Markója Csilla szerk.: Mednyánszky (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2003/2)
Das Leben und die Kunst von László Mednyánszky, mit besonderer Rücksicht auf die Periode vor - Orsolya Hessky: Zeichnen muss man können. Über die Münchner Studien und Zeichnungen von László Mednyánszky
wählten und mit erstaunlicher Präzision gezeichneten „pittoresken" Szenen, die schon fast als Landschaftsbilder mit Staffage gelten können. Von diesen sind viele in seinen Skizzenheften zu finden, die während den Kriegsjahren „gewachsen", zu richtigen Skizzenbüchern geworden sind. Das Streben, komplette Zeichnungen zu liefern, zeigt sich auf diesen Blättern eindeutig, wobei unter anderem die Tatsache mitgespielt haben kann, dass an den während des Krieges an mehreren Orten veranstalteten Wanderausstellungen des Kriegspressequartiers die Veranstalter Zeichnungen den Gemälden vorzogen. 41 Ein beliebtes Kriegsmotiv des Malers war der von Pferden gezogene, beladene Wagen, und die Kolonne dieser Transportmittel, der Train, wie mehrere Gemälde und noch mehr Zeichnungen beweisen (Kat. 421, 434). Bis jetzt haben wir vor allem Mednyánszkys Zeichnungen in seinen Skizzenbüchern behandelt. Letztendlich zu erwähnen ist aber auch seine Tätigkeit als Illustrator, die hauptsächlich seine in graphischer Form geschaffenen Landschaftskompositionen und Stadtbilder umfasst. Dieser Teil seines Œuvres wurde von den Forschungen bislang ziemlich vernachlässigt, nicht zuletzt aus dem Grund, dass die konkreten Werke kaum bekannt waren: seine Illustrationen werden sich wahrscheinlich auch nicht auf die unten aufgeführten Alben beschränken, sondern dürften zahlenmäßig wesentlich höher anzusetzen sein. Wann die Zeichnungen in Druckform erschienen sind, lässt sich nur grob sagen, eine genaue Datierung ist jedoch auch so nicht möglich. Doch ist sicher, dass Mednyánszky bereits Mitte der 1880er Jahre Illustrationen gemacht hat - unseren Kenntnissen nach arbeitete er damals nur für die Zeitschrift Vasárnapi Újság. 42 Seine Zeichnung Trencsén vára [Ruinen von Trencin] erschien dort 1885 43 mit der Bemerkung: von Mednyánszky „für unser Blatt gezeichnet" 44 . Die Herkunft, die Familie, die Schauplätze seiner Kindheit prädestinierten den Maler geradezu, Burgen zu malen. Im einführenden Kapitel der Mednyánszky-Monographie von Malonyay werden mehrere Seiten der tragödienreichen Herkunft seiner Vorfahren und deren Zeitgenossen gewidmet, deren Geschichten im 19. Jahrhundert in den Ruinen von Oberungarn, also in der unmittelbaren Nähe von Mednyánszky zu spüren waren: „Und Ruinen, überall, wohin man blickt, Ruinen: dort die Burg von Bercsényi, Temetvény, - dort die Ruinen von Csejte [...] in der Ferne die Ruinen der heute noch mächtigen Burg Trencsény". 45 . Der Ruinenkult, der in der romantischen Kunst seinen Höhepunkt gefunden hat, erfreute sich auch noch Mitte des 19. Jahrhunderts großer Popularität, sowohl in der Malerei 46 , als auch in den literarischen Zirkeln, und da nicht zuletzt dank der geschichtsschreibenden Tätigkeit des Bruders des Großvaters von Mednyánszky, Baron Alajos Mednyánszky (1774-1844), der 1826 seinen Band mit dem Titel Malerische Reise auf dem Waagflusse in Ungern 41 mit Geschichten der Burgen am Vág in deutscher Sprache herausgegeben hatte. Drei Jahre später ist das Werk Erzählungen, Sagen und Legenden aus Ungarns Vorzeit erschienen, das in einigen Jahren auch auf Ungarisch übersetzt wurde. Das Werk war Inspiration zu mehreren Burgdarstellungen im 19. Jahrhundert. 48 Wir sind der Ansicht, dass für das Entstehen von Mednyánszkys frühen Zeichnungen von Burgen neben seiner ihm innewohnenden Neigung zur Romantik und dem damit einhergehenden Ansatz zur Verewigung der historischen Landschaft, in größerem Maße auch der Einfluss der Bücher seines Vorfahrs eine Rolle gespielt haben konnten, und natürlich eventuelle, nicht bewiesene Illustrationsaufträge. Zeitlich folgt das 1887 erschienene sog. Segítség-Album. 49 Im Mai dieses Jahres wütete zwei Tage lang in Rimetea (Torockó), Carei (Nagykároly) und Presov (Eperjes) ein Brand, der alle drei Gemeinden zerstört hat. Zur Unterstützung der Opfer und der heimatlos gewordenen Familien wurde ein Literatur- und Kunstalbum zusammengestellt, an dem fast alle bedeutendere Persönlichkeiten der Zeit teilgenommen haben. 50 Csilla Markója hat in ihrer Studie 51 auf Mednyánszkys Vorliebe für Katastrophensituationen aufmerksam gemacht; er ist wahrscheinlich auch vor Ort gewesen, um Eindrücke für das Album zu sammeln. Zwar ist er bereits in der ersten Ausgabe unter den ausführenden Künstlern genannt, doch erschienen seine Zeichnungen nur in der zweiten Ausgabe, die auch von der Zeitschrift Vasárnapi Újság publiziert wurde. 52 Der Künstler zeichnete Löschszenen, die dem von Großherzog Joseph verfassten Artikel über die Rettungsmaßnahmen beigefügt sind - demnach sind diese Zeichnungen eher der Gattung der Illustrationen zuzuordnen. Überliefert sind nur die von Morelli gefertigten Stiche, über den Verbleib der Originalzeichnungen ist nichts bekannt. In den letzten zwei Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts hat Mednyánszky an dem „großen Werk über das Volk" mit dem Titel Az Osztrák-Magyar Monarchia írásban és képben [Die Österreich-Ungarische Monarchie in Wort und Bild] teilgenommen, wobei es sich damals um eines der umfassendsten Unternehmen des Verlagswesen handelte. 53 Die zuerst in Heftformat, später in Bände gebunden erschienene Publikation wurde zur wichtigsten popularisierenden und populärwissenschaftlichen Quelle der Epoche - von ihrer politischen Bedeutung gar nicht zu sprechen, die noch aufgearbeitet werden muss. 54 Das erste Heft erschien am 1. Dezember 1885, die nächsten Teile folgten fünfzehn Jahre lang am ersten und fünfzehnten des Monats. Das Unternehmen begann auf Initiative und unter der Schirmherrschaft von Erzherzog Rudolf, die Redakteure legten großen Wert darauf, dass die ungarische Ausgabe weder zeitlich, noch im Niveau hinter der Wiener Ausgabe zurückstand. Der Leiter der Redaktion der ungarischen Version war Mór Jókai, der in der Presse die Pläne und Vorschläge bekannt gab, als das erste Heft Aus dem Skizzenheft von Mednyánszky. Papier, gemischte Technik (SNG, Inv.-Nr. K 12096) Aus dem Skizzenheft von Mednyánszky. Papier, gemischte Technik (SNG, Inv.-Nr. K 12096)