Mikó Árpád – Sinkó Katalin szerk.: Történelem-Kép, Szemelvények múlt és művészet kapcsolatáról Magyarországon (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2000/3)
GESCHICHTE - GESCHICHTSBILD - Einführung in die Ausstellung
storischen Themas in größerer Zahl. An erster Stelle sind die Aufträge des Kultusministers József Eötvös für das Nationalmuseum anzuführen. Nach seiner Konzeption, ganz im Einklang mit der Auffassung seiner Zeit, sollte das Museum nicht nur eine Sammelstätte historischer Denkmäler und Kunstwerke, sondern zugleich auch ein nationales Pantheon sein. Deshalb erhielten mehrere Bildhauer in den siebziger Jahren Aufträge für Bildnisbüsten herausragender Gestalten der Vergangenheit. So wurden im Museum neben der idealisierten Sitzfigur des Dichters Ferenc Kölcsey von István Ferenczy - die bereits früher in den Besitz des Museums gelangt war - Statuen anderer Schriftsteller, Dichter und Historiker aufgestellt, von Ferenc Kazinczy über János Arany bis zu László Szalay. Eötvös sah vor, eigene Säle für Darstellungen der ungarischen Geschichte einzurichten. Für das Preisausschreiben zu diesem Zweck entstanden Gyula Benczürs Taufe Prinz Vajks (des späteren Königs Stephan des Heiligen, 1876), Mór Thans Begegnung König Ladislaus IV. mit Rudolf von Habsburg nach der Schlacht auf dem Marchfeld (1873), beide wichtige Zeugnisse der historischen Repräsentation des sich nach dem Ausgleich mit Osterreich etablierenden ungarischen Staates. Ersteres Werk symbolisiert das neunhundertjährige Bestehen des ungarischen Staates, letzteres vergegenwärtigt als historische Voraussetzung des Dualismus eine Schlacht des Jahres 1278, in der ein Habsburgischer und ein ungarischer Herrscher gemeinsam gegen den böhmischen König kämpften, wobei letzterer sein Leben verlor: Dies gab sozusagen eine Erklärung dafür, warum die Monarchie dualistisch, mit zwei Polen eingerichtet wurde und nicht nach dem Dreierschema Österreich-Ungarn-Böhmen. Nach dem Ausgleich wurden repräsentative öffentliche Gebäude der Reihe nach errichtet, deren historisierende Ausschmückung durch Historienbilder und Statuen ebenfalls im staatlichen Auftrag entstand. Aus dem vernichteten Hunyadi-Saal des von Alajos Hauszmann gestalteten Flügels des Burgpalastes von Buda stammt das Reiterstandbild des Matthias Corvinus von János Fadrusz (1902) und Gyula Benczürs Gemälde Der feierliche Einzug von König Matthias Corvinus nach Buda (1919). Mihály Munkácsys Landnahme der Ungarn (1892) für das Parlament in Budapest wird in der Ausstellung durch eine vorbereitende Skizze vertreten. XIV. Orte des Gedächtnisses: der Denkmalkult Das historische Gedächtnis knüpft sich meistens an Schauplätze siegreicher oder verlorener Schlachten, des Heldentodes oder der Tätigkeit herausragender Persönlichkeiten. In fast jeder Stadt und sogar in den meisten Dörfern wurden Gedenksäulen aufgestellt und berichten Marmortafeln von den gefallenen Helden oder den Großen des Ortes. Denkmäler wurden in Ungarn bereits hie und da im 18. Jahrhundert aufgestellt, aber diese Praxis ist erst im 19. Jahrhundert allgemein gebräuchlich geworden. Von da an schössen immer häufiger Denkmäler aus dem Boden, die meisten an der Jahrhundertwende und in den ersten beiden folgenden Jahrzehnten (Kossuth-Statuen, Denkmäler für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs). Vergegenständlichte Geschöpfe des historischen Gedächtnisses, die die Straßen und Plätze bevölkern, machen uns darauf aufmerksam, daß die realen Räume des Alltags zugleich auch symbolische Räume sind, daß in diesen Denkmälern die imaginäre Welt der Geschichte Gestalt annimmt. Die Figuren der nationalen Helden, die auf öffentlichen Plätzen stehen oder sitzen, schuf der Künstler bei weitem nicht auf autonome Weise. Der wahre Gestalter dieser Werke ist der Auftraggeber: Hinter den Entwerfern und Ausführern von Denkmälern standen zu jeder Zeit Personen der Öffentlichkeit, Vertreter der Macht. Da diese Denkmäler im wesentlichen Bestandteile der gesellschaftlichen Öffentlichkeit sind, widerspiegeln sie das Geschichtsbild der aktuellen Machthaber und fallen demzufolge auch oft den Änderungen der Verhältnisse zum Opfer. Aus der Geschichte des Denkmalkultes in Ungarn können wir hier nur einige Momente in Erinnerung rufen. Von den Denkmalwettbewerben an der Jahrhundertwende zeigen wir einige Preisarbeiten des geplanten Denkmals für den Freiheitskampf von 1848 und nicht ausgeführte Modelle von Bewerbern für das Denkmal für Königin Elisabeth. Da es sich um Werke handelt, die in der Absicht und zum Zweck der kollektiven Erinnerung ins Leben gerufen wurden, beschwören wir die festlichen Denkmalenthüllungen des ausgehenden 19. und des angehenden 20. Jahrhunderts sowie Fälle des Denkmalsturzes in den Nachfolgestaaten der ÖsterreichischUngarischen Monarchie herauf. Der Zerstörung und dem Umstürzen von Denkmälern fallen zwar Kunstwerke zum Opfer, aber diese Aktionen richten sich nicht gegen die Arbeit des Künstlers, sondern gegen den symbolischen Inhalt des Werkes. Die Adressaten sind dabei nicht die Künstler, sondern die Vertreter der Macht, die vormaligen Herren der Öffentlichkeit. Fast immer lassen sich dahinter auch neue Machtansprüche erkennen. Das Denkmal Hentzi (des österreichischen Generals, der Buda von den Freiheitskämpfern 1849 zurückeroberte und das Pester Donauufer zerbombte) im Budaer Burgviertel wurde 1899 auf Druck der Unabhängigkeits- und 48-er Partei entfernt, nachdem ihm gegenüber das Honvéddenkmal des Freiheitskampfes schon einige Jahre zuvor aufgestellt worden war. Die Habsburger-Könige am Millenniumsdenkmal von Budapest wurden 1919 von radikalen Proletariermassen gestürzt. Das Schicksal des Denkmals von Maria Theresia in Preßburg (János Fadrusz, 1902) wurde durch die Hammerschläge der politischen Aktivisten des neuen Staates besiegelt. Der erinnerungswürdiste Denkmalsturz der Ungarn, ein symbolischer Akt, der in der Oktoberrevolution von 1956 breite Massen vereint hatte, war der Sturz und die rituelle Vernichtung des StalinStandbildes, des gigantischen Symbols der Sowjetmacht. Einige hier ausgestellte Bruchstücke aus dem abgebauten beziehungsweise zerstörten Denkmal für Gene-