Jávor Anna szerk.: Enikő Buzási: Ádám Mányoki (1673–1757), Monographie und Oeuvrekatalog (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2003/2)

Vorwort

8. Godfrey Kneller - John Smith: Catherine Huckle als heilige Agnes, 1708 Mezzotinto Namen beziehungsweise Richtungen der Bildnismalerei sind nur vereinzelte Beispiele aus der Vielfalt der Gattung in Deutschland um 1700. Wir haben einzig aus dem Grund gerade diese herausgegriffen, weil ihre Wirkung in den Bildnissen Mányokis aus der ersten Berliner Zeit - neben dem unmittel­baren Einfluß der Berliner höfischen Kunst - erkennbar ist, wenn auch nicht mit gleicher Intensität. Die Berliner Hofmalerei der Jahre um 1700 nahm über die zunächst meist aus dem Ausland eingetroffenen Meister eine Vielfalt von Anregungen auf. 5 Die Aufgeschlossenheit ge­genüber der Kunst der Nachbargebiete war eine Tradition, die bis zur Regierungszeit des Großen Kurfürsten zurückreichte, dessen Gattin aus dem Hause Oranien kam, und der mit seiner Vorliebe für die niederländische und vor allem die holländische Kunst auch als Auftraggeber, Mäzen und Kunstsammler Künst­ler aus diesen Gebieten bevorzugte. Dies bedeutete jedoch eher den Import von Werken, denn die holländischen, flämischen und wallonischen Maler beziehungsweise Bildhauer, die mit den Bauarbeiten der Residenz in Berührung kamen, beteiligten sich meistens als „Zulieferer" an der Gestaltung des künst­lerischen Gesamtbilds des Hofes. Uber längere Aufenthalte beziehungsweise Ansiedlung in Berlin kann nur bei einigen von ihnen die Rede sein, so beim Hofmaler Willem van Honthorst seit 1647 oder bei Adam de Clerck, der von 1678 bis zu seinem Tod im Jahr 1705 im Dienst des Kurfürsten von Brandenburg beziehungsweise des Königs in Preußen stand. Von ihm wissen wir von Bildnissen des Kurprinzen Friedrich (III.) beziehungs­weise der Offiziere seines Regiments. 6 Die ersten Ansätze der französischen Porträtauffassung, die die holländische Orien­tierung der Berliner höfischen Bildnismalerei ablöste, machten sich gegen Ende der Regierungszeit des Kurfürsten Friedrich Wilhelm bemerkbar, aber vorherrschend wurden sie erst unter Friedrich III. (ab 1701 unter dem Namen Friedrich I. König in Preußen). Dies hängt vor allem mit der Tätigkeit von Abraham Romandon und seines Sohnes Gedeon zusammen, die 1686 aus konfessionellen Gründen nach Berlin geflüchtet waren und 1687 zu Hofmalern ernannt wurden. Gedeon Romandon schuf bereits in dieser Eigenschaft das erste offizielle Porträt von Friedrich III., das bei all seiner Zurückhaltung von französi­scher Eleganz beherrscht wird. 7 Der Stil der beiden Romandon wurde aber nicht nur von der französischen Schulung geprägt: Abraham Romandon verwertete in seinen Arbeiten nordita­lienische, Gedeon Romandon hingegen seit seinem Aufenthalt in London 1690 englische Erfahrungen. 8 Mit all dem vertrat ihre Malerei eher die traditionellere Variante des französischen höfischen Bildnisses noch vor dem Stilwandel durch Rigaud und Largillière. Eine wesentliche Änderung im internationalen Charakter und der Dominanz des französischen Porträtstils in der mit Berlin verbundenen Bildnismalerei wurde von Meistern herbeigeführt, die in deutschen Gebieten geboren, aber meist in Italien und England geschult wurden. Samuel Theodor Gericke wirkte ab 1696, Friedrich Wilhelm Weidemann ab 1702, Johann Friedrich Wentzel ab 1703 als Hofmaler in Berlin. Gericke und Wentzel haben sich in Rom bei Carlo Maratta weitergebildet ­zum Teil im Auftrag und auf Kosten des Kurfürsten -, Weide­mann hingegen in London, wo er ein Schüler von Godfrey Kneller war. 9 Der Einfluß des englischen höfischen Porträts ist am preußischen Hof in erster Linie durch Weidemann zur 9. Ádám Mányoki: Weibliches Bildnis, 1704 Im Kunsthandel (A. 174)

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