Markója Csilla szerk.: Mednyánszky (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2003/2)
Das Leben und die Kunst von László Mednyánszky, mit besonderer Rücksicht auf die Periode vor - Zora Ondrejceková: László Mednyánszky und das Foto
Eduárd Mednyánszky, seine Gattin Marianna Szirmay und ihre beiden Kinder László und Miri. 1869 (SNG Archiv, Strázky, Inv.-Nr. 20 FE 1) László Mednyánszky als Student. 1869 (SNG Archiv, Strázky Inv.-Nr. 20 E lb) Das nächste, bereits erwähnte Foto von László Mednyánszky stammt aus dem Jahr 1869. Eduárd Mednyánszky fuhr mit seiner Familie nach Presov, um sich im Atelier von Károly Divald fotografieren zu lassen. Außer dem gemeinsamen Familienfoto wurden noch weitere drei Aufnahmen gemacht, je eine von Eduárd Mednyánszky, von seiner Frau Marianna Szirmay und vom Sohn László. Vermutlich wurde auch von Miri ein Foto gemacht, doch konnte diese im Nachlass nicht mehr gefunden werden. Das gemeinsame Bild wurde durch Károly Divald zum idealisierten Familienporträt 6 (Abb. 2). Dem Zeitgeschmack gemäß ließ er die Personen eine theatralische Pose annehmen. Marianna Szirmay ist als gebildete Dame und sorgende Mutter dargestellt. Das Buch in der Hand beider Elternteile sollte diesmal vielleicht mehr als bloß Symbol des Wissens und der Bildung sein, da Mednyánszky wegen seiner Kinderkrankheiten in erster Linie von den Eltern unterrichtet worden war. Einen Hauslehrer erhielt der Knabe erst mit elf oder zwölf Jahren. Seine Schwester schreibt: „Da ihm das Lernen verboten wurde, bekam er keine Hausaufgabe. Während des Unterrichts, solange der Lehrer ihm den Lernstoff erklärte, malte oder zeichnete László. [...] Ungeachtet dessen, dass er kaum etwas gelernt hat, erwarb er sich trotzdem durch die Erzählungen und Plauderei unserer Eltern eine umfangreiche allgemeine Bildung. Papa berichtete ihm jeden Abend etwas aus der Geschichte, und zwar in Form eines Märchens, Mama sprach ihm indes von ihrer naturwissenschaftlichen Lektüre. Unsere Unterhaltung drehte sich fast immer um diese Themen." 7 László Mednyánszky war 17 Jahre alt, als ihn Divald fotografierte. Dieser stellte den jungen Mann als sitzenden Studenten dar, der seinen Hut verträumt auf dem Knie hält, so dass dadurch seine beiden Hände bedeckt sind (Abb. 3). Károly Divald stellte mit dem Foto in der Größe einer Visitenkarte von der damals 46 Jahre alten Marianna Szirmay das Porträt einer außerordentlich repräsentativen Dame her (Abb. 4). Sie wurde in Seitenansicht fotografiert, äußerst elegant in einem schmuckverzierten Kleid. Trotz der prächtigen Aufmachung fesselt ihr liebliches, weiches Profil. Die Mutter des Künstlers sieht jünger aus als sie damals in Wirklichkeit gewesen ist. Im Kalender des Jahres 1883 von Margit Mednyánszky fanden wir eine Charakterisierung über die damals 59 Jahre alte Mutter, die um diese Zeit nur ein halbes Jahr mehr leben sollte: „Mitte Juni begaben wir uns nach Mindszent, auch Bolza ist mit uns. Mutter war überwältigend, sie trug ein langes cremefarbenes Batistkleid, und da sie in den letzten Tagen Ohrenschmerzen gehabt hat, umhüllte sie ihren Kopf mit Spitzen von ähnlicher Farbe, auf ihren Schultern hing ein Mantel mit lilafarbenen Amethyst-Stiefmütterchen, ihre Hautfarbe war lebhaft, aber blass, ihre Lippen dunkelrot, ihre Augen grün - sie sah aus, wie eine junge, dreißigjährige, schlanke, anmutige Frau. Man hatte Freude an ihren langen, federnden Schritten. Albin [Albin Csáky] und die anderen, die untertags angekommen waren, sagten dasselbe: Es gibt nichts wunderbareres und spannenderes auf der Welt, als sich mit ihr zu unterhalten." 8 Miri trug noch eine Erinnerung im Zusammenhang mit ihrer Mutter in den Kalender ein: „Abends, bevor das Licht angezündet wurde, schauen wir noch in jedes Zimmer hinein. Mutti erzählt Phantastisches über Spanien: im Salon sitzend sehen wir den Abendstern und den Sonnenuntergang. Eines Abends führte uns Mutti spanische Tänze vor. Sie ist unglaublich wendig und anmutig, wer ihr nicht ins Gesicht blickt, würde glauben, er sehe ein junges schlankes Mädchen vor sich". 9 Das Foto ist schon deshalb sehr wertvoll, weil das die einzige Aufnahme ist, die die Mutter des Malers alleine zeigt, abgesehen von ihrem Foto auf dem Totenbett. 10 Vom Vater des Malers, Eduárd Mednyánszky sind mehrere Bilder erhalten. Von 1863 bis 1880 ließ er sich in Ateliers in Pest, Presov, Rom, Paris, sodann erneut in Budapest insgesamt sechsmal fotografieren. Um 1863 trat er zweimal vor die Kamera im Atelier von György Mayer und Antal Simonyi (1821-1892), wo aufgrund überlieferter Aufnahmen auch andere, bisher nicht identifizierte Mitglieder der Familie Mednyánszky verkehrt haben." Vielleicht befand sich auch die Mutter des Malers unter ihnen. Im Jahr 1869 machte Károly Divald in Presov ein selbstständiges Porträt in Visitenkartengröße von Eduárd Mednyánszky (Abb. 5). Wahrscheinlich 1878, während seines Aufenthaltes in Italien, war von ihm im römischen Atelier von H. Le Lieure ein größeres, repräsentatives Porträtfoto gemacht worden, das in einen von G. Giradet angefertigten Lederrahmen gefasst wurde (Abb. 6). In demselben Atelier entstand auch das etwas kleinere Foto seiner Tochter Miri. Während der Fotograf bei der Aufnahme des Vaters auf das Gesicht konzentriert war, spielten im Falle von Miri die Bekleidung und die Anordnung des Hintergrundes eine ebenso wichtige Rolle. Eduárd Mednyánszky hielt sich im Jahr 1878, zur Zeit der Weltausstellung in Paris auf. 12 Wahrscheinlich wurden aus diesem Anlass die Porträtfotos von ihm und seiner Tochter im Atelier von A. Liébart gemacht. Diese sind einfache, ovale, visitenkartenförmige Porträts. Die letzten - Kabinettfotos - von Eduárd Mednyánszky entstanden um 1880 im Budapester Atelier von Ede Ellinger. 13 Vom Bild blickt uns ein ehrenwerter, ausgeglichener Herr gesetzten Alters an (Abb. 7). Aus dem Pester Atelier von Béla Gévay stammt das Jugendporträt von László Mednyánszky. Er trägt einen Hut, was um jene Zeit verhältnismäßig ungewöhnlich war. 14 Nach den Erinnerungen von Miri erkrankte Mednyánszky im Jahr 1870 in der Schweiz, „seine üppigen seidenen Haare verlor er, sie wuchsen ihm auch später nicht nach". 15