Nagy Ildikó szerk.: Nagybánya művészete, Kiállítás a nagybányai művésztelep alapításának 100. évfordulója alkalmából (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 1996/1)

Csorba Géza: A Nagybánya-kép száz éve

sen begann. Dieser immer nuanciertere und vollständi­gere, jedoch bis heute nicht abgeschlossene und end­gültige Begriffskreis von Nagybánya hat sich inmitten von Debatten zwischen den Generationen und den Anschauungen, im Laufe einer nunmehr hundertjähri­gen geschichtlichen Entwicklung des Nagybánya-Bil­des ausgestaltet. Das erste Nagybánya-Bild, das in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen und auch noch später einen, wenn auch nicht den einzigen, aber zweifellos bedeu­tenden Platz in der Bewertung der Kunst von Nagy­bánya sowie ihres Platzes und Charakters einnahm, wurde von den Malern der Gründergeneration gestal­tet. Unter ihnen war es der theoretisch und philoso­phisch veranlagte, literarisch begabte, außerordentlich gebildete István Réti, der eine für die Forscher bis heute noch unentbehrliche, ausführliche Chronik der Kolonie von Nagybánya verfaßte. Diese bestimmte die Rolle der ersten Generation in der ungarischen Kunst und stattete das „klassische" Nagybánya-Bild mit einem in mancher Hinsicht subjektiven, in jener Zeit jedoch kurrenten, ästhetischen Apparat aus. Neben ihm und auf der gleichen Anschauungsplattform über­nahm einer der bedeutendsten Persönlichkeiten der ungarischen Kunstgeschichtsschreibung des 20. Jahr­hunderts, Károly Lyka, eine Hauptrolle in der Pro­pagierung der Bewegung der Künstler von Nagybánya und später auch in der kunsthistorischen Interpretie­rung derselben. Lyka ließ sich 1887 in der Münchner Schule von Hollósy inskribieren und von da an war er ein begei­sterter Anhänger und ein aktiver Befürworter der von seinem Meister vertretenen Kunstrichtung und später der Bewegung von Nagybánya. Er berichtete als erster in der Presse über die Umsiedlung der Hollósy-Schule nach Nagybánya 5 und war der Tonangeber unter den Kritikern der ersten Ausstellungen der Gruppe, die die neue Richtung unterstützten. 6 Das Hauptmotiv seiner Würdigung 7 der 1912 stattgefundenen Jubiläumsaus­stellung in Nagybánya war die in der Schule zur Gel­tung gekommene freie Künstlererziehung von epo­chemachender, kunstpädagogischer Bedeutung. Diese konnte deshalb Zustandekommen, weil die verschiede­nen, individuellen Meister die unmittelbare, freie Wiedergabe der Erlebnisse, ohne Einfluß „fremder Maler, Schulen, Doktrinen" miteinander verband, was den „breitesten Liberalismus" in der Kolonie er­möglichte. Obwohl er sich in seinem Artikel mit der Bewegung der Neos nicht beschäftigt, ist seine Stel­lungnahme zur Frage, die toleranter war als die von Réti 8 , in seiner Argumentation tangential enthalten. In seiner 1925 entstandenen zusammenfassenden Abhand­lung 9 analysiert er die Ursachen der grundlegenden Änderung der öffentlichen Meinung, die nach der anfänglichen allgemeinen Antipathie den Künstlern von Nagybánya gegenüber bald eingetreten ist und kommt - indem er gleichzeitig auch den Naturalismus von Nagybánya definiert - zur Schlußfolgerung, daß der Grund des Erfolges die unmittelbare Verbindung zwischen dem Künstler und der Natur war, was durch den Verzicht auf das System, den Stil geschaffen wer­den konnte. 10 „Sie konnten die öffentliche Meinung dazu bewegen - schreibt Lyka -, das Prinzip zu akzep­tieren, nach dem in der Kunst nicht das System, die Richtung, sondern die Begabung und die künstlerische Moral wichtig seien. Die kunsthistorische Bedeutung der Maler von Nagybánya gipfelte gewiß darin, daß sie anstelle eines Systems die ungarische Natur, das un­garische Leben zur echten Quelle machten." 11 Lyka ist der Meinung, daß die öffentliche Anerkennung von solchen Künstlern, die bis dahin abgewiesen wurden, wie z.B. Szinyei und Mednyánszky, den Malern der ersten Generation von Nagybánya zu verdanken ist. „Dieses vielmehr stilare als moralische Ergebnis ist nicht weniger bedeutend als die wertvollen Werke, mit denen Nagybánya die ungarische Galerie berei­cherte". 12 In all dem widerspiegelt sich die Auffassung von Réti, und obwohl zur Zeit, als Lyka diesen Artikel schrieb, die Revolte der Neos, einer Gruppe der zwei­ten Generation von Nagybánya, gegen die naturalisti­sche und impressionistische Anschauung bereits seit zwanzig Jahren vorbei war, ist aus seiner Argu­mentation, was den Stil und die Richtungen betrifft, noch immer die Reminiszenz der mit ihnen geführten Polemik herauszuspüren. In seinem 1954 postum er­schienenen Buch wird im wesentlichen dieselbe Auffassung von Nagybánya im Kontext der unga­rischen Kunst der Jahrhundertwende ausführlicher dargelegt. 13 Lyka befaßt sich mit der Bewegung der Neos auch in diesem Werk nicht, er erwähnt lediglich im Zusammenhang mit der Künstlerkolonie von Kecskemét Béla Iványi Grünwald, der aus der Künst­lerkolonie von Nagybánya 1909 ausgeschieden ist und dessen „Kecskeméter Stil" er, nicht gerade lobend, als „eine Umstilisierung der Natur" bezeichnet. 14 Obwohl nach der strengen Zeitfolge betrachtet, Károly Lyka der erste Kritiker, Chronist und Theo­retiker von Nagybánya war, kann die Auffassung, die im Ergebnis seiner Tätigkeit entstanden war, als se­kundär bezeichnet werden. Das Nagybánya-Bild, das von Lyka restlos angeeignet und später von István Genthon und anderen als Ausgangspunkt betrachtet wurde, wurde von István Réti durch seine fachschrift­stellerische Tätigkeit, die er in den 1890er Jahren be­gann und bis zu seinem 1945 erfolgten Tod fast unun­terbrochen fortsetzte, in allen Einzelheiten ausgestal­tet. Sein Vorwort 15 für den Katalog der Ausstellung in Nagybánya 1912, in dem er, mit der Münchner Vor­geschichte beginnend, die Ereignisgeschichte und den Prozeß der künstlerischen Entwicklung der Kolonie von Nagybánya sowie die Eckthesen seiner Auffassung von Nagybánya systematisierte, kann als sein Grund­werk angesehen werden. Diese Thesen lassen sich wie folgt zusammenfassen: die Nachweisung der französi­schen Herkunft (Bastien-Lepage) des in der Münchner Hollósy-Schule wurzelnden ungarischen Naturalismus; die Trennung der Funktionen von Hollósy und der Künstlerkolonie durch die Formulierung der Meinung, daß die Rolle von Hollósy in München entscheidend war, aber „Es war die Künstlergruppe von Nagybánya,

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