Markója Csilla szerk.: Mednyánszky (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2003/2)
Das Leben und die Kunst von László Mednyánszky, mit besonderer Rücksicht auf die Periode vor - György Sümegi: József Wolfner und László Mednyánszky. (Die Sammlung Wolfner-Farkas)
József Wolfner formulierte in seiner retrospektiven Zusammenfassung außerdem: „Die ,Leibeigenen' von Mednyánszky verursachten uns so viel Schaden und kosteten uns so viel Mühe, dass uns die Lust zu ähnlichen Unternehmungen' genommen wurde." 9 Kurzum, es gab sicherlich auch andere Künstler, die von der Firma in ähnlicher Weise gemanagt werden wollten, doch lehnte Wolfner diesbezügliche Ansuchen gerade wegen der Erfahrungen mit Mednyánszky ab. Aus den bisher veröffentlichten Dokumenten geht eindeutig hervor, dass der Maler zuerst vier Jahre lang von József Wolfner als Privatperson, später von der Singer und Wolfner Verlags AG, im vereinbarten Maß unterstützt wurde und vor allem dadurch seine Lebensund Arbeitsverhältnisse gewährleistet waren. Diese Beziehung wurde (etwas übertrieben) auch so dargestellt, dass József Wolfner, respektive der Verlag Singer und Wolfner, extrem kapitalistisch gewesen und Mednyánszky während der Laufzeit der Verträge mittels ausbeuterischen Methoden gezwungen worden wäre, all seine Arbeiten zu übergeben. Die Produktion auf Lager bedeutete jedoch, dass die Werke des Malers aus dem Handel gezogen wurden. Sie existierten sozusagen als tote Kollektion und konnten wegen des Ausfalls am Kunstmarkt, sowie mangels einer Beteiligung an Ausstellungen kaum zur Erkenntnis des künstlerischen Œuvres beitragen. Entgegen dieser übertriebenen, einseitigen und ungerechten Einstellung muss festgestellt werden, dass zum Unterhalt der kostspieligen Lebensweise Mednyánszkys grundsätzlich, fallweise und zeitweilig fast ausschließlich József Wolfner, später die Firma Singer und Wolfner, beigetragen haben. Die Frage kann von verschiedenen Seiten betrachtet werden, sicher aber ist, dass nicht zuletzt dadurch die Lebens- und die Arbeitsverhältnisse von Mednyánszky gewährleistet waren und damit der ungarischen Kunst ein guter Dienst erbracht wurde (Abb. 1). Die Beziehung zwischen Wolfner und Mednyánszky erstreckte sich (außerhalb des offiziellen Rahmens ihres Vertrages) auf fast alle Lebensbereiche. Sie trafen einander oft in Budapest, in Wien oder an Wolfners Urlaubsort in der Tatra. Zur Finanzierung von Mednyánszky gehörte auch die regelmäßige oder zeitweilige Unterstützung von dessen Proteges. Besonders human erwies sich Wolfner, als der dem kranken Bálint Kurdi, einem Freund Mednyánszkys, den besten Budapester Arzt in die Stadt Vác schickte. 10 Umgekehrt ließ sich Mednyánszky auf seinen Streifzügen, seinen Malerreisen, von István, dem Sohn Wolfners begleiten (zwischen 1900 und 1902), der bereits in frühen Jahren sein Interesse für die Malerei bekundete. Während des Krieges verabsäumte es Mednyánszky auch nie, sich nach dem Befinden von Pista (dem späteren István Farkas) zu erkundigen. Wolfner bemüht sich wiederum, den Maler auch für die Publikationen seines Verlages zu verwenden. Károly Lyka notierte, dass József Wolfner „der erste bei uns war, der die Lehrbücher mit Meistern illustrieren ließ, wie z. B. László Mednyánszky." 