Mikó Árpád – Sinkó Katalin szerk.: Történelem-Kép, Szemelvények múlt és művészet kapcsolatáról Magyarországon (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2000/3)

GESCHICHTE - GESCHICHTSBILD - Zusammenfassungen der Beiträge

gegen die Kirche in Erwartung des Jüngsten Gerichts, als Ecclesia in Erscheinung. Es ist bekannt, mit welchen apokalyptischen Erwartungen Europa in das neue, in das 16. Jahrhundert hinübertrat. Sowohl Luther als auch Melanchthon legten die apokalyptischen Bücher des Al­ten und des Neuen Testaments mit besonderer Einfühl­samkeit aus. Es ist kein Wunder, daß die Symbolik der Makkabäergeschichte bei den Reformatoren auf reges Interesse stieß. Auch Antiochus fand seine Stelle in der protestantischen Apokalyptik. Der tyrannische Fürst wurde in volkstümlichen Stichen als einer der vier Ty­rannen dargestellt. Nach der Carion-Chronik, die der „Wittenberger" Geschichtsauffassung von Luther und Melanchthon summiert, ist Antiochus das Vorbild des Antichrist (Antiochus tyvus Antichristi), wobei letzterer zugleich den Papst und den Türken bedeutete. Die all­gemein bekannte Parallelität von Juden und Ungarn faßt auch das Gleichnis von den heiligen Makkabäern mit ein. Auch die Standhaftigkeit der Makkabäer bezogen die Ungarn auf ihr eigenes Schicksal. Uberall glaubten sie die „Zeichen der Zeit" zu erkennen: Das Wüten der „Geißel Gottes", des Antiochus, ließ sie daran denken, daß die letzten Zeiten angekommen waren. Die katholische Kirche gedachte traditionell am 9. Sonntag nach Pfingsten der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n. Chr. Bekanntlich ist die Predigt Péter Páz­mánys für diesen Sonntag Vom letzten Verderhen Jerusa­lems und der jüdischen Nation im wesentlichen eine Ad­aptation aus Josephus Flavius. Péter Pázmány führte seine gewichtige und tiefsinnige Aussage in einer groß­zügigen Allegorie, die er durch die gesamte Predigt wei­terführte. Er verstand die Zerstörung Jerusalems als tra­gischen Abschluß einer historischen Weltepoche. Die Zerstörung ist demnach fürchterlich, bildet aber den­noch keinen Teil des unveränderlichen Plans des Herrn der Geschichte, des rachesüchtigen Gottes. Die allegori­sche Beurteilung der Lage bei Pázmány steht in kras­sem Gegensatz zur apokalyptischen, Wittenberger pro­testantischen Geschichtsauffassung. Der Kardinal schwang die Geißel Gottes so, daß sie möglichst über den Protestanten am kräftigsten knallen sollte. In seinen „kämpferischen Büchern" trat er gegen den protestan­tisch gefärbten, jedoch viel älteren Gedanken „Gott straft die Ungarn wegen ihrer Sünden" entschieden auf. Nach seiner Gewohnheit verwendete er die Argumente seiner Gegner zu seinen eigenen Gunsten. Er glaubte fest dar­an, daß die Geißel Gottes hätte abgewendet werden kön­nen, sowohl von den Juden als auch von den Ungarn ­das Schicksal Jerusalems war in seinen Augen eben we­gen der sündhaften Versäumnis dieser Abwendung so tragisch. Diese Geschichtsauffassung war in völligem Einklang mit seiner entschlossenen Türkenpolitik. Pázmány gibt zwar zu, daß der Türke die Christen aus Gottes Willen vernichtete, wies aber die eschatologische Deutung der ungarischen Zerstörung dennoch zurück: „Das Urteil Gottes hat unendliche Tiefen, so daß es der Menschenverstand nicht erfassen kann". Die Allegorie auf die Zerstörung Jerusalems fand Pázmány besonders geeignet dazu, von der Lage der Ungarn inmitten der türkischen Zerstörung eine umfas­sende historische Wertung zu geben. Er verwarf die pro­testantische Auffassung der Schicksalsparallele Juden­Ungarn. Hinsichtlich der Ursachen der Zerstörung wen­dete er die Argumente der Reformatoren gegen sie zu­rück und stellte der gängigen apokalyptischen Deutung der Endzerstörung die verschleierten Pläne des barm­herzigen Gottes entgegen. Zwischen der Geschichtsauf­fassung der Reformatoren des 16. Jahrhunderts und Pázmánys gibt es wesentliche Unterschiede: Sie legten die ähnlichen Gleichnisse unterschiedlich aus, gaben auf die Fragen der Geschichte jeweils andere Antworten und hatten auch von der „nationalen Einheit" als Ausweg aus der Zerstörung verschiedene Ansichten. GÉZA GALAVICS AHNEN, HELDEN, HEILIGE Die ungarische Geschichte und die Barockkunst Das Bild der Geschichte einer Nation oder eines Landes erscheint in der europäischen Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts meist an Kunstwerken, die im Auftrag von Herrscherhäusern oder Fürstentümern, zum Zweck der fürstlichen Repräsentation geschaffen wurden, oder aber in Illustrationen von gedruckten Geschichtswerken, Chroniken, oder in selbständigen Ausgaben, die im Geschäftsunternehmen von Verlegern entstanden sind. Die Herrscher des Hauses Habsburg nutzten als Könige von Ungarn die Möglichkeit der künstlerischen Reprä­sentation nur selten (zum Beispiel mit der Gemäldefolge Ferdinands II. in der Burg Preßburg), und meistens nur anläßlich ihrer Krönung in Preßburg. Die Verleger in Ungarn verfügten weder über das entsprechende Kapital, noch über einen derart hochentwickelten druck­technischen und künstlerischen Hintergrund, daß sie eine Arbeit dieses Typs hätten herausbringen können. Seit der Veröffentlichung der Thuróczy-Chronik (1488; Kat. Nr. IV-3, IV-4), also seit den Zeiten des Königs Matthias Corvinus, ist keine umfassende, illustrierte Geschichte Ungarns mehr erschienen. Eine Wende brachten erst die Jahrzehnte des 17. Jahr­hunderts, als Vertreter verschiedener Gesellschaftsschich­ten annähernd gleichzeitig die Formen und Rahmen der bildlichen Vergegenwärtigung der nationalen Geschich­te gefunden haben. In Prag, in einem der damaligen Zen­tren des europäischen Manierismus, ließ Lőrinc Ferenczffy, Sekretär der ungarischen königlichen Kanz­lei, seit dem zweiten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts durch Egidius Sadeler eine Porträtfolge der ungarischen Stammesfürsten und Könige bis zu seiner Zeit in Kupfer stechen, und im Jahr 1632 beabsichtigte er bereits eine il­lustrierte Geschichte Ungarns (História Hungáriáé) heraus­zugeben (Kat.-Nr. IV-13, IV-14, IV-15). Nachdem aber Ferenczffy noch vor Abschluß der Arbeiten gestorben war, wurden diese erst nach 1660 wieder aufgegriffen.

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