Jávor Anna szerk.: Enikő Buzási: Ádám Mányoki (1673–1757), Monographie und Oeuvrekatalog (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2003/2)

Vorwort

braunen Lasur. All das bezieht sich aber nur auf den techni­schen Anspruch, auf die innige Bildstruktur und Gestaltung. Vergleicht man nämlich die Bildnisminiatur mit solchen Stük­ken der Hamburger Malerei der Jahre um 1700 wie dem Bildnis­paar Elias Gallis, das in diese Zeit datiert wird, 41 dann wird auch Mányokis Anschluß an die aktuelleren Tendenzen der in ihren Bildlösungen gleichwohl etwas trockeneren norddeutschen Bildnismalerei einigermaßen greifbar. Ob das Bildnis Berthold de Gilenos nur eine gelegentliche „Abschweifung in die Vergangenheit" war, läßt sich beim Fehlen von dazwischenliegenden oder etwa gleichzeitigen Werken nicht beurteilen. Es steht jedenfalls fest, daß die Wahl konservativer formaler und technischer Lösungen für das Bild­nis Berthold de Gilenos nicht am Miniaturformat lagen. Die nur etwas spätere andere Bildnisminiatur Mányokis, das 1704 datierte Bildnis einer unbekannten jungen Dame (A. 174), weist die leichte Malweise seiner großformatigen Bilder und in der Komposition deren betont zeitgemäße „französische" Eleganz auf, mit dem kleinen Bild von 1702 besteht hingegen keinerlei Verbindung oder Ähnlichkeit, weder in der Malweise noch in der Auffassung. Die gattungsmäßige Verwandtschaft der beiden Bilder hilft jedenfalls - trotz der geringen Zahl der Frühwerke - die gleich­zeitige Neigung Mányokis zu den beiden ziemlich stark voneinander abweichenden Anschauungsweisen erkennen, die sich einerseits an einem „bürgerlichen" Geschmack im Sinne des 17. Jahrhunderts, andererseits an der gewandelten, zuneh­mend „höfischen" Formensprache der Bildnismalerei orien­tieren. Darin manifestiert sich die zweifache Anregung, die ei­nerseits durch den holländisch geprägten Charakter der Galerie von Salzdahlum gegeben war, andererseits aus dem von Hage­dorn dokumentierten Interesse Mányokis für die zeitgemäßen Lösungen der französischen Bildnismalerei hervorging. Die deutlich unterschiedlichen Stilpräferenzen Mányokis sind aus dieser stilistischen Zwiefalt erwachsen und haben sich so weit gefestigt, daß sie nicht nur für diese frühe Periode seiner Malerei, sondern - wie die zuweilen wechselnde Stilorientierung seiner späteren Werke erkennen läßt - auch für den weiteren Verlauf seiner Tätigkeit maßgeblich blieb. Zur Gründlichkeit des Kleinmeisters und zu dem Engagement für die Technik der Fein­malerei, die für sein Schaffen bis zuletzt bezeichnend bleiben sollten, kam nun der Anspruch auf Eleganz in der Komposition hinzu. Es ist vielleicht nicht zu gewagt zu behaupten, daß die auffassungsmäßige und stilistische Beweglichkeit Mányokis in höherem Maße - und mit erheblich nachhaltigeren Konsequen­zen - vom Kopieren (im übrigen eine allgemeine und übliche Art der Sammlung von Erfahrungen) geprägt wurde, als es bei so manchen seiner Zeitgenossen der Fall war, die über eine stärker gefestigte Persönlichkeit und eine eigenständigere Anschau­ungsweise verfügten. Mangels eines für ihn maßgeblichen, als Vorbild zu befolgenden Meisters gelangte Mányoki wohl mit seinen durch Kopieren erworbenen Fertigkeiten zur Akzeptanz der Auffassung verschiedener Schulen, zur Aneignung unter­schiedlicher Lösungsmöglichkeiten einer gegebenen Aufgabe und - wie dies für seine gesamte Laufbahn bezeichnend bleiben sollte - zu deren abwechselnder Einsetzung. ANMERKUNGEN 1 Hagedom 1755, 254-263. 2 Hagedorn 1755, 256-257: „Un dessinateur à Zell, nommé Schiller, lui don­na pendant quelques mois les premieres leçons du dessein." 