ihrer Meinung nach in seiner endgültigen Realität, in einer reinen, abstrakten Formsprache" auszudrücken wünschten. 31 „Man sieht sogar - schreibt er - daß sich auch jetzt dieselben moralischen, philosophischen, gesellschaftlichen, ästhetischen und künstlerischen Erscheinungen zeigen, die den Anfang der naturalistischen und impressionistischen Kunst begleiteten - nur vielleicht etwas aggressiver - und daß der neue Impressionismus (Neo-Impressionismus!) nur eine weitere Umdrehung des Rades des Fortschrittes ist, das, - und das kann nicht oft genug wiederholt werden - während es sich vorwärts bewegt, auch um sich dreht. Die ungarischen Hüter der Traditionen von Cézanne kehrten in einer neuen Form zu den alten Werten zurück - nur legten sie bei der Stilisierung der Natur den Hauptton nicht auf die Linie und die Farbe, sondern auf die Konstruktion, auf die mit neuen Augen gesehene Form, auf das Gleichgewicht und die Maße der Dinge. Diese waren auch dem naturalistischen Impressionismus bekannt, nur den eigenen Idolen zuliebe vernachlässigt ..." 32 Durch diese Interpretation fundierte Miklós Rózsa eigentlich die Einfügung der Bewegung der Neos in das Nagybánya-Bild, was dann viel später, durch die weitere Nagybánya-Forschung vollzogen wurde. Aus der Nagybánya-Auffassung von Lyka und Réti geht auch István Genthon in seinem 1935 erschienen Buch aus. 33 „Nagybánya ist nicht wegen seiner Schule bedeutungsvoll - schreibt er in seinem Werk -, sondern wegen der kaum ein halbes Dutzend Maler, die eng zusammenwirkend, aus den Ergebnissen voneinander lernend, einen eigenartigen Stil hervorbrachten, der die Entwicklung der ungarischen Malerei, nach den früheren individuellen Improvisationen und Entflammungen auf einer selbständigen, breiten Bahn weitergehen ließ ... Sie warfen zeitgemäße Probleme auf, die sie auch lösten und sie schalteten sich in den internationalen Kreislauf ein, und zwar nicht durch die Nachahmung ausländischer Vorbilder, sondern aus eigener Kraft, indem sie ihren eigenen Stil behutsam ausbauten ... Die Maler von Nagybánya sahen es richtig, daß das Pfand der weiteren Entfaltung nur die ständige, konsequente Entwicklung sein kann, die durch ihre Resultate endlich zur Ausgestaltung der ungarischen Tradition führt." 34 In dieser Formulierung steckt bereits ein Hinweis auf die Postnagybányaer Künstler, auf die Künstler des Gresham-Kreises. Auch auf dem Tableau der Nagybánya-Auffassung von Genthon steht noch hervorgehobener und plastischer als bis dahin die Gestalt von Károly Ferenczy im Mittelpunkt. Unter Berufung auf sein Lebenswerk bringt der Autor den Impressionismus von Nagybánya mit der Malerei der Postnagybányaer Schule in direkten Zusammenhang. 35 In seiner später erschienenen Ferenczy-Monographie 36 schildert er, zwischen die empfindsamen Werkanalysen eingefügt, wie etwa einen Hintergrund, die Entwicklung der Malerei der ersten Generation von Nagybánya. Hier erwähnt er die Bewegung der Neos und auch Károly Ferenczys Meinung über sie. 37 Genthon gedachte der Maler von Nagybánya auch anläßlich der 1941 erfolgten Rückgliederung von Siebenbürgen zu Ungarn, in seinem damals erschienenen Artikel wiederholt er jedoch lediglich seine im Buch von 1935 formulierten Gedanken. 38 In der neueren Fachliteratur über Nagybánya meldet sich die Feststellung, daß die von István Réti und Károly Lyka, aber hauptsächlich von Réti geprägte Nagybánya-Konzeption im allgemeinen Bewußtsein bis zur allerletzten Zeit schon fast als eine Stereotypie vorherrschte. Dies ist in gewisser Hinsicht wahr. Aber