Szinyei Merse Anna: Szinyei Merse Pál (1845-1920) (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai)

(Abb. XIX.), das im Vergleich zu seinen früheren Resultaten einen gewissen Rückschritt bedeu­tet. Seine technischen Mittel betreffend hatte er sich zwar weiterentwickelt: bemerkenswert sind die sich in gleichmässiger Beleuchtung des Streulichtes entfaltenden feinen Farben - doch sind die Figuren im Verhältnis zum traumhaft weichen Landschaftshintergrund zu stark um­rissen. Sein feiner Naturalismus erinnert an die Werke von Bastien-Lepage, hauptsächlich an Les foins (1877). Das ist deshalb eine interes­sante Tatsache, weil sich die als Nachkommen von Szinyei Merse zu betrachtenden Maler von Nagybánya (heute Baia Mare, Rumänien) in München um 1890 aus eben diesem Grunde für die französischen Maler begeisterten; wo doch ähnliche Resultate schon bedeutend früher, im Jahre 1870 in der ungarischen Malerei zu ver­zeichnen waren, noch dazu im Atelier Szinyei Merses, ebenfalls in München. Szinyei Merse entzog aber durch den Verkauf seiner Bilder (sie kamen nach Amerika) dieselben vollständig dem Blutkreislauf der europäischen Malerei. Dies hatte nicht nur zur Folge, dass der Maler weniger bekannt wurde, sondern schadete auch der Kontinuität der Entwicklung der ungari­schen Malerei. Das Liebespaar kam erst 1932 vom Ausland in ein ungarisches Museum, beide Varianten der Mutter mit Kindern sind bis zum heutigen Tage in amerikanischem Privatbesitz. Nach Ausbruch des deutsch-französischen Krieges konnte er nicht nach Paris fahren und kehrte so zu seiner Familie nach Hause zurück. Während seiner fast zweijährigen Zurückgezo­genheit in Jernye malte er ausschliesslich Fa­milienbilder, ein Altarbild und eine Naturstudie. Seine von seinem Vater und seiner Schwester 1870 gefertigten Porträts sind bedeutende un­garische Beispiele der in die Seele dringenden realistischen Porträtmalerei. Im Juni 1872 nach München zurückgekehrt, entströmte ihm sozusagen die Erste Skizze zum Picknick im Freien. Auch alle anderen bedeu­tenden Werke, die er bisher geschaffen hatte, entstanden aus daheim gereiften Bildideen. Bei ihrer Entstehung stand er noch unter dem Ein­fluss des Zaubers der heimischen Natur und seiner angenehmen Erlebnisse. Zurückgelangt in die inspirierende Münchner Künstlerwelt konnte er ganz originelle, neuartige Werke schaffen. Er Hess sich dabei nicht von den konservativen Kräften behindern, die damals gerade erst einsetzten und diese Art der Entwicklung der Malerei zurücknehmen wollten. Vielleicht ist dies der Grund, weshalb seine Kunst so sehr verschieden ist von allem, was in der Nähe der bayrischen Malerakademie entstand. Die ikonographischen Vorbilder seines Pick­nicks im Freien (1872-73, Abb. XXXI.) sind in den französischen Déjeuner-Bildern zu suchen. Doch keines derselben konnte Szinyei Merse beeinflusst haben, da er sie nicht gesehen hatte. Ausserdem weicht sein Stil von ihnen allen ab. Doch hat er seinem damaligen Ateliernach­barn, A. Böcklin, viel zu verdanken, denn er war es, der ihn beim Malen des Bildes zur Steige­rung der Farbenkraft ermunterte. Einen Ein­druck der Atmosphäre ihrer Gespräche gibt die erstaunlich gewagte, feurig gefärbte Skizze des Ateliers (Abb. XXX.). Das Funkeln der mit Licht erfüllten Atmosphäre des Picknicks im Freien, seine frische Wahrhaftigkeit ist aber weit ent­fernt von der Gekünsteltheit der mythologi­schen Bildwelt Böcklins. Die vollkommen aus­geglichene Plein-air-Komposition ist das be­deutendste mitteleuropäische Ergebnis der vollen Entfaltung der neuen Naturanschauung. Doch leider konnte sie auf die ungarische Malerei kaum Einfluss ausüben, da ihr Schöpfer das Gemälde nach kurzer Münchner und Wiener Ausstellung im Jahre 1873 wegen all­gemeinen Unverständnisses mit nach Hause auf sein Gut in Oberungarn nahm. 1883 erhielt das Bild in Wien und Budapest wieder schlechte Kritiken und erst 1896 enrtete es endlich Erfolg und kam ins Museum. In seiner unmittelbaren münchner Umgebung aber ist die zeitweilige Wirkung des Picknicks im Freien nachweisbar: Die frischen Skizzen von Fritz Schider, Albert Lang, A.Liezen-Mayer oder J. Benczúr, die zwi­schen 1873 und 1875 entstanden, können nur mit dem Beispiel Szinyei Merses erklärt werden. Während er das Picknick im Freien malte, entstanden mehrere kleinere Meistertücke. Von diesen erhielt die Badehütte (1872) auf der 1873-er Wiener Weltausstellung eine Kunst­Medaille. Sturm auf dem Starnberger See ist eine glänzende Naturstudie. Die kleinen Skizzen von Idylle, Rococo (1872- Abb. XXIV, XXV.) und Spaziergang in Tutzing (Abb. XXVIII.) dagegen zeigen den jungen Maler als in München unerreichbaren Virtuosen der schwungvoller Pinselführung und des kräftigem Kolorits. Auf grünem Rasen (1873 - Abb. XXXV.) ist einer der modernsten Bildentwürfe Szinyei Merses: seine Analogien sind aus­schliesslich im reifen französischen Impressio­nismus auffindbar. Den hier erprobten herrli­chen Farbkontrast von Lila-Gelb-Grün machte er sich ein Jahr später in seiner Dame in Lila (Abb. XXXII.) zu Nutzen, aber schon ohne die frische Unmittelbarkeit der kleinen Skizze.

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