Nagy Ildikó szerk.: Nagybánya művészete, Kiállítás a nagybányai művésztelep alapításának 100. évfordulója alkalmából (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 1996/1)

Csorba Géza: A Nagybánya-kép száz éve

die Entwicklung des Nagybánya-Bildes innerhalb einer langen, von geschichtlichen, gesellschaftlichen, geisti­gen und künstlerischen Krisen belasteten Epoche ist schon an und für sich ein zu komplizierter Prozeß, um in ihr eine einzige Erscheinung in solchem Maße ver­allgemeinern zu können. Die Konzeption, die das Nagybánya-Bild in ein völlig neues Licht rückt und durch wesentliche Momente ergänzt, ist in Wirklich­keit sehr früh, bereits Mitte der zehner Jahre entstan­den. Diese neue Auffassung ist mit dem Namen von Lajos Fülep verknüpft, der die Malerei von Nagybánya in seiner kunstphilosophischen Abhandlung über die ungarische Kunst des 19-20. Jahrhunderts nach völlig neuen Gesichtspunkten, in der Korrelation der Begrif­fe des Universalen und des Nationalen, in den Fragen­kreis des nationalen Charakters der ungarischen Kunst gebettet behandelt. 39 Er betrachtet das Bild Maifest von Szinyei als einen Meilenstein, der die neue Epoche markiert, und leitet die Bewegung der Künstler von Nagybánya direkt von ihm ab, wobei er die Bedeutung von Károly Ferenczy in der Bewegung extra betont. 40 Er stellt den Wert in seinem ästhetischen System zu den formellen Fragen der Kunst, zu deren Zeitgemäßheit ins Verhältnis und macht das Lebenswerk von Cézanne zur Achse der Vergangenheit und der Zukunft der Kunst, folglich gipfelte seine Nagybánya-Auffassung in der Bewertung der Neos. „Die in der Kunst von Cézanne verborgenen Möglichkeiten zu verwirklichen ... - schreibt Lajos Fü­lep - ist die Aufgabe der auf ihn folgenden Künstler. Die Erfüllung dieser Aufgabe wurde, zwar einseitig, von Gauguin sowie - ebenfalls einseitig - von den »Kubisten« und von unter anderen Bezeichnungen bekannten weiteren Malergruppen, aber auch von denjenigen ungarischen Künstlern übernommen, die als Reaktion gegen den Naturalismus und den Impressionismus von Nagybánya, das Problem der neuen Komposition aufwarfen. Die meisten Mitglieder dieser Bewegung wuchsen in der Atmosphäre von Nagybánya auf und hatten dieser viel zu verdanken; die Kontinuität ist hier unleugbar; es mußte aber zu einem Bruch kommen, sobald in der neuen Generation die Notwendigkeit der Überwindung des naturalisti­schen Momentes reif wurde." 41 Fülep untersucht die Geschichte der Malerei aus dem dreifachen Gesichts­punkt „der Objektivität und des Scheins, des Raumes und der Zeit, der Materie und des Immateriellen", der in einem vierten, der Frage der Komposition, gipfelt: „... daß man in dem die klassische künstlerische Tra­dition entbehrenden Ungarn davon und noch dazu als von aktuellen Fragen sprechen kann, ist ein Verdienst der neuen Malergeneration ... Mit ihnem ist die Ge­legenheit, eine universell europäische und nationale Kunst zu schaffen, wieder geboten." 42 In diesem Nagy­bánya-Bild sind also, außer einer Untersuchung der Bewegung der Neos in weiteren geschichtlichen Per­spektiven, zum ersten Mal organisch eingegliedert, zwei, aus dem Gesichtspunkt der Forschung weit in die Zukunft weisende Momente zu finden. Das eine ist die Kontinuität der Wirkung der ersten und der zweiten Generation und die andere die Verknüpfung der Initiative der Neos mit den späteren Avantgarde-Rich­tungen. Hierbei handelt es sich um Fragen, mit denen sich die Fachliteratur erst in der letzteren Zeit einge­hender zu beschäftigen begann. Aufgrund ganz anderer Gesichtspunkte entfaltet sich der Charakter der Kunst von Nagybánya in dem einige Jahre später erschienenen Buch von Ernő Kállai, der die moderne ungarische Malerei nach einer auf geschichts­und gesellschaftsphilosophischen Grundlagen aufge­bauten charakterologischen und stilkritischen Methode untersuchte. 43 Er äußert folgende Meinung: „Die ge­samte Entwicklung der ungarischen Malerei läßt die uneingeschränkte Herrschaft des sinnlichen Tempera­mentes zur Geltung kommen," 44 und fügt die charak­terologischen Bestimmungen des ungarischen Natura­lismus und Impressionismus, die mit Hollósy ihren An­fang nahmen, in diese Konzeption hinein. 45 Die Neos nehmen auch auf Kállais Nagybánya-Tableau einen or­ganisch eingefügten Platz ein, und wenn er sie kritisiert, tut er dies nicht aufgrund der alten, sondern der neuen, der Avantgarde-Anschauung. 46 Der erste direkte, noch dazu äußerst subjektive und heftige, beinahe schon gereizte Angriff gegen Réti und Hollósy wurde von Ferenc Lehel gerichtet, der ur­sprünglich Maler werden wollte. In einem Artikel, der 1934 in seiner eigenen Zeitschrift erschien, stritt er den beiden Künstlern jedes malerische und pädagogische Verdienst, ja Hollósy sogar das zeichnenische Können ab. 47 Indem er auf die Polemik Rétis gegen die Neos über die Frage des Stils hinweist, mißbilligt er die Verleugnung des Stils 48 und verurteilt die Anhänger der klassischen Tradition von Nagybánya, die nicht wahrnehmen wollen, daß „auf die revolutionäre Neue­rung des Naturalismus noch zahlreiche weitere Neue­rungen folgten." Bei der naturalistischen Tradition der französischen Malerei macht er einen scharfen Unter­schied zwischen Millet und Bastien-Lepage, und baut auf diesem qualitativen Unterschied seine Theorie von den „zwei Nagybánya" auf, nach der auf der einen Seite die progressive, „bahnbrechend postimpressionistische" Kunst von Károly Ferenczy und Béla Iványi Grünwald und auf der anderen die konservative Auffassung von Hollósy und Réti steht. „Man kann die Bewußtheit von Ferenczy nicht genug würdigen - als er den syntheti­schen Charakter der Form betonte", wodurch er eigent­lich für „die große Linie von Gauguin" „gegen die Minuziosität von Lepage Stellung nahm, von der sich Hollósy und Réti selbst bei ihren unter dem Einfluß von Ferenczy gemalten Bildern nicht loszulösen vermoch­ten." 49 Das eine Nagybánya ist also das von Ferenczy: „ ... die richtige, wertvollere, über den Naturalismus und den Expressionismus hinausgehende, revolutionäre, neoprimitive Anschauung ... Das andere ist das konser­vative, minderwertigere Nagybánya von Réti, der das bahnbrechende Prestige des ersteren usurpierend, seine retrograde Lehre ein Leben lang verbreitete." 50 Was die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg betrifft, kann man von einer richtigen Nagybánya-Forschung, d.h. von einer auf dem Quellenmaterial und auf sach-

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