Markója Csilla szerk.: Mednyánszky (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2003/2)

László Mednyánszky im Spiegelbild kunstwissenschaftlichen Schrifttums: wissenschaftliche und kulturhistorische Beiträge - Zsófia Kiss-Szemán: László Mednyánszky im Spiegelbild kunstwissenschaftlichen Schrifttums

Kunst in der Slowakei], wenn auch mit einer falschen Angabe der Herkunft, dergemäss der Maler „aus der Saris" stamme. 44 Diesen Fehler korrigierte er in der Studie UmëniXIX. stoleti [Die Kunst des 19. Jahrhunderts], doch irrte er diesmal im Vornamen, denn nun sprach er von Baron Ludovit Mednansky. 45 Erst im Jahre 1952 ordnete Karol Vaculik 46 das Werk Mednyánszkys programmatisch in den Kontext der Kunstgeschichte der Slowakei ein. Er mach­te sich auch am meisten um eine systematische Sammlung von Mednyánszkys Werken verdient. In der Einleitung des Katalogs zur Ausstellung in der Slowakischen Nationalgalerie begründete er 1962 seine Haltung folgender­maßen: Das Werk Mednyánszkys „war aufs Engste verbunden mit unserem Land, nicht nur durch den familiären Hintergrund des Künstlers, seine Beziehung zum Geburtsort und der Slowakei überhaupt, die er bis zu seinem Tode für seine einzige Heimat hielt, sondern auch durch seine emotionalen und künstlerischen Bindungen". 47 Er unterstrich zugleich die Beziehung des Künstlers zur „Motivbasis" seines Schaffens. Vaculik verfolgte in seinem Vorwort zwei Hauptziele: er versuchte einerseits die Berechtigung der Einbeziehung Mednyánszkys Schaffen in die Kunstgeschichte der Slowakei zu beweisen, andererseits die Leser von der einwandfreien ideologisch-politischen Haltung des Malers zu überzeugen. Die Folge daraus war ein teilweise deformiertes Bild des Künstlers, seman­tische Verschiebungen in der Deutung seines Werkes und seiner im Tagebuch notierten Überlegungen. 48 Doch muss man Vaculiks Bemühungen um das Sammeln und die Ausstellung 49 seiner schon damals mehr oder weniger verstreuten Werke und ihre Gewinnung für die Slowakische Nationalgalerie loben. Ohne dieses Engagement wäre es schwer möglich gewesen, eine Dauerausteilung der Werke Mednyánszkys im Schloss Strázky vorzubereiten. Vaculiks Studie im Katalog zur Sammelausstellung aus dem Jahre 1979 50 entbehrt fast jeglicher ideologisch-politi­scher semantischer Verschiebungen in der Deutung. Bei der Analyse erinnert er auch an den breiteren Kontext der mitteleuropäischen und französischen Geschichte der Malerei. Er schildert ganz sachlich das Schaffen des Malers und verfolgt dabei vor allem seine Stilentwicklung im Zusammenhang mit den im Katalog aus dem Jahr 1962 zitierten Tagebuchaufzeichnungen und widmet sich der Methode des Malens. 51 In den sechziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts erschienen einige Veröffentlichungen, wobei die meisten es vermieden, einen ideologischen Inhalt zwischen den Zeilen mitschwingen zu lassen. Sie zeichnen sich in dieser Hinsicht durch unvoreingenommene, sachliche und wesentliche Einsichten sowohl in das Schaffen als auch in die Persönlichkeit Mednyánszkys aus. Zu solchen zählen das Vorwort zum Tagebuch László Mednyánszkys 52 von Ilona Brestyánszky, oder der Aufsatz von Eva Bodnár. 53 Dazu gehört auch der Artikel von Anna Petrová, 54 der anlässlich der Ausstellung des Künstlers im Jahre 1962 in der Slowakischen Nationalgalerie erschienen ist. Die wohl am gründlichsten ausgearbeitete Studie über das Schaffen Mednyánszkys in slowakischer Sprache wurde von Sofia Vámosiová herausgegeben: Slovenská krajina v diele Ladislava Mednyánszkeho [Die slowakische Landschaft im Schaffen László Mednyánszkys]. 