Szinyei Merse Anna: Szinyei Merse Pál (1845-1920) (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai)

entwickelten ersten grossen Komposition, dei infolge der Führung seiner Professoren immer konventioneller und akademischer wurde, durchquälte, malte er zum eigenen Vergnügen erstaunlich frische, kleine Landschaftsaus­schnitte (Segelboot auf dem Starnberger See; Apfelstudie - Abb. VII.). Diesen folgte die Bade­hütte mit Knaben (1868 - Abb. X.), womit der junge Malerstudent das zentrale Motiv seines Lebenswerkes fand: das harmonischen Zusam­menleben von Mensch und Natur und die dem­entsprechende, natürlich einfache und doch gehobene Gestaltung. Zwar hatte er in seinen Zeichnungen schon ähnliches entworfen, doch ist dieses kleine Bild sein erstes Gemälde, in dem er zum ersten Mal eine aus der eigenen Zeit stammende „moderne" Gestalt in entspre­chenden Kleidung darstellt. Die Harmonisie­rung der menschlichen Gestalt und ihrer land­schaftlichen Umgebung im gestreuten Licht des trüben Wetters geschieht hier noch durch Ver­wendung perlmuttern grauer Töne. Sein ent­scheidender Schritt in Richtung seiner Haupt­werke war die Mutter mit Kindern (1868-69. Abb. XIII.). Das Ziel des Künstlers war es, eine feine und doch alltägliche Szene zu malen, und zwar in der Wirklichkeit entsprechenden hellen, klaren Farben. Da seinem heiterer Naturell der sonnenbeschienene Anblick am ehesten ent­sprach, setzte er seine Gestalten hier schon in eine lichte Landschaft. Damit hatte er auch für dieses neuartige Thema eine neue Formen­sprache gefunden. Das starke Glühen der grünen und roten Komplementärfarben, das das Gemälde des jungen Clngaren so frisch aus­strahlt, war damals auch in Frankreich noch un­bekannt. Seine Münchner Freunde erzählten ihm zwar von der 1867-er Pariser Weltausstel­lung, aber Szinyei Merse kam erst 1908 nach Paris. Da er kein einziges ähnliches Bild ge­sehen hatte, musste er seinen Stil allein finden. Mutter mit Kindern ist ein Übergangswerk, eine wichtige Station auf dem Weg zur Eroberung des Plein-air und gleichzeitig zum Hauptwerk, dem Picknick im Freien. Doch in der maleri­schen Ausarbeitung der Hauptgestalt ist noch das Streben nach klassischer Vollkommenheit gegenwärtig. Der weit nach hinten auslaufende Landschaftshintergrund ist auch schon wegen Anwendung der Luftperspektive zusammenge­fasster, weicher behandelt als die in ihrer plasti­schen Körperlichkeit dargestellte Gruppe der den ganzen Vordergrund einnehmenden Ge­stalten. In seinen genialen Skizzen, der 1869-er Schaukel und Wäschetrocknen hat Szinyei Merse auch diese Schwierigkeit bewältigt. Er öffnet keinen Blick gegen den weiten Horizont, wodurch er im begrenzten Bildraum jetzt schon eine vollständige malerische Einheit zwischen Mensch und Natur sichern kann. Die Figuren verschmelzen vollkommen mit ihrer Umge­bung: die in opaleszenten Farben schimmernde Schaukel (Abb. XVII.) ist eines der schönsten frühen ungarischen und mitteleuropäischen Beispiele der einheitlichen Anschauungsweise des Impressionismus. Die Bildeinheit ist hier nicht mehr durch einen vorherrschenden Farbton gesichert, sondern durch die gleiche Lichtstärke der vielzähligen Farbflecken die unter den Baumkronen im Streulicht aufschim­mern. Der junge Maler kam selbst auf dieses in der Weiterentwicklung der europäischen Malerei so wichtige Valeur-Problem: seine Skizze stand schon fertig auf der Staffelei, als er auf der internationalen Ausstellung im Münch­ner Glaspalast zum ersten Mal mit französi­schen Bildern in Kontakt kam. Eine ähnliche Lösung konnte er aber auch dort nicht finden. Mit seinem Wäschetrocknen (Abb. XVIII.) ging er noch weiter: im schattenlosen freien Flim­mern leuchten die in vollem Licht aufflammen­den klaren Farben wie Edelsteine. Diese Frei­licht-Komposition baute er auf die Komplemen­tärfarben auf, womit es ihm auf vielleicht noch neuartigere Weise gelang, die Einheit des An­blicks zu ergreifen. Mit seinen Skizzen gelangte Szinyei Merse in die erste Reihe der europä­ischen Malerei. Da er aber hievon keine Ahnung hatte und er weder in München, noch in seiner Heimat Ermutigung bekam, ja wegen der mo­dernen Kleidung und lebhaften Färbung seiner Figuren sogar verspottet wurde, wurde er manchmal unsicher. Er hätte sich nach Paris gesehnt, wohin ihn sein Freund W. Leibi auch zu kommen ermunterte, doch musste er hierzu verkäufliche Bilder malen. Dies ist die Erklä­rung seiner Rückkehr zu mythologischen Themen (Bacchanal, 1869), obgleich er sich vor Eröffnung der grossen Ausstellung, anläss­lich seines heimatlichen Urlaubs auch in der, bis dahin bei anderen nicht gesehenen Tonmalerei übte (Rosskastanienbaum-Studie), und später in München den Abendstern, dieses auch in seiner Anspruchslosigkeit poetische vorstädti­sche Detail malte. Der bald in Erfahrung ge­brachte Erfolg von Courbets Tonrealismus hätte ihn von der Richtigkeit seiner Bestrebun­gen überzeugen können. Szinyei Merse war aber kein ausdauernder Kämpfertyp und in erster Reihe brauchte er jetzt Geld. Deshalb malte er anstatt der wegen Unverständnisses unterbrochenen Schaukel die Replik der Mutter mit Kindern (Abb. XIV), dann das Liebespaar

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