3 Hagedorn 1755, 257: „...Quant au maniment du pinceau & à Implication des couleurs, il profita encore quatre mois des instructions d'un Peintre de Portraits qui demeurait à Lunebourg, & venoit de tems en tems exercer son pinceau à Zell. Cétoit André Scheits..." 4 Neues vaterländisches Archiv oder Beiträge zur allseitigen Kenntniß des Königreichs Hannover und des Herzogthums Braunschweig, 1, 1827,156, Einige ältere vaterländische Kunstnachrichten. „1695 klagten die Maler gegen Adam Manyoky. Nachdem sie ihn drei Jahre lang geduldet, beschweren sie sich über sein liederliches Leben, und erklären ihn für einen Pfuscher. * M. behauptete, daß unter allen Malern keiner etwas verstehe, als Burmeister, der ein Porträt malen, aber doch nicht egaliren könne. Er, M. male nur Portraits von privilegirten Leuten, und sey im Begriff nach Schwerin und dann nach Holland zu gehn. Er bat, ihm die drei geraubten Schildereien wieder zu verschaffen." „* Adam von Manyoky, geb. 1673 bei Novogrod in Ungarn, lernte 4 Monate lang das Malen bei Andreas Scheitz, einem Porträtmaler von Lüneburg, dessen Vater, Math. Scheitz aus Phil. Wouwermanns Schule war. Er starb 1757 als Hofmaler zu Dresden." Die Zeitschrift ist im Thieme-Becker im Lite­raturteil des Stichworts Mányoki angeführt (Thieme-Becker XXIV, 1930, 46), aber in der Literatur zu Mányoki bin ich bis jetzt nirgendwo auf die Erwähnung oder die Kenntnis der oben angeführten Tatsachen gestoßen. 5 In der Zeitschrift werden unter dem zusammenfassenden Titel „Einige ältere vaterländische Kunstnachrichten" mehrere, voneinander unab­hängige Angaben zur bildenden Kunst ohne Quellenangabe bezie­hungsweise Aufbewahrungsort mitgeteilt. Der Mitteilung über Mányoki folgt aber eine weitere Angabe, die - wie aus dem Kontext hervorgeht ­aus derselben Quelle stammt und von weiteren Streitfällen des örtlichen Maleramtes berichtet, und die auch die genauere Präzisierung des Berichts über Mányoki ermöglicht. Unter den erwähnten Meistern (Johann Caspar Heverstroh, Berend Blum sowie zwei Brüder Burmeister) läßt sich allein der in Lüneburg tätige Maler Joachim Burmester identi­fizieren. AKL XV, 1997, 249-250. 6 Aus dem Lebenswerk des Andreas Scheits (um 1655-1735, Sohn des Hamburger Malers Matthias Scheits) sind folgende Bildnisse bekannt: Hans Eitel von Diede Burggraf von Friedberg, 1681 (im Kunsthandel); Sophie von der Pfalz, Kurfürstin von Hannover, 1689 (Berlin, Schloß Char­lottenburg, Varianten: Schloß Homburg, nach 1689, Schloß Marienburg); Anna von Steinberg als Kind, 1691 (Brüggen); Katharina von Harling, 1700 (Berlin, Schloß Charlottenburg); Georg Ludwig Kurfürst von Han­nover, nach 1701 (Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek); Sophie von der Pfalz, um 1701 (Hannover, Historisches Museum); Gottfried Wilhelm Leibniz, 1703 (Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek); Bildnis eines Rabbiners, 1709 (Hamburg, Kunsthalle); Bildnis eines jungen Mannes, 1710 (Kloster Wienhausen); Bildnis eines alten bärtigen Mannes, 1712 (Hannover, Niedersächsisches Landesmuseum); Bildnis eines alten Man­nes, 1716 (Kloster Wienhausen); siehe die neueste kurze, auf das We­sentliche konzentrierte Zusammenfassung von Scheits' Lebenslauf mit der Aufzählung der erhaltenen und der aus Angaben bekannten Werken: Rohr 1988, 153, 162-163/Anm. 1; zu den Bildnissen der Sophie von der Pfalz: Rohr 1981,137-138,145; ferner Thieme-Becker XXX, 1936,16; Licht­wark 1899 (öfters). 7 Ol, Leinwand, 122x98 cm, signiert, auf 1689 datiert, Berlin, Schloß Char­lottenburg (Inv. Nr. GK I 3290). Dieses Exemplar hatte ich die Möglichkeit zu besichtigen. Eine für eigenhändig gehaltene, hinsichtlich der Kopfhaltung, der Kleidung und mancher Details des Hintergrundes

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