Markója Csilla szerk.: Mednyánszky (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2003/2)
Das Leben und die Kunst von László Mednyánszky, mit besonderer Rücksicht auf die Periode vor - Júlia Szabó: László Mednyánszky: Landschaftsskizzen, Landschafts- und Genrebilder
JÚLIA SZABÓ László Mednyánszky: Landschaftsskizzen, Landschafts- und Genrebilder Im Jahre 1890 stellte der Schriftsteller Zsigmond Justh auf zweieinhalb Seiten des Wochenblattes A Hét die Persönlichkeit und Kunst des Malers László Mednyánszky vor. Seine Gemälde mit düsteren Herbststimmungen seien „Genres", die „die Poesie der Unglückseligkeit vermitteln, die gleichzeitig aber, den Werken eines Tolstoi oder Dostojewski ähnlich, die Religion menschlichen Leidens verkünden. Seine Landschaften sind Genrebilder des Leidens, sie strahlen Vergänglichkeit aus." 1 Als diese Zeilen veröffentlicht wurden, war László Mednyánszky bereits seit über einem Jahrzehnt als Maler und Graphiker tätig. Er war ein herangereifter Künstler, ein Mensch, der von seiner Kindheit an viel gelitten hatte und im Mittag seines Lebens in den Augen seiner Freunde als viel erfahrener, sonderbarer Greis galt. In seinem Roman Fuimus verewigte ihn Zsigmond Justh als Lipót Czobor, der gleichsam die Rolle der göttlichen Vorsehung spielt, als alten Zauberer, der aus vornehmer Gesellschaft zum Nachtlager der Hirten läuft, um dort „frische Luft zu schnappen", der am liebsten zu Fuß geht und - im Roman - selbst seinem kranken Freund Linderung und einige glückliche Momente bereiten kann. 2 „Siehe" - sagt der Maler zu seinem Freund im Roman - „wie besonders schön und ergötzend die Wiedergeburt der verwesenden Materie ist, der Prozess der Ausscheidung, wie das, was zum Leben nicht mehr fähig ist, zum Nährboden neuen Lebens werden kann." 3 In Mednyánszkys Welt sah Justh deutlich die dialektische Beziehung von Leben und Tod, ferner, dass die Hauptgattung des Malers die Landschaftsbilder und das in die Landschaft eingewebte „Genre" darstellen. Letztere sind von jeder Biedermeier-Idylle fernstehende realistische Genrebilder; ähnliche entstanden in Paris bereits von den 1840er Jahren an, ferner waren sie seit dem Ende der sechziger Jahre des 19. Jahrhundert auch in deutschen und österreichischen Kunstzentren in großer Anzahl zu finden. Zur Gattung des „Genre" im weiteren Sinne des Wortes können auch die verschiedene Lebenssituationen, Schicksale oder Bestimmungen vermittelnden Kopfoder Gestaltstudien und Porträts Mednyánszkys gezählt werden, die er von seinen Eltern oder von einfachen Leuten anfertigte, in denen er erschütternde Charakterzüge zu entdecken wähnte, bzw. von Zsigmond Justh selbst, den er als seinen geistigen Gefährten verehrte. Andererseits konnten auch seine Landschaftsdarstellungen als Ausdrucksmittel der Erhabenheit, des Leidens oder der Leidenschaft, mitunter als Quellen der reinen Freude, verschiedenen „Genres" zugeordnet werden. Von wenigen frühen Zeichnungen und den Darstellungen einiger auch aus historischer Sicht wichtiger Orte abgesehen, 4 widmete sich Mednyánszky religiösen Themen nur vereinzelt. Aus seiner Welt verschwanden Geschichte und Mythologie, und auch das Christentum ist nur durch seine Requisiten (z. B. ein Kreuz am Wegrand) vertreten. Trotzdem ist der Malerei Mednyánszkys die einfache, alltägliche Welt der Evangelien, die vor allem das Leben, die Arbeit und das Leiden der einfachen Menschen darstellt, nicht fremd. Die Vergangenheit bot Mednyánszky als Geschichte keinen Anreiz, die zeitgenössische Geschichte erlebte er als Ereignisse des Alltags und spiegelte sie an einer Vielzahl von Zeichnungen und Gemälden wider, welche das Leiden der Bauern, die Unterwelt der Großstädte und den Alltag des Ersten Weltkrieges darstellten. Anfänge, Entfaltung Am Anfang seiner Laufbahn lernte László Mednyánszky die topographische Landschaftsdarstellung und Aquarellmalerei von Thomas Ender, was ihm den Übergang von der Romantik zum Naturalismus ebnete. Die Aquarelle in der Handschriftensammlung der Bibliothek der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, die Thomas Ender in Oberungarn (in der heutigen Slowakei) gemalt hat, strahlen noch eine gewisse historische Atmosphäre aus, die - wenn mitunter auch etwas leidenschaftlicher - auch an den Kopien zu spüren ist, die Mednyánszky noch als Kind angefertigt hatte. 5 Eine andere Gruppe der frühen Zeichnungen Mednyánszkys, zu der ebenfalls die Baudenkmäler und Stadtansichten seiner engeren Heimat gehören, wirken dagegen wesentlich nüchterner und entstanden nach topographischen Vorlagen, zeitgenössischen Radierungen bzw. Fotos. 6 Wie späteren glaubwürdigen Quellen zu entnehmen ist, zeigte das Kind Mednyánszky kein Interesse für die Gipsabgüsse antiker Skulpturen und andere „Vorlagen", die Ender von Wien geschickt hatte, dagegen war er vom Anblick der Natur instinktiv angezogen. Diese Vorliebe sollte sich später durch den Einfluss der österreichischen naturalistischen Meister verstärken, die er noch vor seinem Wiener Aufenthalt in Szolnok kennen lernen wird. Mednyánszky besuchte die Malerakademie in München und Paris, doch in keiner einzigen Epoche seiner künstlerischen Tätigkeit akzeptierte er die akademische Hierarchie der Gattungen innerhalb der Malerei. Wie an seinen