Markója Csilla szerk.: Mednyánszky (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2003/2)

Das Leben und die Kunst von László Mednyánszky, mit besonderer Rücksicht auf die Periode vor - Orsolya Hessky: Zeichnen muss man können. Über die Münchner Studien und Zeichnungen von László Mednyánszky

Joseph Wenglein: Kalksteinsammlerinnen im Isarbett bei Bad Tölz, 1883. Öl auf Leinwand, 135 X 210 cm (München, Neue Pinakothek) dass er später wieder nach München reiste, um sich dort an der Akademie einschreiben zu lassen. Es mag sein, dass er auch Paris als Studienort gewählt hat, jedoch erscheint es wahrscheinlicher, dass die Quelle ungenau ist, und Mednyánszky erst im September 1874 nach Paris reiste. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass er nach ein-zwei Monaten (September-Oktober) Aufenthalt in Paris nach München zurückgekehrt ist, um dort seine Studien fort­zusetzen. Neben diesen Überlegungen fällt es umso stärker ins Gewicht, dass Mednyánszky selbst in seinen - wahrscheinlich für die Monographie von Dezső Malonyay - geschriebenen Tagebuchauszügen notierte, dass er 1873 noch in München studiert hatte, und erst 1874 nach Paris gereist war. 20 Bei Malonyay ist demgemäss zu lesen: „Sein Vater hat seinen Wunsch erfüllt, und der Junge brach glücklich nach München auf (1872). Er verbrachte zwei Jahre in der bayerischen Hauptstadt." 21 Die Akademie wurde wegen der Cholera im Frühling 1873 tatsächlich geschlossen, was es wahrscheinlich macht, dass Mednyánszky das Semester früher been­det hat, doch gibt es dafür keinerlei Beweise. Daraus folgernd schrieb Malonyay, Mednyánszky habe drei Jahre in Paris verbracht. Dieser Aufenthalt soll, so schreiben wiederum Kállai und die ihm folgenden Monographen, von 1873 bis 1876 gedauert haben. Doch ist bekannt, dass Mednyánszky den Winter 1876/1877 noch in Paris verbrachte und im Frühling darauf bereits in Barbizon war. Basierend auf der Monografie von Malonyay meinte auch Béla Lázár, Mednyánszky habe zwei Jahre in München verbracht, 22 allerdings ist er der Letzte, der sich hinsichtlich der Chronologie an die Memoiren des Künstlers anlehnt. Neben Mednyánszky selbst bekräftigt eine weitere wichtige Quelle den längeren Aufenthalt in München: die handschriftlichen Memoiren des Malers Ödön Kacziány. 23 Dabei handelt es sich um eine der spannendsten Quellen der Künstlerwelt von München, Paris und Budapest in der zwei­ten Hälfte des 19. Jahrhunderts, auch wenn die Daten durchwegs kritisch betrachtet werden müssen, außerdem ist die Aufstellung einer genauen Chronologie durch die epische Beschreibung der Ereignisse erschwert, doch sprechen gewisse Fakten durchaus für sich. Kacziány beschreibt die Ereignisse des Jahres 1873 ausführlich: den Ausbruch der Choleraepidemie, die Krankheit von Direktor Kaulbach, seinen Besuch an der Weltausstellung in Wien und den Bericht dazu, und später: „Nach der Eröffnung des Schuljahres an der Akademie trat ich in die Schule von Professor Seitz ein. Er nahm mich sehr herzlich auf, nachdem er meine Skizzen und Studien gesehen hatte, und nahm auf meine Empfehlung hin auch Lajos Réthi, Mednyánszky, Imre Greguss, Ferencz Paczka als meine Landsmänner auf." 24 Der Genauigkeit wegen ist an dieser Stelle zu bemerken, dass es in der ungarischen Fachliteratur seit Beginn des 20. Jahrhunderts aufgrund der negativen, vernichtenden Kritik von Lajos Fülep, die den Akademismus und dadurch indirekt - teilweise direkt - auch München betraf 25 zur „Mode" oder sogar zur „Tradition" geworden ist, die Münchner Akademie und ihre Rolle im 19. Jahrhundert vollständig abzulehnen, bzw. außer Acht zu las­sen. 26 Die Gründe und Details hierzu sollen hier nicht untersucht werden, wichtig für uns ist, dass das Ansinnen, Mednyánszky so früh wie möglich nach Paris reisen zu lassen, in Anbetracht dessen verständlicher wird. Warum messen wir diesen drei, oder bestenfalls vier Semestern eine so große Bedeutung bei, wo der Künstler die darauf folgenden drei Jahre doch in Paris verbracht hat? Wir wissen, dass viele Einflüsse auf Mednyánszky gewirkt hatten, er die meisten jedoch wieder abgeworfen hat. Wir sehen auch den nachhaltigen Einfluss mehrerer französischer Künstler, 27 andererseits weisen später entstandene Bilder auf früh in seiner Laufbahn erfahrene Erlebnisse hin. Hinsichtlich München können wir aber nicht von einem länger oder kürzer dauernden Einfluss sprechen, sondern von einer Atmosphäre, die von zwei Richtungen auf den jungen, in der Entwicklung stehenden Künstler gewirkt hat. Es geht einerseits um die Zeichenkenntnisse, beziehungsweise um die Fertigkeit im Zeichnen, die der akademischen Ausbildung zu verdanken sind, und die in seinen Skizzen, Studien und in manchen, als schon fertige Werke zu betrachtenden Zeichnungen anzutreffen sind. Das Ergebnis des Münchner Zeichenstudiums war, dass der Maler - wie auch Kállai erwähnt - sich noch Jahre später beklagt hat, wie schwer es für ihn sei, sich „von der peniblen Darstellungsweise zu befreien, die ihm in München nahegebracht wurde". 28 In gleichem Maß spiegelt sich der akademische Unterricht in seinen Gemälden aus den siebziger und achtziger Jahren wieder. Hier denken wir hauptsächlich an die mit scharfen Konturen modellierten Figurendarstellungen, die, wie auch an seinen Gemälden zu sehen ist, mithilfe von genauen Linien geformt sind, an die dunkle Grundierung und den dunklen Hintergrund, und an den Kompositionsaufbau in seinen Landschaftsbildern, die ohne Zweifel das Resultat der Lehre an der Münchner Akademie sind. „Noch als blutiger Anfänger strebte er nach dem dunklen Hintergrund; die Helligkeit kam nicht aus dem Bild heraus, der blutjunge Künstler bemühte sich, das Bild im Hintergrund abzuschließen. Der offene Hintergrund, der im Hintergrund gemalte weite Himmel der Perspektive waren ihm geradezu zuwider [...] im von vorne beleuchteten Bild zeigen sich Vordergrund und Mittelgrund in ihrer gesamten Gegenständlichkeit und in voller Kraft, - den Beobachter ohne sonstigen Bezug zufriedenstellend". 29 Malonyay analysiert ausführlich die Besonderheiten der Münchner Schule, die auch in den Werken des ungarischen Künstlers aufzufinden sind: breite Pinselstriche, harmonische Komposition, eine gewisse Genrestimmung. 30 Wir haben erwähnt, dass Mednyánszky in München auch einem anderen Phänomen begegnet war, in dem die Ursache für seine Naturliebe gesucht werden kann: es war die die „reformistische" Landschaftsmalerei, die sich seit Anfang des Jahrhunderts außerhalb zur Akademie - aber parallel zu deren Geschichte - entwickelt hatte, und sich dadurch mit der offiziellen Institution in Opposition befand. Die Vertreter dieser Stilrichtung waren angese­hene, unanfechtbare Künstlerpersönlichkeiten, deren Unabhängigkeit, Naturliebe und Freiheit die Entwicklung Mednyánszkys nachhaltig beeinflusst haben mag. Die Landschaftsmalerei ging am Beginn des 19. Jahrhunderts,

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