Nagy Ildikó szerk.: Nagybánya művészete, Kiállítás a nagybányai művésztelep alapításának 100. évfordulója alkalmából (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 1996/1)

Sinkó Katalin: Az alapítók biblikus képei és a századvég antihistorizmusa

der Voraussetzung eines über den Epochen stehenden, abstrakten Schönheitsbegriffs beruht. Beim Historis­mus handelt es sich jedoch nicht nur um eine Wahl unter den geschichtlichen Stilen, sondern auch um eine Geschichtsbetrachtung. Er bedeutete nicht nur die Darstellung ehemaliger Ereignisse gemäß den Anforderungen der geschicht­lichen Treue, sondern auch die Identifizierung mit den Helden der Vergangenheit und die Betonung der ge­schichtlichen Kontinuität. Im Zusammenhang mit den Debatten um den Histo­rismus stellt sich daher die Frage, ob die Künstler bei der Darstellung der biblischen Personen, so auch der Gestalt Jesu nach der Rekonstrierung des damaligen Milieus trachten müssen oder das in der Vorstellung der Gemeinschaft durch die Traditionen und den Glauben geformte Helden- oder Gottesbild zu wieder­geben haben. Sollen sie den geschichtlichen Jesus oder den Christus der Bibel darstellen? Der um die Jahrhundert­wende erfolgte Wandel in der künstlerischen Be­trachtungsweise läßt sich am meisten gerade in der Ab­lehnung des Historismus, ja sogar im programmäßigen Antihistorismus erfassen. Die Ablehnung der Historisierung gewann sowohl im geistigen Leben, als auch in den Ansichten über die kirchliche Kunst immer mehr an Boden. Der Histo­rismus wurde nicht nur von kirchlicher Seite kritisiert, die modernen künstlerischen Bestrebungen wirkten ebenfalls in dieser Richtung. Von den bedeutenden Persönlichkeiten und Richtungen der den Historismus ablehnenden, modernen biblischen Malerei muß unbe­dingt gesprochen werden, besonders von jenen, deren Einfluß im Zusammenhang mit den Bildern der Grün­der der Künstlerkolonie von Nagybánya mit Recht an­genommen wird. DER ANTIHISTORISMUS DER MODERNEN Peter Klaus Schuster gab seinem über die in Mün­chen am Ende des Jahrhunderts erfolgte Erneuerung der religiösen Kunst geschriebenen Katalogband den geistreichen Titel „München leuchtete", nach dem ersten Satz einer 1901 erschienen Novelle von Thomas Mann. Die Novelle „Gladius Dei" handelt über einen Bildzerstörungsversuch. Indem man die von Thomas Mann so plastisch geschilderte Zerstörungswut im Zusammenhang mit den in den Ausstellungen im Glaspalast gezeigten und einen Erfolg erzielten Genrebildern und zu solchen verdorbenen „heiligen Szenen" im weiteren Sinne interpretiert, wird die Bestrebung Hollósys und seines Kreises, eine neue, in moralischem Sinnne annehmbare, natürliche und aufrechte Kunst zu schaffen, verständlich. Allen Anzeichen nach war es diese oft betonte, jedoch nie entfaltete moralische Leidenschaft, die die Mitglieder der Hollósy­Werkstatt und später die Gründer der Künstler­kolonie von Nagybánya am Anfang miteinander ver­band. Mit ihrer Forderung nach künstlerischer Moralität standen sie in München nicht allein, da sie mit Wil­helm Leibi und seinem Kreis durch eine sich gegenüber dar Natur und der Kunst offenbarende, religiöse Ehr­furcht verbunden waren. Der Leibi-Kreis besaß - wie Eberhard Ruhmer darlegt - nie eine positive Kunst­theorie, sondern lediglich eine Künstlertheorie, die sich auf die Prinzipien der Verwirklichung der Werke bezog. Für die Mitglieder des Kreises war die besagte Kunstethik viel wichtiger. Die Anhänger des Reinma­lerischen lehnten nämlich jede Form des Historismus ab, sie stellten auf ihren Bildern die Welt, die existen­zielle Gewichtigkeit der Gegenwart dar. Die Historismusfeindlichkeit oder der „Geschichts­verlust" - wie die in der Betrachtungsweise in jener Zeit eingetretenen Änderungen von Herbert Schädel­bach bezeichnet werden - wirkte sich auch auf die Erwartungen bezüglich der Darstellung von geschicht­lichen Themen grundlegend aus. Die betonte Rolle der Gegenwart und die Ablehnung der Requisiten des Historismus sind sogar bei solchen Werken zu beo­bachten, die man im ersten Augenblick, oberflächlich, für Produkte der Richtung der biblischen Orien­talisierung halten würde, die sich jedoch von diesen gerade in der Zeitbetrachtung unterscheiden. Das im Hintergrund der Debatten verborgene Di­lemma, ob man den geschlichtlichen Jesus oder den in der Glaubensgemeinschaft bzw. in der Uberlieferung weiterlebenden Jesus darstellen soll, ist sogar in den 90er Jahren nicht zum Stillstand gekommen, wobei sich der Akzent immer mehr auf den letzteren Stand­punkt verlagerte. Fritz von Uhde, der an einem Experi­ment, dessen Zweck es war, die Christusgestalt am Ende des Jahrhunderts zu schaffen, teilnahm, wurde zu der Ausstellung eingeladen, in der neun von Konsul Theodor Bierck eingeladene Künstler ihre Christus­Bilder zeigten (1896 Berlin). Diese Künstler waren Ferdinand Brütt, Artur Kampf, Karl Narr, Gabriel Max, Franz Skarbina, Franz Stuck, Hans Thoma, Fritz von Uhde und Ernst Zimmermann. Wie auch die im Rahmen des von Bierck aus­geschriebenen Wettbewerbes ausgestellten Werke zeigten, wurde die Gestalt des Erlösers von den Künstlern der 90er Jahre von der geschichtlichen, bib­lischen Person getrennt, von den theologischen Uber­lieferungen unbeeinflußt dargestellt. Die Schöpfer zahlreicher damals entstandener (nicht kirchlicher) Werke versuchten, die Person Christi in ein Symbol der westlichen Kultur oder in einen Held geschichtsphilo­sophischer, existenzieller Lehren umzuwandeln. Von den unter dem Einfluß der geschichtsphilosophischen Anschauung enstandenen Bildern soll hier nur auf einige Bilder von Max Klinger hingewiesen werden. Klinger zeigte sein zwischen 1883 und 1890 gemaltes Bild Kreuzigung zum ersten Mal 1893 in der Berliner Ausstellung. Auf der rechten Seite des Bildes hängt Jesus niedrig an dem von der Seite dargestellten Kreuz. In der Mitte des Bildes sind seine Mutter und die zusammengebrochene Magdalene sowie Johannes zu sehen, während auf der linken Seite die Jesus verurtei-

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