Nagy Ildikó szerk.: ARANYÉRMEK, EZÜSTKOSZORÚK, Művészkultusz és műpártolás magyarországon a 19. században (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 1995/1)

TANULMÁNYOK / BEITRÄGE - SZABÓ László: Iskolai szemléltető képek 1872-ből

LÁSZLÓ SZABÓ Anschauungsbilder für Schulen aus dem Jahre 1872 An den verehrten Herrn Künstler Ferenc Újházy'* Ihren am 75. Januar des laufenden Jahres an meinem Abteilungsrat Pál Gönczy in der Angelegenheit der für die Volksschulen zu verfertigenden Anschauungsbilder gerichteten Antrag, wonach: Sie sich mit Ihren zehn Mitgliedsgefährten vereinigend, das Zeichnen von auf 40 Tafeln geplanten Anschauungsbildern für Volksschulen, jede Tafel in der Breite von 20" und Höhe von 28", in Federzeichnung und das Musterblatt künstlerisch koloriert, herzustellen unternehmen, nimme ich mit jener Modifikation an, daß ich das Erscheinen der auf 40 Tafeln geplanten Anschauungsbilder in zwei Folgen zu teilen wünsche, und in der ersten Folge werden Sie in diesem Jahre die ersten 20 Tafein zeichnen und kolorieren, und bezüglich der Zeichnens der verbleibenden, ebenfalls aus 20 Tafeln bestehenden, zweiten Folge werde ich nach der Herstellung dieser ersten Tafeln von neuem disponieren. Für das Zeichnen und für die Kolorierung jeder Tafel werde ich die von Euer Herrschaft gewünschten 200 (zweihundert) Forints (Gulden) österreichischer Währung nach der Verrichtung und Bestätigung Ihrer Arbeit zuweisen lassen, zugleich stelle ich hinstichtlich Euer Herrschaft auch das teilhaftig werden jener bezüglich der Verfasser der anderen Volksschulenbü­cher bestehenden Wohltat in Aussicht, wonach von der zweiten Ausgabe Ihres Werkes angefangen, 20 zwanzig % des aus jeder Weiteren Ausgabe des Werkes stammenden reinen Ertrages Ihnen Selbst oder Ihren Nachfolgern solange vergeben werden soll, bis der Staat das Werk Euer Herrschaft nicht auf ein zweichmaßigeres als Ihres umzuwechseln richtig finden wird. Demgegenüber wird jedoch Euer Herrschaft verpflichtet werden sein die meinerseits inzwischen vielleicht als richtig betrachteten Verbesserungen unentgeltlich zu tätigen. Schließlich habe ich verordnet, daß zum Gebrauch der für die Verwirklichung dieses Zieles sich aus 70 Mitgliedern vereinigten Künstlergesellschaft H. Wagner's Werkstätten der Handwerker - Esslingen und Bilder für Anschauungsunterricht I. II. III. Lieferungen gekauft werde, welche Werke Ihre Gesellschaft aus der Bibliothek des Ministeriums gegenüber einer Empfangsbescheinigung zwecks Gebrauchs zu jeder Zeit herausnehmen Kann. 2 Ich erwarte, daß Euer Herrschaft den aus den 20 Tafeln auf sich zu nehmenden Teil nicht nur zweckmäßig, sondern auch binnen der möglichst kürzesten Zeit verfertigen werde. In Ofen, den 27. April des Jahres 7872. Dr. Tivadar Pauler Der Brief des Herrn Ministers Pauler bedeutet einen der Anfänge der für die bildenden Künstler gesicherten, nicht einem repräsentativen Zweck dienenden staatlichen Aufträge. Gleichzeitig spricht er über eine derartige Sachgemeinschaft, die bis jetzt außerhalb des Interessenkreises der kunstgeschichtlichen Forschung stand. Die staatliche Kunstbefürwortung, die Unterstützung der Künstler mit Aufträgen, mit Stipendien und Beihilfen, als eine Aufgabe der Kulturverwaltung, wurde von József Eötvös im Jahre 1869 formuliert. 3 Die seinerseits initiierte und ausgearbei­tete, im Gesetzartikel XXXVIII. des Jahres 1868 ans Tageslicht gekommene Reform des Unterrichtswesens gründete sich auf das System der eine verbindliche unterstufige Bildung sichernden Volksschulen. Aus dem Statsbudget unterstützt hatte die Vermehrung der Schulen und der Schulplätze, die Herausgabe der der Steigerung des Unterrichtsniveaus deinenden pädagogischen Mittel begonnen. So kam es zur Ausarbeitung der Typenpläne der Schulgebäude, zur Publikation der Lehrbücher und Leitbücher für die Elementarschulen, nicht nur in ungarischer Sprache, sondern auch in den Sprachen der Nationalitäten. 4 Der Leiter dieser Arbeiten war Pál Görgey Ministeriarabteilungsrat, später Staatssekretär gewesen, der auf Anruf von József Eötvös aus einem Pädagogen zum Staatsbeamten wurde. 5 Die Anschaffung der verschiedenen pädagogi­schen Hilfsmittel, beziehungsweise die Einleitung der heimischen Verfertigung dieser Mittel ist mit seinem Namen verbunden. Dem Inkrafttreten des Unterrichtswesengesetzes folgend wurden nämlich vorwiegend aus Deutschland und aus Österreich originelle oder den ungarischen Bedingungen entsprechend umgestaltete Anschauungsmittel, Landkarten, Globen, naturge­schichtliche Tafeln hereingebracht. 6 Die empfohlene Methode des Unterrichts bestand in der Anschauungsschulung, die nicht nur der Arbeit der Lehrer, sondern auch dem selbständigen Denken der Schüler und der präzisen Darlegung ihrer Gedanken half. 7 Der Auftrag von Tivadar Pauler bezog sich auf die Verfertigung der für die Sprach- und Intelligenzübungen notwendigen Anschauungsbilder, der sog. Betrtachtungsbilder, und bedeutete zugleich das erste, völlig heimisch hergestellte Unterrichts­hilfsmittel. 8 Obwohl wir keine Angaben darüber haben, weshalb eben Ferenc Újházy den Auftrag erhalten hatte, konnte darin jener Umstand mitgespielt haben, daß dieser Kunstmaler der frisch ernannte Zeichenlehrer der Ofener Oberrealschule war und er auch als ein Gründungsmitglied des Ungarischen Gesellschaft für Bildende Kunst allgemein bekannt war. 9

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