Nagy Ildikó szerk.: Nagybánya művészete, Kiállítás a nagybányai művésztelep alapításának 100. évfordulója alkalmából (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 1996/1)
Csorba Géza: A Nagybánya-kép száz éve
die die moderne Kunst zur Geltung brachte, annerkennen ließ und die Wiedergeburt der künstlerischen Moral bewirkte" 16 ; das Wesen und der entscheidende Einfluß der kunstpädagogischen Grundsätze 17 der 1912 entstandenen freie Malerschule; die Erscheinung des Standpunktes in Rétis Nagybánya-Bewertung, nach dem „es sich um ein Nagybánya von neuerem Schlag handelt," d.h. es war die nach Hollósys Ausscheiden gegründete Freischule, in der in den ersten Jahren ein echter harmonischer Zustand geschaffen wurde, in dem die neue Generation die Ergebnisse, „die individuellen Resultate des Kennenlernens der Natur und der Wissenschaft des Sehens im Geist der modernen Kunst" 18 von der ersten Generation fertig erhielt; die Feststellung, daß das Ergebnis der ersten zehn Jahre der Kolonie von Nagybánya „der individuelle Naturalismus und Impressionismus ist" 19 und schließlich eine kurze Beschreibung und Kritik der Bewegung der Neos. In seinen späteren Schriften, in denen er sich mit den Erneuerungsbestrebungen der zweiten Generation ausführlicher beschäftigt, formuliert Réti seinen Standpunkt differenzierter und zeigt sich toleranter oder zumindest verständnisvoller. Er verurteilt „die Revolte gegen die Natur", die in Ungarn zum ersten Mal gerade hier, in Nagybánya vor sich ging, äußerst kategorisch. Dieses grundlegende Bild bereicherte er in seinem in der Zeitschrift Magyar Művészet (Ungarische Kunst) 1926 veröffentlichten Artikel um weitere Elemente. 20 Er stellte fest, daß die Künstler von Nagybánya in der Geschichte der ungarischen Kunst eine neue Epoche eröffneten, insofern diese früher durch „einzelne Genien" vertreten wurde: „Das ist erst seit dem Auftritt und der Demonstration der Künstler von Nagybánya anders. Sie eröffneten das Zeitalter, in dem die ungarische Kunst in eine ständige und bewußte Berührung mit der künstlerischen Gegenwart Europas, seinen Bestrebungen und Lebensmanifestationen gekommen ist." 21 Gleichzeitig betont er auch, daß sie als die ersten ihre Unabhängigkeit vom Ausland erkämpften und die ungarische Kunst im ungarischen Boden Wurzel schlagen ließen. Hier umreißt er zum ersten Mal die Entwicklungsgeschichte des Naturalismus von Nagybánya, indem er nachweist, daß sich die jungen Maler der Kolonie bereits am Anfang von der streng genommenen naturalistischen Doktrin entfernten, die „unter den Faktoren der Kunstschöpfung nicht nur die innere, bildgestaltende Intuition, die Phantasie, sondern auch die einfache, rekonstruierende, visuelle Erinnerung ausschaltete ..." 22 Hier meldet sich eines der Grundelemente des ästhetischen Systems von Réti, der Begriff der Intuition zum ersten Mal. Gerade im Zusammenhang mit der Frage des Verhältnisses zwischen Intuition und Naturbetrachtung analysierte Réti hier zum ersten Mal eingehender die Entwicklung von Károly Ferenczy und stellte fest, daß das Prinzip des „Reinmalerischen" in Ungarn zum ersten Mal von Ferenczy formuliert wurde. In diesem Artikel beschäftigt sich Réti mit den Neos überhaupt nicht, abgesehen von der Feststellung, daß die Künstler der ersten Generation durch ihre grundsätzlich naturalistische Auffassung vor dem Einfluß der neueren Richtungen bewahrt wurden. 23 Réti formulierte seine künstlerische Ästhetik in der ersten Hälfte der dreißiger Jahre, in den 1932 und 1934 veröffentlichten Abhandlungen der KöniglichUngarischen Landesakademie der Bildenden Künste (Die Kunst und die Natur bzw. Die Ordnung und die Verwandtschaft der Künste), die später auch in Buchform erschienen sind. 24 Dieses theoretische Bauwerk beruht auf der Ästhetik zweier, am Anfang des Jahrhunderts in ganz Europa und so auch in Ungarn bekannten Philosophen, des italienischen Benedetto Croce und des französischen Henri Bergson. Croces Werk Ästhetik, Theorie und Geschichte ist bereits 1917 in ungarischer Sprache erschienen. Seine darin entfaltete Theorie beruht auf zwei Grundpfeilern: „Erblicken ist soviel wie ausdrücken und nichts weiteres (weder mehr, noch weniger) als ausdrücken .... der Schöpfungsakt ... die Intuition ... sind Prozesse, die bewußt nicht hervorgerufen werden können." 25 Réti legierte diese Intuitionstheorie von Croce mit dem von Bergson stammenden Gedanken des „Einfühlens in den Gegenstand" und schuf dadurch seine eigene Ästhetik, deren Grundsatz folgendermaßen lautet: „Die Intuition ist der gemeinsame Nenner, mit dem man ... das Werk und seine Aufnahme in eine innere Verbindung zueinander bringen und die Kunst als Einheit verstehen kann. Dieses Verständnis geht von der Grundkenntnis aus, die von Benedetto Croce folgendermaßen kategorisch formuliert wurde: „Kunst ist Intuition." 26 „Im Kunstschaffen gibt es drei Formen der Intuition. Die erste ist das Betrachtungserlebnis, die zweite die innere, bildgestaltende Intuition und die dritte die erlebende, mitfühlende, sich einlebende Intuition von Bergson." 27 Diese Ästhetik wurde von Réti im Manuskript des nach seinem Tod erschienenen Buches mit der Malerei von Nagybánya zu einem organischen Ganzen geformt. Aus dem Buch Die Künstlerkolonie von Nagybánya, das auf seinen früheren Schriften aufgebaut ist, entfaltet sich das Nagybánya-Bild von István Réti in seinen Einzelheiten und in seiner abgeschlossenen Vollständigkeit. 28 In diesem Werk, das keine wesentlich neuen Momente enthält, werden die früher nur angedeuteten oder nur kurz behandelten Fragen, namentlich die pragmatische Geschichte der künstlerischen Prozesse, die in Nagybánya vor sich gingen, ein Vergleich der Bewegung von Nagybánya mit den ausländischen Tendenzen des Zeitalters, die Bedeutung der Künstler der Gründergeneration, besonders von Hollósy und hauptsächlich von Károly Ferenczy, die hier schon nuancierter formulierte, im wesentlichen jedoch auf dem früheren Standpunkt beruhende Beurteilung der Bewegung der Neos durch eine außergewöhnlich empfindsame Analyse entfaltet. Das von Károly Lyka und István Réti geschaffene Nagybánya-Bild kann also in seiner Art als ein abgeschlossenes kunsttheoretisches System betrachtet werden, in dessen zumeist auf generationsbedingte Gründe zurückzuführenden Anschauungsrahmen, die neueren Richtungen der zweiten Hälfte der 1890er Jahre