Nagy Ildikó szerk.: ARANYÉRMEK, EZÜSTKOSZORÚK, Művészkultusz és műpártolás magyarországon a 19. században (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 1995/1)
TANULMÁNYOK / BEITRÄGE - KIRÁLY Erzsébet: „Laudatio artis" 19. századi képzőművészetünk dicséretének egykorú emlékei
und die Weisheit. 6 In dieser Form verdient sie es, mit dem rednerischen Mittel der „Vergrößerung" heraufstilisiert zu werden. Die Vergrößerung kann in allen Redearten angewandt werden, aber sie paßt am besten doch zur vorweisenden Rede. 7 Die andere theoretische Quelle der hochpreisenden Rede des Altertums stammt schon aus der römischen Kaiserzeit. Im am Ende des 1. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung entstandenen, auf zwölf Bücher geteilten, und den Titel De institutione oratoria tragenden Grundwerk der Rhetorik des Autors M. Fabius Quintilianus hat sich die hochpreisende Rede (genus demonstrativum) bereits von aller Gebundenheit ans griechische Ethos losgelöst. Im 7. Kapitel des III. Buches kommen die Fälle des zuerst den Göttern, dann den Menschen, beziehungsweise den sachlichen und begrifflichen Dingen geltenden Hochpreisens (laus, laudatio) an die Reihe. Wie es Quintilianus behauptet, huldigt der Orator zuerst der „Hoheit" der Götter, und nur dann ihren „Erfindungen", mit denen sie der Menschheit einen Segen brachten. So ist Jupiter in der Regierungsführung der Welt lobenswert, Mars im Kriege, Neptunus auf dem Meere. Minerva hat die Kunst erfunden, Mercurius den Beruf des Schreibens und der Sprache, Apollo die Wissenschaft des Arztes, Ceres das Getreide, Liber den Wein. Wenn wir Menschen hochpreisen, setzt der Autor fort, bildet den Gegenstand der Vorweisung zuerst die Abstammung der illustren Persönlichkeit, seine Ahnen, die seiner Geburt vorangegangenen Wunderzeichen. Neben Schönheit und Kraft sind besonders die heldenhaften Gesten und Handlungen zu würdigen, da doch die Zuhörerschaft stets gerne darüber hört, daß jemand als erster oder einzig und allein irgendeine außerordentliche Tat durchgeführt hat, insbesondere, wenn er es im Interesse anderer Menschen getan hat. Der Redner muß auch der dem Tode des hochgepriesenen Menschen folgenden Zeiten, das heißt der Nachwelt gedenken, der zu seiner Verehrung eingebrachten Beschlüsse, der ihm offiziell errichteten Statuen, der Art und Weise seiner „Vergötterung". Man kann über eine große Vergangenheit verfügende Städte, Werke loben, dementsprechend, welches Kultes Teile sie bilden, in welchem Maße sie nützlich sind, wie schön sie sind, und wer ihr Schöpfer ist. Ferner kann auch die schöne Gegend, der hervorragende Spruch hochgepriesen werden, ja, es sind sogar dem Traume und dem Tode gewidmete Lobreden in schriftlicher Form bekannt. 8 Die den Rednerschülern zugedachten Instruktionen des Quintilianus nähren sich schon von den Erfahrungen des Kaiserkultes des silbernen Zeitalters. Die Ausbreitung der Lobformeln auf banale Gegenstände bezeugt aber den Umstand, daß die Unterrichtsstoffe der griechischen Rhetorenschulen zu einem Spiel mit Schablonformen geworden sind. Das schön gestaltete natürliche Reden hatte schon in den Zeiten von Homer einen ausgezeichneten Rang. Die Jünglinge haben auch darin ihre Kraft miteinander gemessen, ebenso wie im Speerwerfen und im Handgemenge. 9 Dem Worte (logos) überhaupt, und besonders der laut rezitierten mündlichen Rede hat man bis zum Ende der Antike einen besonderen Wert beigelegt. 