Nagy Ildikó szerk.: ARANYÉRMEK, EZÜSTKOSZORÚK, Művészkultusz és műpártolás magyarországon a 19. században (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 1995/1)

TANULMÁNYOK / BEITRÄGE - KIRÁLY Erzsébet: „Laudatio artis" 19. századi képzőművészetünk dicséretének egykorú emlékei

Der Ertrag der Verherrlichung besteht im Ruhm, der nicht nur denjenigen unsterblich macht, dem er zuteil wird, sondern auch demjenigen eine besondere Achtung zukommen läßt, der ihn in eine literarische Form faßt. In der griechischen Kultur ging dies im Grunde genommen aus der Wertordnung einer von Göttern und Heroen vollen Welt hervor und beruhte auf den in den kriegerischen Kämpfen sich zeigenden Tugenden. Die letzte Bestätigung des Ruhmes entstammte jedoch der Mythologie. Die Verherrlichung, ob sie in einem Gedicht, oder in der Prosa zum Ausdruck gelangte, schöpfte gleichermaßen aus der von den schönen Reden gegebenen Möglichkeit, aus der Macht des Wortes. Der hellenischen Auffassung gemäß war das Wort eine göttliche Gabe gewesen, das Geschenk der Musen. Mit ihm erhielt der Mensch die Künste. Die Musen, in denen man die Erschaffer der Harmonie, die Besieger der Zwistigkeit, die Träger des Wissens und die trostspendenden Mächte in gleicher Weise verehrte, hatten noch einen wichtigen Aspekt. Einem Fragment von Pindar zufolge, waren die Musen die ersten Verherrlicher. Zeus hatte sie mit Mnemosyne gezeugt, damit jemand da ist, der die Götter besingt. In der poetischen Phantasie haben also die Götter zuerst sich selbst mit dem Privileg des Festwortes belohnt, und diese Fähigkeit haben sie dann später den Menschen mitgeteilt. Wie die Menschen den Gesang der Musen empfangen haben, darüber sprechen viele Mythen. Eine von ihnen erzählt Sokrates im Phaidros von Piaton. Demzufolge gerieten einige Leute vor Freude am Gesang in eine so große Verzückung, daß sie auch das Essen und Trinken vergaßen und starben. Aus ihnen ist das Geschlecht der Grillen geworden, dessen Belohnung darin besteht, daß es auch ohne Trank und Speise glückselig singt, obendrein aber bringt und trägt es den Musen die Nachrichten über verschiedenen Künsten huldigende Menschen. 11 Ein anderes literarisches Beispiel des Vererbens des schön klingenden Musenwortes den Sterblichen besteht in der Berufungsgeschichte von Hesiod am Anfang der Théogonie. Dem am Helikon seine Herde weidenden Hirten haben die Töchter von Zeus einen Lorbeerzweig überreicht, und damit haben sie ihm die göttliche Stimme beschert. Dadurch erhielt dieser einfache Bauer die Fähigkeit der Verkündigung der ewig lebenden Götter, derart gelangte er zum Geheimnis der Geburt der Himmlischen. 12 Die zu Grillen gewordenen Menschen und die Dichter sind gleichermaßen die Verzauberten der Musen, aber die Letzteren sind zugleich Auserwählte. Das Zum-Dichter-Werden ist nichts anderes als das Teilhaftigwerden des Menschen am Göttlichen, das heißt eine Einweihung. Das Abzeichen der Eingeweihtheit ist der Lorbeer, die hochpreisenden, betenden und einen Dank zum Ausdruck bringenden invokativen Formeln des jeweiligen Dichters erfüllen aber die Rolle eines den himmlischen Mächten entrichteten Opfers. Diese, eine religiöse Verehrung ausdrückende, Geste der Sprache hatte zuerst und ihrem Wesen nach den Musen gegolten: auf ihrer Spur entstand das Werk. Das verherrlichende feierliche Wort geht auch später auf