Nagy Ildikó szerk.: Nagybánya művészete, Kiállítás a nagybányai művésztelep alapításának 100. évfordulója alkalmából (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 1996/1)
Sinkó Katalin: Az alapítók biblikus képei és a századvég antihistorizmusa
lenden und kritisierenden Figuren - kirchliche Würdenträger und Geistliche, Klingers Zeitgenossen - dargestellt sind. Die Geschichtszüge von Johannes erinnern an die von Beethoven, der in Klingers Mythologie als die Verkörperung des „Genies" gilt. Auf Klingers Ende der 90er Jahre entstandenen Bild Christus auf dem Olympos wird die Person Christi in einer neuen Beziehung gezeigt. Auf dem fast 10 Meter großen Bild sind die Antike und das Christentum einander gegenübergestellt. In ähnlichem Sinne stellt Klinger den gekreuzigten Christus mit der Gestalt der Venus auf der prometheischen Statue von Beethoven dar, wodurch er zum Ausdruck bringen will, daß dem Genie seelisches Leid zuteil wird, während Venus die unbesiegbare Quelle des Genies, das Verlangen nach dem Schönen symbolisiert. Die Vermischung heidnischer und christlicher ikonographischer Elemente auf dem Beethoven-Denkmal wird von Renate Lieberwein-Krämer als ein Endpunkt der Sekularisierung der christlichen Bildformen gekennzeihnet. Sie behandelt die besagten Werke von Klinger in der Reihe der Kunstwerke, bei denen die Sekularisierung der religiösen Bildformen am meisten erfaßbar ist. Sie hält die Sakralisierung allerdings für eine zum Vorgang der Sekularisierunng parallele Erscheinung. Durch die Sakralisierung erhalten die Helden und die Personen, die bis dahin der Welt der Profanität angehörten, eine besondere, sakrale Aura. Einer der Gegenstände der Sakralisierung ist um die Jahrhundertwende die Person des Künstlers und im weiteren Sinne die Kunst selbst. Klinger stellt auf seinem Beethoven-Denkmal den jenem des „Heiligen" ähnlichen Charakter des Genies dar. Den ungarischen Künstlern, die 1896 in Nagybánya eintrafen, war diese Praxis der Sekularisierung der religiösen Themen nicht fremd, da sie in München und in Paris zahlreiche Beispiele kennenlernen konnten. BIBLISCHE BILDER DER MEISTER VON NAGYBÁNYA, 1896-1903 In Nagybánya entstanden in den Jahren 1896-97 drei Werke, die getrost als Programmbilder bezeichnet werden können. Durch diese Werke wünschten die Maler ihren Glauben an einem gemeinsamen Kunstideal zum Ausdruck zu bringen. Die drei, fast zur gleichen Zeit entstandenen Bilder sind einander auch darin ähnlich, daß sie wesentlich größer sind als die Genre- und die Landschaftsbilder, wodurch die Bedeutung der Darstellung betont wurde. Zunächst begann Ferenczy an seiner Komposition Die Bergpredigt zu arbeiten. Das als die endgültige Version gedachte und später von Marcell Nemes zerteilte Bild wurde 1897 fertiggestellt. Das Werk Friede mit euch! von János Thorma enstand im gleichen Jahr. István Csók malte sein, seither zerstörtes Werk Lebe wohl, Liebe im darauffolgenden Jahr. Die besagten Bilder von Ferenczy, Thorma und Csók bekundeten das gemeinsame Ethos und die gefundene moderne Kunstauffassung. Die primären, religiösen Themen der Werke {Bergpredigt, Erscheinung Christi vor seinen Jüngern usw.) sind lediglich Hüllen der - von Lyka als „religiosus" bezeichneten - Kunstauffassung der Maler von Nagybánya. Die Komposition Friede mit euch! von János Thorma stellt die Erscheinung des auferstandenen Christus unter den Jüngern dar. Das Gemälde konnte auf zwei Ebenen gedeutet werden, u.zw. nach dem traditionellen, biblischen Sinn als Hinweis auf Hollósys Prophetenrolle, auf die Beziehung zwischen dem Meister und den Schülern, auf die von ihm erhaltenen Sendung. Es wurde auch durch Réti bestätigt, daß „Thorma bei der Formung der Gestalt Christi von den traditionellen Typen abging: er wählte Hollósy zum Modell. Das war eine kühne und originelle Idee, die aber mit der Hollósy gegenüber empfundenen Ehrfurcht der ersten Künstler von Nagybánya im Einklang stand: den umschwärmten Meister von suggestiver Kraft zur Gestalt Christi zu idealisieren". (Réti 1994, S. 98). Das nach einer Studienreise in Holland entstandene Bild Friede mit euch! von Thorma weist den Einfluß von Rembrandt und der Meister der deutschen Hellmalerei, so von Fritz von Uhde auf. Die biblische Szene der Entsendung der Jünger brachte für die Künstler von Nagybánya das als eine Mission gedeutete Künstlerschicksal , die prophetische Rolle des Künstlers zum Ausdruck. Das Thema wurde auch von anderen Meistern, so auch von István Réti in mehreren Variationen bearbeitet. Auf der ersten Variation der Szene, wo der Meister und die Jünger um einen Tisch sitzen, verlieh der Maler Jesu die Gesichtszüge von Károly Ferenczy. Auf den späteren Variationen der Komposition wurde der Akzent auf das Moment der Entsendung gesetzt. Dann fertigte Réti auch eine Variation an, auf der er die Szene ins Freie verlegte. Dieses biblische Thema beschäftigte auch Béla Iványi Grünwald längere Zeit, der Szene „Friede mit euch!" bediente er sich auf seinem 1903 entstandenen Altarbild und dann auch in den 20er Jahren. Der nach dem Muster der biblischen Gemeinschaft dargestellte Künstlerkreis ist auch das Thema von Ferenczys Programmbild Die Bergpredigt. Um den auf dem Berghang in der Umgebung von Nagybánya sitzenden Jesus scharen sich die Maler und ihre Familienmitglieder, die rumänischen Bauern von Nagybánya aber auch ein die Antike symblisierender römischer Hirt und ein das Mittelalter darstellender geharnischter Ritter. Die Darstellung der beiden letztgenannten Figuren verweist darauf, daß sich Ferenczy bis 1896 von den Prinzipien des Heroismus bereits völlig abgewendet hatte. Er stellte Jesus auf seiner Komposition Die Bergpredigt, ähnlich wie Fritz von Uhde, nicht als eine Figur alter Geschichten, sondern als eine in der Gegenwart lebende Person dar. Im Gegensatz zu Uhde weitet Ferenczy das Milieu der Gegenwart aus, indem er auch nicht göttlichhe Vertreter der Vergangenheit (den mittelalterlichen Ritter und den römischen Hirten) erscheinen läßt. Diese Methode von Ferenczy kann als Antihistorismus bezeichnet werden, um dadurch die moderne Zeitbetrachtung des Künstlers zum Ausdruck zu bringen.