11 In den Zeitungen und Zeitschriften des Verlages Wolfner wurden Mednyánszkys Werke regelmäßig veröffentlicht und Berichte über seine Kunst publiziert. 12 Es war kein Zufall, dass Dezső Malonyay, der „Hausautor" des Verlages, der mit Mednyánszky befreundet war, die erste MednyánszkyMonografie veröffentlichte. 13 (Auch Lyka scheint dem Maler nahe gestanden zu haben, denn in seinen Briefen an Wolfner ließ Mednyánszky „Carlo" immer wieder grüßen und erkundigte sich nach dessen Befinden; außerdem ist überliefert, dass er diesem immer seine fertigen Werke gezeigt hat.) Auch die Räume des Verlages dekorierten seine Gemälde. György Sándor Gál, der seinen dort arbeitenden Vater oft aufsuchte, schrieb in seinen Erinnerungen: „Ich bewunderte jeden Tag die wunderschönen Bilder an den Wänden der Büroräume der Firma Singer und Wolfner. Die Räumlichkeit waren nämlich mit den Bildern von Mednyánszky, Rudnay, später István Nagy geradezu austapeziert." 14 Diesen Zustand veranschaulichen zwei Aufnahmen, auf denen József Wolfner in seinem Büro zu sehen ist. Hinter ihm an der Wand hängen in mehreren Reihen Bilder, wobei deren Anordnung auf den beiden Aufnahmen (zwischen denen 18 Jahre liegen) unterschiedlich ist - an höchster Stelle aber hängt beide Male dasselbe Mcdnyánszky-Bild 15 (Abb. 2). Auch die Mitarbeiter, Verfasser und Autoren des Verlags Singer und Wolfner schätzten Mednyánszkys Werke sehr. Mehrere von ihnen (Kálmán Csathó, Irén Gulácsy, Ferenc Herczeg, Gyula Pékár usw.) besaßen Arbeiten von ihm, 16 der Angestellte der Firma, Henrik Tamás, der später Galerist und Kunstsammler geworden ist, häufte sogar eine bedeutende Kollektion von Mednyánszkys Bildern an. 17 Neben dem Verkauf und dem Vertrieb sammelten natürlich auch József Wolfner, bzw. die Firma Singer und Wolfner Mednyánszkys Werke. Der Maler versuchte seine aufgelaufenen Schulden mit diesen früher in Kommission gegebenen, aber nicht verkauften Werken abzugelten. „Das übergebene Material, welches der Abgeltung seiner Schulden diente, machte beinahe 150-160 Bilder und Skizzen aus. [...] Die übergebenen Bilder gelangen zur Firma Singer und Wolfner." 18 Die von József Wolfner betriebene, bzw. mit Recht erwartete Ausstellung (schon wegen des erfolgreicheren Verkaufes der Werke) zögerte Mednyánszky jedoch so lange hinaus, dass sie letztendlich nicht zustande kam. Der Prozess nach seinem Tode warf auch auf die beim Verlag (und dessen Leiter) verbliebenen Mednyánszky-Werke einen Schatten: wahrscheinlich ist dadurch zu erklären, dass diese Werke als WolfnerSammlung nie in der Öffentlichkeit erscheinen konnten. Dabei gab József Wolfner nach dem Tode von Mednyánszky seine Tätigkeit nicht auf: so hatte er zwischen 1919 und 1926 einen Vertrag mit István Nagy. Ihre Beziehung charakterisierte einerseits die „übliche kapitalistische Kunsthändlerpraxis, die Produktion auf Lager", andererseits, was als unmittelbare Folge des vorigen zu verstehen ist, wurden „dem Künstler [dadurch] verhältnismäßig gleichmäßige, ruhige, sorgenfreie finanzielle Verhältnisse gesichert." 19 Wolfner beschrieb in seinem an István Nagy gerichteten, bislang nicht publizierten Brief 20 von den József Wolfner in seinem Büro (Andrassystraße 16), 1912 (Repr. Új Idők, 1912. 8. 12)