Jávor Anna szerk.: Enikő Buzási: Ádám Mányoki (1673–1757), Monographie und Oeuvrekatalog (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2003/2)
Vorwort
Hofmaler und „gentil-homme" im Dienst des Fürsten Franz II. Rákóczi (1707-1712) Fürst Franz Rákóczi - Fürst von Siebenbürgen, Anführer eines antihabsburgischen Aufstandes (1703-1711), seit 1705 regierender Fürst der verbündeten ungarischen Stände - nahm Adám Mányoki im August 1707 in seinen Dienst. 1 Der Maler sah sich am Fürstenhof nicht nur mit einem neuen Aufgabenkreis, sondern auch mit einem für ihn neuartigen Verständnis der Rolle eines Hofmalers konfrontiert. In der früheren Literatur wurde die Berufung Mányokis nach Ungarn meistens mit seiner ungarischen Abstammung erklärt, wobei der Tatsache, daß er Porträtmaler war, keine besondere Bedeutung zugemessen wurde. 2 Dabei läßt sich die Entscheidung Fürst Rákóczis für Mányoki und dessen Anstellung viel eher damit erklären, daß er als Fürst und als Führer des Freiheitskampfes wegen seiner Repräsentationsansprüche vor allem einen Hofmaler mit Berufspraxis im Bereich der Porträtmalerei benötigte. Darauf weisen jedenfalls die Kunstwerke hin, die während des Freiheitskampfes im Auftrag Rákóczis entstanden sind. Der fürstliche Rang und die repräsentative Erscheinung bilden bei ihnen ganz gleich, ob es sich um ein Bildnis oder eine Gedenkmedaille handelt - den wichtigsten Charakterzug der Darstellung. In den Vorstellungen des Mäzens Rákóczi herrschten nämlich Gesichtspunkte vor, die zum Wesen der fürstlichen Repräsentation gehörten und dazu angetan waren, den Führer des Freiheitskampfes vor den Zeitgenossen als einen diplomatisch und politisch ebenbürtigen Partner der europäischen Herrscher erscheinen zu lassen. Da Bestand und Perspektiven des Kurutzenstaates gleicherweise mit der Person des Fürsten standen und fielen, verfolgte er auch als Auftraggeber die politischen 26. Daniel Warou (1674-1729): Franz II. Rákóczi. Gedenkmedaille, Vorderseite, 1705 Budapest, Ungarisches Nationalmuseum, Münzkabinett Ziele des Freiheitskampfes. Für die Kunsttätigkeit am Hof bedeutete dies, daß die politische und die fürstliche Repräsentation, entsprechend der Praxis in den westeuropäischen Zentren, eng miteinander verflochten waren. 3 In den Jahren des Freiheitskampfes organisierte Rákóczi seinen Fürstenhof mit den Ansprüchen eines Souveräns, was zu bedeuten hatte, daß er nicht nur für die Schaffung einer zeitgemäßen staatlichen Verwaltung Sorge trug, sondern auch dafür, daß seine Umgebung zum Zentrum des geistigen und kulturellen Lebens und zum repräsentativen Schauplatz der Ereignisse der staatlichen Politik entwickelt wurde. Sein Hof als fürstliches und Verwaltungszentrum läßt sich trotzdem nicht den Residenzen der westlichen Welt, aber auch nicht den Höfen des Fürstentums Siebenbürgen in friedlicheren Zeiten an die Seite stellen. Der Staat des Freiheitskampfes hatte keinen festen Regierungssitz. Dementsprechend konnte die fürstliche Repräsentation im Bereich der bildenden Künste nur in beschränktem Maße zur Geltung kommen, einerseits in Gattungen, die - wie die Medaille und der Kupferstich - mit vervielfältigenden Techniken ausgeführt wurden und nach Rákóczis Absicht vor allem zur Orientierung des Auslands sowie zur Aufrechterhaltung des internationalen Interesses gedacht waren, andererseits in der Porträtmalerei, die unmittelbar der fürstlichen Würde und Repräsentation dienen sollte. Während der acht Jahre des Freiheitskampfes hatte Rákóczi nur Gelegenheit, zwei Künstler in seine Dienste zu nehmen, die den künstlerischen Aufgaben auf dem Niveau der westlichen Fürstenhöfe gewachsen waren: Mányoki sowie den aus Schweden gebürtigen Obereisenschnei27. Daniel Warou (1674-1729): Der Kampf des Herakles mit der lernäischen Hydra. Gedenkmedaille, Rückseite, 1705 Budapest, Ungarisches Nationalmuseum, Münzkabinett