Jávor Anna szerk.: Enikő Buzási: Ádám Mányoki (1673–1757), Monographie und Oeuvrekatalog (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2003/2)

Vorwort

4. Elias Galli (1650-1712/14): Männliches Bildnis, um 1700 Hamburg, Museum für Hamburgische Geschichte sind, die Ergebnisse und die Nachwirkungen der dort ver­brachten Zeit umso deutlicher erkennen. Die Eindrücke der Begegnung mit dem Material von Salz­dahlum lebten nämlich einerseits in der Maltechnik Mányokis, andererseits in seinen Stilpräferenzen weiter. Und dies auch nicht völlig unabhängig voneinander. Was die technischen Grundlagen betrifft, darf man die Kenntnis der Werke der ersten Generation der Rembrandt-Nachfolger annehmen, also ­mangels anderer Angaben eben aufgrund des Verzeichnisses von Eberlein - solche von Ferdinand Bol, 35 Dirk Bleker, 36 Gerard Dou 37 oder auch außerhalb der Porträtmalerei von Jan Victors 38 und Gerbrandt van den Eeckhout 39 . Bei diesen Meistern kam zur verfeinerten Farbenwelt und Pinselführung auch noch die sichere Kenntnis der „Helldunkelmalerei" hinzu, die sie aus der Lichtbehandlung der Werke Rembrandts gewonnen und zum Teil selbst zur Maltechnik weiterentwickelt hatten. Bekanntlich sammelte Mányoki hier in Salzdahlum durch Kopieren malerische Erfahrungen. Diese Werke waren schon wegen ihrer technischen Eigenarten bestens geeignet, ihm beim Kopieren die malerischen Möglichkeiten des Bildaufbaus und Erfah­rungen über das Zusammenwirken der Lasurschichten und Far­ben zu bieten. Diese Gemälde vermittelten ihm aber nicht nur maltechnische Kenntnisse, sondern zugleich auch eine Porträt­auffassung: eine Innigkeit, die in den gesetzten Formen und den warmen Farbtönen zum Ausdruck kam, eine Art komposi­tionelle Disziplin und den völligen Verzicht auf Gesten. Der Anspruch Mányokis auf zeichnerische Genauigkeit in der Ge­staltung und sein Hang zur Detailfreudigkeit, die sich während seiner gesamten Laufbahn beobachten lassen, bewahren eben­falls unverkennbar ihren Ursprung: die intimen Formen und Lösungen des holländischen bürgerlichen Bildnisses. Wie weit Mányoki die malerischen Anregungen der beschau­lichen Welt der holländischen Maler eine Generation vor ihm aufnahm und bewahrte, davon zeugt ein Werk, das 1702, ver­mutlich bereits auf dem nächsten Schauplatz seines Wirkens, in Hamburg entstand. Das jahrzehntelang verschollene, nun wieder zum Vorschein gekommene Bildnis des Michael Berthold de Gileno ist bis heute das erste signierte und datierte Stück des Lebenswerkes. (A. 15) Die Bildnisminiatur wurzelt zweifelsohne in der Tradition der holländischen Feinmalerei. Diese „Einfühlung" in einen etwa ein halbes Jahrhundert zu­rückliegenden malerischen Geschmack bedeutet bei Mányoki nicht nur die Anpassung an eine Technik, eine Identifizierung damit. Die kleinteilige, etwas grätige Pinselzeichnung und die sorgsame Gestaltung der Details an dieser Miniatur dient vielmehr dazu, die zum Vorbild genommene intime Welt der Bilder von Gerard Dou heraufzubeschwören und in die Kompo­sition hinüberzuretten. Zu jener Welt gehörte in der Regel ein intimes Interieur, ein beschauliches gegenständliches Milieu, das - obwohl für Mányoki sonst nicht bezeichnend - hier andeu­tungsweise zugegen ist. Michael Berthold de Gileno sitzt in einem Armstuhl, und das zeichenhaft eingesetzte Bild (oder ein Spiegel?) hinter ihm schafft aus dem Bildraum ein „Interieur". Das Motiv der nach vorn weisenden Hand setzt die Kenntnis von Lösungen wie am Selbstbildnis Dous aus den 50er Jahren voraus. 40 Nicht nur der sorgsame, gestraffte Bildaufbau, die abgerundeten kleinen Formen rücken dieses Bildnis in die Nähe der Arbeiten der Feinmaler der ersten Generation, sondern auch die warmen Töne und die Verwendung einer gelblich­5. Gerard Dou (1613-1675): Selbstbildnis, 1652 (?) Salzburg, Residenzgalerie

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