10 Im Zeitalter von Piaton waren die Vorführungen der Rhapsoden bei den festlichen Veranstaltungen des Griechentums noch allgemein beliebt gewesen. Diese Meister der Rezitation hielten im Gedächtnis des Volkes die aus den Epen gut bekannten Legenden der Götter, der Helden, der vornehmen Sippen wach. Damit setzten sie eine uralte Tradition fort, die Tradition der Berufsdichtet-Sänger. Für Belohnungen, für eine Unterkunft und Essen haben die Sänger, indem sie die Höfe der Aristokraten-Sippen durchwanderten, ihre Zuhörerschaft ergötzt und ihr zugleich Unterricht gegeben. Auf Wunsch ihrer Auftraggeber haben sie die Vorgeschichte des trojanischen Krieges, seine Episoden, die Geschichte der Heimkehr der Helden neuerzählt, und inzwischen haben sie sich auch über die ruhmvolle Rolle der Ahnen des Gastgebers in diesen Geschichten ausgelassen. Die viel reisenden Sänger verfügten über ein breites Spektrum der verbalen Kultur, und für ihre Weisheit wurden sie des Dankes und der Achtung der Zuhörerschaft teilhaftig. Die Erbschaft ihres traditionellen Gegenstandes und ihrer gehobenen Stimme haben, nach dem Untergang der großangelegten Kunstgattung des Epos, sowohl die einen künstlerischen Anspruch stellende Prosa, wie auch die Kunstarten der lyrischen Dichtung als Gemeingut übernommen. Die traditionellen sittlichen Werte haben innerhalb der Lyrik im Lebenswerk der drei Klassiker des Chorgesanges, Pindar, Simonides und Bakchylides, ein Hochpreisen gewonnen. Ihre Tätigkeit ging dem Zeitalter der panegyrischen Reden um etwa ein halbes Jahrhundert voraus. Alle drei bewegten sich in den Höfen der vornehmen Leute und arbeiteten für ein hohes Honorar. Sie schrieben ihre Gelegenheitsgedichte, indem sie für den Auftrag auch miteinander wetteiferten. Pindar errang seine größten Erfolge mit seinen Siegesoden (epinikia). Diese schrieb er zu den siegreichen Männern der Sportwettkämpfe von Olympia, Delphoi, Isthmos und Nemea. Mit den Stimmen des Hochpreisens hat er nicht nur die Person des Siegers beehrt, sondern auch die mit einer Patina belegte Sippe dessen, beziehungsweise die Götterwelt von Homer und Hesiod, von der sich die Aristokratie abstammen ließ. Pindar hat auch die Rolle des Lehrers und des Weisen weitergetragen. Er hat seine Gnomen über die göttliche Auserwähltheit des Dichters, über die Unberechenbarkeit der Entscheidungen der himmlischen Mächte, über die Belohnung der Tugend oder über die Unsterblichkeit des Rufes in die Lobe hineingewoben. Auch Simonides hat, zusammen mit seinem Neffen Bakchylides, die Überlieferung der Wanderdichtung fortgesetzt. Zur Zeit der persischen Kriege war er der charismatische Dichter der Hellenen gewesen, der den Athener und Spartaner Heldentoten im Gedicht ein Andenken stellte. Seine Siegeshymnen (hymnoi) sind in Bruchstücken geblieben, aber wir kennen von ihm auch verherrlichende Lieder (enkomia), Trauerlieder (threnoi), Grabinschriften (epigrammata), Elegien (elegeia), Weinlieder (skolia). Bakchylides schrieb einen mythischen Gegenstand tragende verherrlichende Gedichte (dithyramboi), Paianen (paianes), Mädchenchöre (partheneia), Tanzlieder (hyporkhemata). Wie es aus der Vielfarbigkeit der Gedichtarten hervorgeht, erklang das Festlied nicht nur in den Fürstenhöfen, und nicht nur zum Lobe der himmlischen Mächte und der von ihnen entstammten Leute. Das Festlied war bei jedem ausgezeichneten Ereignis der griechischen Lebenswelt anwesend, mit gemeinsamem Tanze, von Blas- oder Saiteninstrumenten, von Gesangstimmen begleitet, bei den Gelegenheiten der Opferzeremonien, des Begräbnisses, des Trauers, des Hochzeitsfestes, des Festmahles. Die in diesem Milieu heimische Lyrik hat alsbald auch den sich selbst gestaltenden und als Selbstwert aufgefaßten Menschen verewigt. Zum Besingen seiner Schönheit, seines sterblichen Wesens, seiner körperlichen und geistigen Freuden, Kümmernisse und Schwächen hat ebenfalls das klassische Zeitalter die bis heute lebendigen, selbständigen lyrischen Gedichtsformen zur Reife gebracht.