Nagy Ildikó szerk.: ARANYÉRMEK, EZÜSTKOSZORÚK, Művészkultusz és műpártolás magyarországon a 19. században (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 1995/1)
TANULMÁNYOK / BEITRÄGE - KIRÁLY Erzsébet: „Laudatio artis" 19. századi képzőművészetünk dicséretének egykorú emlékei
obwohl er für uns vielleicht als naiv erscheint, kann er zur Darstellung der Beziehung zwischen Künstler-Werk-Publikum auch wichtig sein. Im Zeitalter von Ferenczy waren überhaupt die bildende Kunst und die Literatur durch mehr Fäden zusammengebunden gewesen, als wie viele die Forschung in Evidenz hält. Gemäß dem Bildungsideal der Aufklärung wurde oft der Wunsch laut, daß die Musen sich nach der Sprache des Ungartums auch der Schöngewerben - so hießen im damaligen Ungarischen die schönen Künste - annehmen sollten. Ferenczy hat seine beiden Marmorstatuen, deren Ruf hier zu Hause ihrer Ankunft voranging, und die auch bezüglich der Person des bis dahin unbekannten Künstlers eine große Erwartung erregten, in Italien verfertigt. Die zwischen den Jahren 1818 und 1824 in Rom verbrachte Periode gibt ein geeignetes Material für eine Geschichte des Zum-Künstler-Reifens des von seiner Heimat mit einer bescheidenen Bildung und nur mit ein weniger Vorschulung entlassenen Jünglings, der die märchenhaften Elemente jeweils entnehmbar sind. Aus der frühen Korrespondenz Ferenczys kennen wir seinen kühnen Versuch bei den beiden rivalisierenden Bildhauerfürsten: zuerst bei dem bewunderten Canova, der sein Herz zu jeder Zeit vor ihm öffnete, seine Werkstätte jedoch nie, dann bei dem allgemein bekannt schroffen Thorwaldsen, der ihn geringschätzte, doch ihm Arbeit gab. Seine bei dem dänischen Meister stattgefundene Vorstellung war der Prüfstein der Tauglichkeit gewesen, gleichzeitig bildet sie eine Parabel über die Unabbiegbarkeit der Anfänger. In einem seiner Briefe an seinen jüngeren Bruder beschreibt Ferenczy, wie er ein dreieckiges Marmorstückchen zu bewältigen hatte, das sein Meister ihm zusandte, indem er sagte, daß Ferenczy damit machen möge, was er will. Ohne daß er vorher einen Ton- oder Gipsentwurf verfertigt hätte, fiel Ferenczy mit einer Künstlerfurie sofort über den Stein her, und aus dem einen Monat lang dauernden „Bröckeln" dessen hat er sein erstes selbständiges Werk fertiggeformt. Die aus dem Himmel heruntergebrachte Venus, mit ihrem anderen Namen La Venere Ferenczy, die seitdem verloren gegangen ist, hat sofort die Bewunderung der Werkstättengefährten gegenüber seinem „großen Talent" ausgelöst, hat die ersten illustren Besucher dahingezogen, und verschaffte ihm den ersten Protektor. 14 Das Probestück hat also ihn nicht nur nicht untergekriegt, sondern eben diesem Stück hatte er seinen ersten Erfolg zu verdanken, und seine Hoffnung, daß er aus einem für Tagelohn arbeitenden, angestellten Steinmetz zu einem Künstler werde. Es scheint, daß im vom antiken Gedanken der Gloria und der Fama immer noch durchdrungenen Rom auch für die von weither gekommenen Leute die Möglichkeit des Zur-Geltung-Kommens gegeben gewesen war. Im „Heimatland des Künstlertums", wie es Ferenczy nannte, hat sowohl die Attitüde der Begeisterung, als auch die diese in einer literarischen Form konservierende rhetorische Überlieferung den untereinander stattfindenden Wettkampf der neuen Talente sozusagen erregt, den Anspruch auf ein Meisterwerk generiert. Aus der ausgezeichneten und auch andere Leute auszeichnenden kulturellen Position Italiens, aus dem die europäischen Dichter und bildenden Künstler gleichermaßen anregenden Italienkult entsprang die Überzeugung, daß derjenige, der von hierher kam und der in der Nähe