55 Die Bilder Mednyánszkys stellen nach Vámosiová ein wichti­ges Bindeglied in der Entwicklung der slowakischen Landschaftsmalerei dar. Vor allem in seiner „slowakischen Landschaftsmalerei" komme, laut Vámosiová, die Bindung des Künstlers an die Slowakei am stärksten zum Ausdruck. Aus diesem Grunde erforscht sie nur den „slowakischen Teil seines Schaffens", d. h. diejenigen Gemälde, die the­matisch mit dem Gebiet der Slowakei in Verbindung stehen. Die Autorin dieser Studie verfolgte die Stilentwicklung der Landschaftsmalerei bei Mednyánszky in einem breiteren zeitlichen Kontext. Ihr Hauptaugenmerk galt vor allem der sich stets erweiternden Skala an künstlerischen Mitteln, der Entwicklung der technischen Fertigkeiten sowie dem Wandel seiner persönlichen Handschrift „in der slowakischen Landschaftsmalerei". Dabei unterschied sie zwei Grundetappen: kommt in den Jahren 1875-1899 eine programmatische und künstlerisch-kreative Potenzierung der slowakischen Landschaft zum Vorschein, verliert sie ihre dominante Stellung nach 1900 (dazu ist anzumerken, dass Mednyánszky nach 1900 der Landschaftsmalerei generell mindestens die gleiche Stellung zukommen ließ wie dem figürlichen Schaffen, außerdem kehrte Mednyánszky nach dem Tod seines Vaters im Jahre 1895 viel seltener in die Slowakei zurück). 56 Sofia Vámosiová neigte, wenn auch nicht explizit, zur Auffassung István Genthons, 57 der Mednyánszky einen romantischen Realisten nannte. Ihrer Meinung nach zählte Mednyánszky zu den Realisten, und zwar sowohl in der unmittelbaren Wahrnehmung der Natur - dieser ordnete der Maler künstlerisch auch den endgültigen Eindruck unter, die formale Komponente, die Komposition und die Farbgestaltung des Gemäldes - als auch in der Abhängigkeit des Ausdrucks von der Wirklichkeit. In seiner lyrischen Umsetzung und Poetisierung der Landschaft zeigt er sich dagegen als Romantiker. Jeder Autor hat das Recht, das Ziel und die Aufgabe der Abhandlung selbst festzulegen, und sich gegebenen­falls nur einem Teilproblem des Themas zu widmen. Ich bin trotzdem der Meinung, dass das gegebene Thema in Vámosiovás Studie, die allein die Landschaftsmalerei in zwei Hälften teilt, zu eingeengt ist. 58 Das Seriöse in ihrer Arbeit besteht jedoch in dem gewissenhaften positivistischen Vorgehen. Sie verfolgte auf Grund einer konsequen­ten Erforschung des Materials - sowohl der Bilder als auch der Dokumentation, die in einigen Fällen als Quelle dienen kann 59 - die Stil Veränderungen des Malers. Zu einem tieferen geistigen Verständnis des Werkes gelangte sie jedoch nicht. Nach der oben erwähnten Bearbeitung des Themas und der Herausgabe des Tagebuches Mednyánszkys fasste Ilona Brestyánszky ihre Erkenntnisse über den Maler in einem Bildband zusammen, 60 in dem sie seine künst­lerische Laufbahn genauer untersuchte, vor allem auch seine Stilentwicklung, zu deren Analyse sie einige für bestimmte Entwicklungsetappen typische Werke heranzog. Den Grundpfeiler der Studie bilden auch hier Zitate aus dem Tagebuch. Die Autorin übernahm einige Überlegungen von Kállai (z. B. die Bewertung einiger konkreter Werke, die Aufzählung der Porträtdarstellungen Mednyánszkys, Gedanken über formale Fragen seines Schaffens - Stil, Absicht). Der Grundgedanke in Kállais Interpretation der Werke entging ihr jedoch. Trotz der aus den Tagebüchern gewonnenen Erkenntnisse vermochte sie aber nicht tiefer in Mednyánszkys Schaffen einzudringen. 61 Um die Enthüllung der gedanklichen Hintergründe bemühte sich auch Mária Egri in ihrem Artikel über die unveröffentlichten Tagebücher 62 und Skizzenhefte sowie in ihrer auf deren Grundlage entstandenen Monographie. 63

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