dieses Urbeispiel zurück. Es bewahrt auch dann etwas von seiner Sakralität, wenn es keinen Gott, sondern nur jemanden, der solcherart verehrt wird, jemanden, der mit einem Gott verglichen wird, damit auszeichnet. Die beiden Geschichten tragen einen paradigmatischen Wert. Das Märchen über die Grille exemplifiziert die magische Kraft der Kunst, das Zum-Dichter-Weihen von Hesiod die Gesalbtheit des im Laufe der Zeiten zu einer symbolischen Gestalt gewordenen Künstlers. Ihre allegorischen Bedeutungen verflechten sich miteinander in der mythischen Vorstellung über den göttlichen Ursprung und die Heiligkeit der Kunstschöpfung. Ars und laudatio bilden also keine gelegentliche Wortassoziierung: wenn die Kunst dem Lobe des göttlichen Prinzips dient, dann ist sie, zusammen mit ihrem Schöpfer, auch selber dem Lobe wert. II. DAS LOB VON KUNSTMALERN UND BILDHAUERN IM UNGARN DES VERGANGENEN JAHRHUNDERTS Diese Topoi wurden auch in die geschriebene und gesprochene Überlieferung der ungarischen Sprache eingebaut. Die hervorragenden Leistungen unserer Bildhauerkunst und Malerei des 19. Jahrhunderts wurden von bekannten oder unbe­kannten Dichtern, Publizisten oder Berufsgefährten mit Gelegenheitsgedichten, würdigenden Worten, Erinnerungsreden, mit huldigenden, lobpreisenden Inschriften beehrt, indem sie die klassischen Wendungen der Rhetorik auch mit den Ge­schmacksnormen ihres eigenen Zeitalters bereicherten. Wir wollen von diesen einige charakteristische Beispiele sehen. „...Auf deine Stirn richtet Calliope einen Kranz" Huldigende Gedichte an István Ferenczy Im Jahre 1 814 ist István Ferenczy als ein Schlosserlehrling aus der ungarischen Stadt Rimaszombat nach den Künstlerzentren Europas, nach Wien und nach Rom, aufgebrochen. Nach zehn Jahren ist er als ein selbstbewußter Bildhauer, der die Werkstätten von Canova und Thorwaldsen zurückgelegt hatte, sozusagen in einem Triumphzug nach Ungarn zurückgekehrt. Nach achtzehn Jahren hat er hier als erster den Titel eines Künstlerakademikers erlangt. Zweiundvierzig Jahre später hat sich dennoch sein Lebenswerk in der Einsamkeit seiner Geburtsstadt, wo er, vergessen und beiseite gestellt, mit Unzufriedenheit zu ringen hatte, abgeschlossen. Sein Lebenslauf bildet eine bis heute mythisierte Karrieregeschichte unserer heimischen bildenden Kunst. Es ist exemplarisch, wie in ihr die gut bekannten Momente der Zurückgebliebenheit der ungarischen Bildungsverhältnisse des vergangenen Jahrhunderts, der vorübergehenden Möglichkeit des Ausbruches und der abermali­gen Schließung der Perspektiven erscheinen, ebenso, wie die zeitlos-klassischen Lehren der Vergänglichkeit des Ruhmes oder die romantischen Elemente der Popularität und der Einsamkeit. Über die Laufbahn Ferenczys haben wir ein verhältnismäßig genaues Bild. Die Fachliteratur der Kunstgeschichte hat auch die Bewertung des Lebenswerkes verrichtet. 13 Wir mögen nun die nach einem klassischen Muster verfertigten Gedichte und einige Wendungen der literarischen Gattung des dichterischen Briefes, der ars epistolandi, mit denen die Zeitgenossen seine am besten gelungenen Werke verherrlichten, oder mit denen sie ihn selber nach seinem Tode beiweinten, in Betracht nehmen. Dieser Brauch der literarischen Protektion der Kunst ist im Laufe des 19. Jahrhunderts durchgehends nachweisbar, und

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