der hiesigen Autoritäten sich auch noch behauptet hatte, hat es schon jetzt weit gebracht. Obwohl die Romreise von István Ferenczy ursprünglich nur einen sehr bescheidenen Zweck hatte, nämlich: den Beruf zu erlernen, haben die hier verbrachten sechs Jahre ihn zu mehr prädestiniert. Nach dem Erschaffen der Büste von Csokonai (1818) und des Hirtenmädchens (1820-1822), die er als Beweise seiner Qualifikation nach Hause sandte, hat man ihn alsbald als den Stolz der Nation bejubelt. Der Ruf von Ferenczy hatte sich, schon bevor die Statuen im Herbst von 1822 angekommen sind, durch die mündlichen Referenzen von adeligen Familien wie die Pálffys, Festetichs, Grassalkovichs, Brunswicks, Batthyánys, Váradys, Eszterházys weit verbreitet. Der das Interesse des Palatins Joseph und des Königs Franz auf sich lenkende „Genie" beschäftigte auch die literarischen Kreise. Döbrentei bemühte sich, ihm ein neues Stipendium aufzutreiben, Kazinczy sammelte in einer Mappe seine Aufzeichnungen über ihn, und wartete auf die Gelegenheit, auch persönlich mit ihm bekannt werden zu können. Im Tudományos Gyűjtemény, im Magyar Kurir, im Kedveskedő, im Hazai Tudósítások und im Gemeinnützige Blätter haben sich die über ihn berichtenden Kritiken, das heißt „wissenschaftlichen Würdigungen", vermehrt. An die in einem der unteren Säle des Ofener Burges zur Schau gestellten beiden Statuen trat das kunstliebende Publikum des Zeitalters mit großem Interesse heran. Zum Hirtenmädchen (Abb. 1) schrieb Kazinczy im Jahre 1823, noch unbesehen, ein Epigramm mit dem Titel Auf das Graphidion Ferenczys, und er hat es, zusammen mit einem Briefe, dem in Rom wohnenden Künstler versandt. 15 Die Benennung Graphidion war schon die dritte gewesen. Die erste lautete derart: Der Anfang der Schönen Künste; sie stammte von Ferenczy. Im Titelgeben ist die von Plinius erzählte Geschichte 16 der ihren Liebhaber verabschiedenden Töpfertochter zum Leben erwacht, mit der Änderung, daß es ein Hirtenmädchen gewesen war, das die bildende Kunst „erfunden" hatte, als es die Umrisse des Gesichts des Mannes in den Sand zeichnete. Kazinczy vermißte es, daß die Mythologie der Künstler dem Mädchen, das das Zeichnen erfunden hatte, noch keinen Namen gegeben hat; ohne den sei es schwer, fügte er hinzu, über das Mädchen zu sprechen, und zu einer Umschreibung zu greifen sei hier abgeschmackt. Er schlug vor, daß man nach dem Zeitwort graphein das Mädchen Graphidion nennen möge, „was eine liebe kleine Zeichnerin bedeuten kann". 17 Dieses Gedicht verwendet die traditionellen Mittel der Lobpreisung des Kunstwerkes gleichsam in Ketten geschnürt: zuerst lobt es das als eine lebende Person angesprochene Mädchen, das mit dem Schreibstab ihren Geliebten so lebensgetreu zurückgezaubert hatte; dann lobt es Amor, der die Finger des Mädchens während des Zeichnens geleitet hatte, und schließlich lobt das Gedicht Ferenczy, der in seiner Arbeit, das heißt in der bildhauerischen Verewigung der zeichnenden Figur, das Prinzip des con amore befolgt hat. Dem letzten Distichon zufolge haben das Hirtenmädchen und der ungarische Bildhauer gemeinsam eine Lektion von Amor genommen. In einem dem Gedicht beigefügten Brief hat Kazinczy seine Huldigung vor dem Künstler auch in Prosa bestätigt. Er zog eine Parallele zwischen den Verdiensten ihrer beiden, und er reichte die Palme an Ferenczy: „Eine wie ruhmvolle Laufbahn laufen Sie, mein Herr, mein lieber Freund! Sie, mein Herr, sind der erste Ungar, der Licht zieht auf seine Nation. Ihr Name bleibt in ewiger Erinnerung unter uns, während mein Name, der auf unsere Nation durch die Feder Licht zu ziehen gewünscht hatte,