Török Gyöngyi: Gothische Tafelbilder und Holzskulpturen in UngaGothische Tafelbilder und Holzskulpturen in Ungarn, Führer durch die Dauerausstellung der Ungarischen Nationalgalerie (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2005/4)
I. Obergeschoß - Der Thronsaal
Die Arbeiten an einem Altar konnte zwar auch ein einziger Meister ausführen, aber die größeren Aufträge wurden vom leitenden Meister - meistens war er zugleich der Unternehmer - unter seinen Schülern und Werkstattgenossen aufgeteilt. Europäische Quellen aus dem 15. Jahrhundert berichten meist über Zünfte von Handwerkern, aber auch die Künstler gehörten vielfach dazu. Eigene Malerzünfte gab es nur in den größeren Städten, und diese nahmen auch die Holzschnitzer und die Faßmaler auf, wurden doch die Holzfiguren meist farbig gefaßt. Die Arbeit der Faßmaler begann - wie die der Tafelmaler - mit der sorgfälligen Kreidegrundierung. zum Malen und Vergolden kam es erst danach. In der zweiten I lallte des 15. Jahrhunderts ist es allgemeiner Brauch geworden, daß der Auftraggeber vor Beginn der Arbeit den Entwurf (Riss. Visierung) des ganzen Altars sehen wollte, der am häufigsten vom Maler gezeichnet wurde. Der Unternehmer war dazu verpflichtet, das vom weltlichen oder geistlichen Auftraggeber genau angegebene Programm, das im Vertrag und in der Entwurfszeichnung festgelegt wurde, genau einzuhalten. 30. Marienaltar ans der Andreaskirche von Liptószentandrás. um 1480