Markója Csilla szerk.: Mednyánszky (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2003/2)
László Mednyánszky im Spiegelbild kunstwissenschaftlichen Schrifttums: wissenschaftliche und kulturhistorische Beiträge - Ludmila Peterajová: Die Entdeckung eines Malers (Randbemerkungen)
EUDMILA PETERAJOVÁ Die Entdeckung eines Malers (RANDBEMERKUNGEN) Die erste umfassende Auswahl der Werke von László Mednyánszky, des in der Slowakei bis dahin fast unbekannten Malers, der aber aus Oberungarn stammte, wurde im November 1951 unter dem Titel Umenie XIX. storocia na Slovenská. Realisticky odkaz nasej vytvarnej minulosii [Die Kunst des 19. Jahrhunderts in der Slowakei. Realistische Botschaft unserer Vergangenheit in der bildenden Kunst] gezeigt. Die Slowakische Nationalgalerie begann ihre Tätigkeit mit dieser Ausstellung im restaurierten Gebäude der ehemaligen Wasserkaserne in Bratislava (Rázusovo nábrezie 2). Dieses festliche Geschehen, das zahlreiche Entdeckungen und Überraschungen mit sich führte, war das Ergebnis der gemeinsamen Anstrengung des Kuratoriums der neuen Institution, von Vladimir Novotny, dem Direktor der Prager Nationalgalerie (Praha, Narodni galerie) und provisorischen Direktor der Slowakischen Nationalgalerie, ebenso von den in die Vorbereitungen einbezogenen Kunsthistorikern und Künstlern. Auf Empfehlung des Kuratoriums schickte Novotny seinen Mitarbeiter an der Prager Nationalgalerie und Experten für ältere Kunst, Karol Vaculik (1921-1992), nach Bratislava, damit er in seinem Auftrag die geplanten Aufgaben erledige 1 (Abb. I). Kehren wir aber zur Ausstellung und deren unvergesslichen Katalog zurück. Zum ersten Mal wurden die Anschauungen der Kunsthistoriker über die slowakische Kunst des 19. Jahrhunderts eingehend vorgestellt. Die Kenntnisse erwiesen sich bis dahin als fragmentarisch, sie waren von einem regionalen Denken geprägt oder bezogen sich auf ethnische Gruppen. Der ursprünglich zum Direktor der Slowakischen Nationalgalerie ernannte Karol Sourek, ein sensibler und aufgeklärter Kenner der Kunst der Slowakei (er konnte seinen Posten wegen seines frühen Todes nicht antreten), vertrat in seiner veröffentlichten Konzeption jene Ansicht, dass im 19. Jahrhundert die Volkskunst die Rolle der Kunst übernahm. Die Zeit aber erforderte eine Berufung auf die Botschaft des 19. Jahrhunderts. Aus diesem Grunde änderte das Kuratorium das Thema der ersten Ausstellung im Galeriegebäude, die ursprünglich der gotischen Kunst gewidmet sein sollte. Nach einer mehrmonatigen intensiven Forschungsarbeit in Museen und Privatsammlungen wurden die zusammengesammelten Werke an einer Stelle konzentriert und für die Ausstellung vorbereitet. Im Ausstellungskatalog sind 62 Maler und Bildhauer mit 279 Arbeiten, biographischen Daten und kurzer Charakterisierung ihres Schaffens aufgeführt. Unvergesslich blieb mir die Vernissage und jenes nicht alltägliche Erlebnis, das die Ausstellung der großen Schar von Besuchern in fachlicher Hinsicht bot. Die bis dahin in der Slowakei auf beispiellosem Niveau (unter Mitwirkung der Mitarbeiter der Prager Nationalgalerie) vorgeführte Museumsschau war überwältigend, desgleichen die im Verhältnis zu den damaligen Zuständen bewundernswert einheitliche Präsentation von Werken unbekannter Künstler, die eine anschauliche Übersicht der Zusammenhänge der Bestrebungen der bildenden Kunst in der Slowakei und den benachbarten Ländern ergab. Es waren vor allem die Landschaftsbilder von Károly Marko d. Ä., Károly Lajos Libay, Sándor Brodszky, Lajos Csordák und natürlich des auch im Katalog vertretenen László Mednyánszky, die begeisterten. Über die Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts konnte man damals in der Slowakei sehr wenig wissen. Dies war wahrscheinlich deshalb so, weil die national gesinnte Kunst vorwiegend figurale Werke verkörperte. Karol Vaculik, der Autor der Katalogeinleitung, erklärte die Gründe für die sich auf einer breiten Skala bewegenden Auswahl der Künstler aus einem fachlichen Aspekt: „Der bislang kaum beachtete neue Moment der Ausstellung liegt darin, dass die Slowakische Nationalgalerie der slowakischen bildenden Kunst auch Werke jener deutschen und ungarischen Künstler zugesellt, die in slowakischer Umgebung aufgewachsen sind und gearbeitet haben, und des Weiteren auch die Arbeiten solcher slowakischstämmiger Künstler einbezieht, die nach einer Zeit ihrer Nation den Rücken kehrten. Dies bedeutet aber nicht, dass die Ausstellungskuratoren sie um jeden Willen z. B. aus dem Kontext der Entwicklung der ungarischen bildenden Künste herausreißen wollen. Slowakischerseits geht es nur um die Feststellung der Tatsache, dass die gleichen Künstler, die in der Kunst anderer Nationen wichtige Rolle spielten, parallel dazu auch auf die Entwicklung der slowakischen Kunst Einfluss ausübten." 2 Die Kollektion der ausgestellten Werke von László Mednyánszky bestand aus 15 Ölgemälden, Aquarellen und Grafiken, von denen sich bereits damals acht im Besitz der Slowakischen Nationalgalerie befanden. 3 Vaculik bewertete Mednyánszky in seiner kurzen Schrift, neben der Bekanntgabe der grundlegenden biographischen Daten, als einen Künstler, durch den die Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts die Spitze ihrer Entwicklung erlangte. Die epochale Ausstellung wurde im darauffolgenden Jahr, 1952 in Prag, in den Manes-Ausstellungsräumen der S. V. U. gezeigt, wodurch die Vertiefung der Kenntnisse über die slowakische Kunst, zugleich aber auch der Tätigkeit von Mednyánszky, gefördert wurde. Letztendlich war es der tschechische Autor Jan Hofman, der Mednyánszky (in slowakischer Schreibung) 1930 als „wichtigen Impressionisten des historischen Ungarns" cha-