Mikó Árpád – Sinkó Katalin szerk.: Történelem-Kép, Szemelvények múlt és művészet kapcsolatáról Magyarországon (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2000/3)

GESCHICHTE - GESCHICHTSBILD - Zusammenfassungen der Beiträge

sehen 1553 und 1557, in Konstantinopel erwarb. Im Be­reich der Buchmalerei wurden vor 1490 tatsächlich vie­le Bildnisse von König Matthias geschaffen, diese schmücken ausnahmslos die Bände seiner Bibliothek, die Bibliotheca Corvina. Die meisten wurden zwischen 1485 und 1490 in Florenz, Norditalien und Neapel ausgeführt, also etwa gleichzeitig, aber nicht am selben Ort, und sie gehen alle auf dasselbe Vorbild, oder auf einander sehr ähnliche Vorbilder zurück. Die Behauptung von Jolán Balogh, diese Vorbilder seien Medaillen gewesen, ist sehr wahrscheinlich, obwohl von keiner der heute bekann­ten Matthias-Medaillen nachgewiesen werden kann, daß sie früher als im 16. Jahrhundert entstanden ist. Als bild­liche Parallele zur Beschreibung des Königs Matthias bei Bonfini (Kerum Ungaricarum Decades; Kat.-Nr. IV-9, IV­10), überwiegend einer Paraphrase zu den entsprechen­den Werken von Plutarch, haben sämtliche all'antica­Medaillenbildnisse etwas vom Bildnis Alexanders des Großen an sich. Merkwürdigerweise hinterließ die sich im 16. Jahrhundert entfaltende, sehr reiche literarische Matthiastradition kaum in Ungarn ausgeführte bildliche Denkmäler, und vom 17. bis zum 19. lahrhundert wur­den weniger die antikisierenden Bildnisse des Königs wiederholt als entweder das bärtige Matthiasbild vom Attila-(Ätzel)-Typ, der ebenfalls humanistische Traditio­nen widerspiegelte (Kat.-Nr. III— 5), oder die Darstellung, die im 1664 veröffentlichten Mausoleum der ungarischen Könige erschienen ist (Kat.-Nr. VI-24). Seit Mitte des 19. Jahrhunderts forschte man nach authentischen Darstel­lungen, und diese wurden dann in den all'antica-Bild­nissen erkannt. Um diese Zeit kam das Matthias-Relief des Mailänder Castello Sforzesco zum Vorschein, dem sich in der Matthias-Ikonographie nichts an die Seite stel­len läßt, und das auf der Rückseite - ebenfalls ein ech­ter oder gefälschter Palimpsest - ein antikisierendes Inschriftenfragment und zwei Jahreszahlen trägt; es bleibt noch zu untersuchen, ob auch dieses Relief nicht bloß von der Gravitation der Matthiastradition heran­gezogen wurde. Im dritten Teil werden die Budaer Bronzestatuen der Matthiaszeit untersucht. Diese wurden restlos vernich­tet; Sultan Suleiman ließ sie 1526 als Trophäen nach Kon­stantinopel bringen, wo sie zehn Jahre später einge­schmolzen wurden. Uberliefert sind nur schriftliche Er­wähnungen (wenn man von den beiden Darstellungen von fraglicher Authentizität absieht), und die Statuen führen seit fast vierhundert Jahren ihr Text-Leben. Bis 1526 wurden sie nur bei Bonfini erwähnt, jedoch in sei­ner gewohnten, stark interpretativen Art, mit mehr Auf­merksamkeit für seine Aussage als für die Tatsachen. Er erwähnt Statuen, die in keiner anderen Quelle angeführt sind (Pallas-Brunnen, die Statuen der drei Hunyadi), über andere, die anderweitig gesichert sind, schweigt er aus oder schreibt mißverständlich (Herakles). Zu den beiden bronzenen Torwächtern besitzen wir zum Glück auch urkundliche Daten (1524). Nach der Schlacht bei Mohács werden sie bei zwei Humanisten erwähnt (Vadianus, Velius); bei diesen letzteren tritt zum ersten­mal genau identifizierbar die Heraklesfigur auf. Eine neuerlich zum Vorschein gekommene Quelle erwähnt sie ebenfalls, unter Angabe der Inschrift der Statue und mit der Bemerkung, daß die Figur vom kaiserlichen Ge­sandten Haberdanec in Konstantinopel, auf dem Atmej­dan gesehen wurde (im Jahr 1528). Mehrere Quellen be­richten von ihrer Verschleppung, und diese wissen - so­fern sie Zahlangaben benutzen - von drei Statuen, vom Herakles und zwei Skulpturen. Mitte des 16. Jahrhun­derts hat sich das schriftliche „Bild" der Skulpturen ge­wandelt; von da an hat sich - nicht ohne Zusammen­hang mit dem Vordringen der Türken - das Interesse für die Figuren gesteigert. Paolo Giovio hat zum ersten­mal festgehalten, daß die drei Budaer Figuren Herakles, Apollo und Diana dargestellt hatten, die Grundlage sei­ner Mitteilung entzieht sich aber unseren Kenntnissen. Dieser Satz Giovios - dessen Quelle unbekannt blieb ­ist in die Unsterblichkeit eingegangen; in der Folgezeit hat jeder Geschichtsschreiber in erster Linie sein Werk auszugsweise weitergegeben, seinen Text weiter ausge­malt - eventuell mit anderen Quellen kontaminiert (Sigler, Bruto, Istvánffy, Farkas Bethlen), und der Weg dieses Satzes führte über die Historiker des 18. Jahrhun­derts und der Aufklärungszeit schnurgerade in die po­sitivistische und dann in die Geschichtswissenschaft des 20. Jahrhunderts weiter. Jolán Balogh hat den fiktiven Charakter dieser Information - nach Ubersicht weniger Dokumente - bereits erkannt, aber ihre Feststellung hat wegen ihrer mosaikhaften Quellenbehandlung wenig Uberzeugungskraft, so kehrt die gefällige humanistische Formel auch seitdem immer wieder zurück. Die Kunst­geschichte ist eben nicht nur die Geschichte von Objek­ten, sondern wenigstens im gleichen Maße auch die Ge­schichte von Texten. PÁL ÁCS APOCALYPSIS CUM FIGURIS Das Geschichtsbild der alten ungarischen Literatur Nimmt man das Geschichtsbild der sich im 16. Jahrhun­dert entfaltenden Literatur in ungarischer Sprache un­ter die Lupe, wird man unumgänglich mit dem Erbe der jüdischen und christlichen Apokalyptik konfrontiert. Das Geschichtsbild der griechisch-römischen Antike, also die Ansichten über den unendlichen Kreislauf der Zeit und der ewigen Wiederkehr, wurden seit den er­sten christlichen Jahrhunderten von Vorstellungen von der endlichen Zeit, also von der teleologischen Ge­schichtsauffassung abgelöst, wonach das Leben endgül­tig abgeschlossen wird und nie wieder von neuem be­ginnt. Die wirkungsreichste Formulierung dieser Auf­fassung, die später zum offiziellen kirchlichen Ge­schichtsbild wurde, stammt vom heiligen Augustinus. Nach seinem Verständnis zieht sich ein göttlicher Welt­plan durch die Geschichte, in der bis zuletzt zwei Prin­zipien zur Geltung kommen, ein göttliches und ein welt-

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