Török Gyöngyi: Gothische Tafelbilder und Holzskulpturen in UngaGothische Tafelbilder und Holzskulpturen in Ungarn, Führer durch die Dauerausstellung der Ungarischen Nationalgalerie (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2005/4)
I. Obergeschoß - Der Thronsaal
31. Marienaltar aus der Andreaskirche von Großschlagendorf. 1Í83 Der Flügelaltar, ein auf der Altarmensa gestelltes Retabel, besteht aus einem festen Mittelteil - einer Predella und einem Altarschrein darüber, verschließbar durch einfache oder doppelte Flügeltüren. Durch Öffnung und VerschÜeßung ließ sich der Altar mehrfach wandeln - daher der Name Wandelaltar -, dadurch konnten die Themen der Darstellung je nach Kirchenfesten aufgeteilt werden. Die Altäre waren im größten 'feil des Kirchenjahres verschlossen, die Gläubigen sahen den reich geschnitzten Altarschrein und die Innenseiten der Flügel mit reicher Vergoldung nur an den hohen kirchlichen Feiertagen, In den Altaren des la. Jahrhunderts wurden meist noch Reliquien bewahrt. Bei den Darstellungen war die typologische Gegenüberstellung von alttestamentlichen und neutestamentlichen Szenen noch allgemein verbreitet, im 15. Jahrhundert verschwand der Themenkreis des Alten Testaments fast völlig aus dem Programm. Neben den beiden neutestamentlichen Themen der Passion Christi und des Marienlebens trat das heben der Apostel und noch mehr das der Heiligen in den Vordergrund. Bei der Wahl der Heiligen kamen m erster finie die Schutzheiligen der Kirche, des Stifters und der Patron des Altars in trage. Hinzu kamen weitere Heilige, die in der Kirche, in der Stadt oder in der Diözese verehrt wurden, örtliche Bezüge kamen in dieser Hinsieht mehr zur Geltung.