Markója Csilla szerk.: Mednyánszky (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2003/2)
Das Leben und die Kunst von László Mednyánszky, mit besonderer Rücksicht auf die Periode vor - Katarína Benová: Die frühen Jahre - László Mednyánszky und Strázky (Nagyőr, Nehre)
des jungen Mednyánszky übte die bereits erwähnte reichhaltige Familienbibliothek großen Einfluss aus, die von den Vorfahren im 16. Jahrhundert gegründet wurde. Die dort aufbewahrten Deckblätter der Frauenzeitschriften und der damals reichhaltig illustrierten Notenhefte bewegten die Phantasie von Mednyánszky gründlich. Aus der Zeit der beginnenden siebziger Jahre stammt eine außerordentlich feinfühlig ausgeführte Zeichnung mit einer Parklandschaft, die stark an den englischen Charakter des Parks in Strázky erinnert. 40 1870 reiste die Familie in die Schweiz, wo Mednyánszky den Versuch unternahm, sich auf die Aufnahmeprüfung des Züricher Polytechnikums vorzubereiten. Er interessierte sich jedoch eher für die Natur, die Landschaft in der Schweiz. Aus dieser Zeit stammt vermutlich das Aquarell Schweizer Park mit See und Gespann,^ das die Kopie eines Werkes von Johann Jakob Ulrich ist. 42 Strázky - Ort der Bildung Bibliothekszimmer des Schlosses von Strázky (Nagyőr, Nehre) mit einem Gemälde, auf dem der Stammbaum der Familie dargestellt ist (SNG, Fotoarchiv) Mednyánszkys Persönlichkeit war außer der Natur und seiner Umwelt auch von der Familientradition geprägt, die ihn vor allem durch die Mutter, die über ein künstlerisches Talent verfügt hat, vermittelt wurde, und vom Großvater, der ein Kunstfreund gewesen ist. Die Bibliothek bestand vor allem aus protestantischer Literatur in deutscher Sprache, hinzu kamen allmählich auch in französisch, englisch, lateinisch, italienisch, ungarisch und hebräisch verfasste Werke 43 (Abb. 4). Über diese zahlreichen Bände legte Mednyánszkys Großvater ein Verzeichnis an, ebenso über jene Bücher, die zwischen 1836 und 1844 angeschafft worden waren. Unter den Büchern befanden sich Ausgaben aus dem Zeitraum vom 16. bis 18. Jahrhundert, hauptsächlich in französischer Sprache, sodann deutschgeschriebene Neuigkeiten, ferner die Literatur der Aufklärung (Voltaire und Mirabeau), philosophische Werke (Taine), Arbeiten von Historikern, Lexika, französische Belletristik (Balzac, Sand, Zola), 44 daneben hatte er auch Bücher, die von einem exquisiten Geschmack zeugten (Choderlos de Laclos), 45 Zur Sammlung gehörten außerdem neue Gattungen, darunter ältere und neuere Memoiren aus der Zeit des Rokoko, erotische Literatur aus dem 18. Jahrhundert, ferner klassische Romane. Die Lektüre spielte im Leben Mednyánszkys stets eine überaus wichtige Rolle (man denke an die Tatsache, welch einen enormen Einfluss Tolstois Romane auf den Künstler ausgeübt haben). Das zeigte sich hauptsächlich in jenen langen Winterabenden, als der junge Künstler in völliger Abgeschiedenheit von der Außenwelt seine Zeit mit Lesen in der Bibliothek des Schlosses von Strázky verbrachte. Später erinnerte sich Mednyánszky, dass „ich in der Bibliothek teils medizinische, teils historische Werke gelesen habe. Heute ordnete ich herumliegende Schriften (Tagebücher) und Zeichnungen. Das weckte in mir viele angenehme, jedoch auch etwas schmerzhafte Gefühle und Erinnerungen." 46 Seine Allgemeinbildung erwarb sich Mednyánszky als Privatschüler zu Hause. 1866 unterrichteten ihn Lehrer aus Kezmarok (Késmárk). 47 Die Reifeprüfung legte er dann nach einer Vorbereitungszeit von einigen Wochen in Miskolc ab, später als seine Zeitgenossen, denn mit achtzehn Jahren hatte er eine Seelenkrise, als deren Folge er außerstande war, das Abitur rechtzeitig zu absolvieren. 1870 zog die Familie wegen des gesundheitlichen Zustandes seiner Mutter ins Ausland. Nachdem für ihm bestimmt worden war, er solle den Ingenieurberuf ergreifen, begab sich die Familie Mednyánszky zum Genfer See, und der junge Mann versuchte in Zürich, sich am Polytechnikum immatrikulieren zu lassen. Nach der gescheiterten Aufnahmeprüfung setzte er die Vorbereitung als Privatstudent in Solothurn fort, bis ihn 1871 ein rheumatisches Fieber ans Krankenbett fesselte. Damit sich der junge Mann erholen konnte, reiste die Familie nach Baden. Anschließend immatrikulierte er im Herbst dieses Jahres das Vorbereitungssemester der Technischen Hochschule, obwohl er sich vielmehr für die Natur, die gemalt beziehungsweise gezeichnet werden konnte, interessierte, als für seine künftigen technischen Studien. Im Herbst 1872 reiste er mit seinen Eltern nach Banski Dvor in Kroatien und malte dort zahlreiche Aquarelle. „Die Frau Gräfin war Mamas beste Freundin, und unsere Taufpatin, auch sie malte leidenschaftlich Aquarelle. In den sonnigen warmen Septembertagen lebten wir hier in Eichenwäldern; die Frau Gräfin und László suchten gemeinsam Motive, und malten sie, so verbrachten wir miteinander unvergessliche gemütliche Tage." 48 Zu den Aquarellen, die er um diese Zeit malte, gehört die Burgruine 49 (Kat. 294). Wahrscheinlich entstand um diese Zeit auch das Bild Der Wald in Sarpanencz, eine skizzenhaft dargelegte Kompositionsstudie. 50 Schließlich akzeptierte auch die Familie seine künstlerische Neigung und ermöglichte es ihm, an der Münchner Akademie zu studieren. 51 Wie er in seinen Tagebüchern schreibt, hat die akademische Ausbildung seine Kunst noch lange bestimmt. Im Sommer 1873 reiste er mit seinen Eltern nach Italien, was für ihn ein großes Erlebnis bedeutete. Bereits damals war er seiner Münchner Studien überdrüssig, doch dauerte es noch einige Zeit, bis er sich zu einem Ortswechsel entschließen sollte. Die bisher in der Fachliteratur vertretene Meinung, Mednyánszky wäre bereits 1873 nach Paris übersiedelt, um dort zu studieren, ist zu revidieren, denn in Strázky befindet sich ein Dokument, demzufolge der Maler auch im Jahrgang 1873/74 an der Münchner Akademie immatrikuliert war. 52 Erst danach, im Herbst des Jahres 1874, setzte er seine Studien an der Pariser École des Beaux-Arts, in der Werkstatt von Isidore Pils fort. 53 Nachdem Pils 1875 verstorben war, verließ Mednyánszky die Akademie, was bedeutete, dass er seine akademische Ausbildung zu diesem Zeitpunkt als_abgeschlossen betrachtete. Einen wichtigen Wendepunkt in seiner frühen Kunst bedeutete der Zeitraum von 1875 bis 1877, als er sich mit der Kunst der Schule von Barbizon auseinander setzte und mit den Vertretern dieser Richtung in Kontakt stand, wobei es sich vorwiegend um die Maler der zweiten und dritten Generation handelte. Ernő Kállai schrieb diesbezüglich: „Er orientierte sich an den