Mikó Árpád – Sinkó Katalin szerk.: Történelem-Kép, Szemelvények múlt és művészet kapcsolatáról Magyarországon (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2000/3)

GESCHICHTE - GESCHICHTSBILD - Zusammenfassungen der Beiträge

Universitätsdruckerei der Jesuiten in Tyrnau für die Ausgabe des ungarischen Gesetzbuches, des Corpus Juris (Kat.-Nr. VI-26) modernisiert. In den Illustrationen er­scheint im Hintergrund der Königsfiguren die systema­tische Darstellung der historischen Ereignisse und wird die Absicht bemerkbar, die Geschichte in ihrem Verlauf zu erfassen. In diesen winzigen Bildern erscheinen zum erstenmal jene Geschichten, die zur vorherrschenden Thematik der Historienmalerei des 19. lahrhunderts werden sollten: der Tod des Königs Ludwig II. auf dem Schlachtfeld bei Mohács, der Bauernkrieg unter der Füh­rung von György Dózsa, und die Darstellung heidni­scher Ungarn als Bewahrung der Traditionen der land­nehmenden Ungarn. Ein neues Element in der Kunstförderung der Epo­che war die Mäzenatur der Herrscherin Maria Theresia im Zusammenhang mit der nationalen Geschichte, wo­bei die Königin als Pflegerin der in Sankt Stephan ver­körperten nationalen Traditionen auftrat. Davon zeugen die Stiftung des Sankt-Stephans-Ordens (Kat.-Nr. V-37, V-38) und die Heimholung der heiligen Armreliquie des Königs Stephan genauso wie die Altarbilder des heili­gen Königs und die Reliquiare, die auf die Initiative Maria Theresias entstanden sind. Eine andere bezeichnende Gruppe von Historien­bildern aus den letzten anderthalb Jahrzehnten des Jahr­hunderts bildet den Schlußakkord des Barocks in Un­garn. Es handelt sich dabei um monumentale Werke weltlichen Themas mit Darstellungen von Ereignissen aus der ungarischen Vergangenheit, die jedoch in kirch­lichem Auftrag entstanden sind. Die Suche nach Themen der nationalen Vergangenheit fügte sich Ende des 18. Jahrhunderts europaweit in den Prozeß der Herausbil­dung der bürgerlichen Nation und ist eigentlich deren Erscheinungsform in den bildenden Künsten, und zu­gleich deren Begleiterscheinung. Darin spielten die Künstler der Zeit die führende Rolle, die zugleich auch nach den neuen Formen und Möglichkeiten der Bezie­hung zum Publikum suchten. In Ungarn setzte aber die­ser Prozeß in den 80er und 90er Jahren des 18. Jahrhun­derts auf Anregung der katholischen Kirche ein. Die Kunstwerke dieser Art verdanken hier ihr Entstehen der Verbreitung der Ideen der Aufklärung und vor allem der Kirchenpolitik des aufgeklärten Absolutismus, die die Interessen des Staates denen der Kirche voranstellte. Die historischen Ereignisse, die zur Schmückung von Räum­lichkeiten von kirchlicher Funktion vorgesehen waren, trugen in ihrer Themenwahl und in ihrer bildlichen For­mulierung zum überwiegenden Teil auch eine politische Note, die meistens darauf hinauslief, daß der katholi­schen Kirche bei den wichtigen Wendepunkten der un­garischen Geschichte schon immer eine wichtige Rolle zugekommen war. Das zeigt sich gleicherweise an den Beispielen des Deckenfreskos der Zisterzienserkirche von Szentgotthárd (1784), in dem die Truppen Monte­cuccolis in der Schlacht bei Szentgotthárd im Jahr 1664 von der Gottesmutter zum Sieg verholfen werden, und des Kuppelfreskos der Pfarrkirche von Szigetvár (1788) - beides Werke von Stephan Dorffmaister -, wo der Aus­fall Zrínyis aus der belagerten Burg Szigetvár und die Rückeroberung der Burg gleicherweise unter dem Schutz der Madonna erfolgen. Derselbe Meister führte inmitten weiterer Wandbilder historischen Themas das Deckenfresko der Pfarrkirche von Kiskomárom (1793) aus: König Andreas I. stellt nach dem Heidenaufstand das Christentum wieder her (Kat.-Nr. VI-32). Zu dieser Zeit entstanden auch Historienbilder mit ganz eindeutiger politischer Aussage. Der Erzbischof von Kalocsa, Ádám Patachich, ließ zum Beispiel im Prunksaal des erzbischöf­lichen Palais den Hof des heiligen Königs Stephan im Moment darstellen, als er den Gesandten des Papstes, Bischof Astericus, empfing, der ihm die ungarische Kro­ne überbrachte - und dies im Jahr 1784, zu einer Zeit, als Joseph II. regierte, der sich mit der heiligen Krone nicht krönen lassen wollte, sie aber nach Wien bringen ließ. Einige lahre später, 1792 gab der Bischof von Szombathely, János Szily, ein Altarbild für seinen Dom bei Dorffmaister in Auftrag, das die Stiftung der Abtei Pannonhalma durch König Stephan zeigte, jener Abtei, die nach mehr als sieben und ein halb Jahrhunderten ihres Bestehens kurz zuvor von Joseph II. aufgelöst wor­den war. Die Kontrastwirkung ist eindeutig. Hier wie dort wird die Gestalt des beliebtesten, heiligen Königs von Ungarn der Herrschaft und der Politik von Joseph II. gegenübergestellt. Es gibt aber unter den ungarischen Historienbildern auch eine Gruppe, in die Geschichtsdarstellungen par excellence gehören. Diese beschwören denkwürdige Er­eignisse des Ortes herauf, jedoch ohne sakrale Funktion, und dabei handelt es sich nicht um Wandbilder, sondern um moderner wirkende Ölgemälde, ebenfalls Werke Dorffmaisters. Im Jahr 1787 malte er für den Bischof von Pécs, für den Speisesaal von dessen Sommersitz in Mohács, die Bilder der beiden Schlachten bei Mohács von 1526 und 1687 sowie das Porträt des Königs Ludwig IL, der in der ersteren gefallen war (Kat.-Nr. VI-31), und eine andere Folge für den Empfangssaal der Zisterzien­serabtei von Szentgotthárd mit Darstellungen von Ereig­nissen der gemeinsamen Geschichte des Ordens und des Landes (1795/96). Obwohl die Bilder der letzteren Folge viel suggestiver sind, bevorzugten die Zeitgenossen und das Publikum der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Bilder in Mohács. In erster Linie wohl deshalb, weil diese Werke den Besuchern die verhängnisvolle Niederlage vor den Türken, die das weitere Schicksal des Landes für Jahrhunderte bestimmt hatte, an Ort und Stelle vor Augen führte. Obwohl sich unter den barocken Histo­rienbildern der Einfluß der Gemälde in Mohács in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ununterbrochen nach­weisen läßt, ist die Historienmalerei neuen Typs im 19. Jahrhundert nicht aus diesen hervorgegangen. Vielmehr aus solchen Initiativen, die nicht mehr aus den traditio­nellen Schichten der Kunstförderung kamen, sondern aus der weltlichen Intelligenz neuen Typs. Zeitungsher­ausgeber, Publizisten, Schriftsteller, Zeichenlehrer und Maler suchten nach neuen Möglichkeiten der Verbin­dung des künstlerischen Ausdrucks und der nationalen Traditionen. Davon zeugen Bücher, die Gegenstände

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