Mikó Árpád – Sinkó Katalin szerk.: Történelem-Kép, Szemelvények múlt és művészet kapcsolatáról Magyarországon (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2000/3)

GESCHICHTE - GESCHICHTSBILD - Zusammenfassungen der Beiträge

zität auch die Archäologie beitragen sollte. Erst im aus­gehenden 19. Jahrhundert kam es zu einer Spaltung zwischen der nationalen Altertumskunde im Dienst der historischen Rekonstruktion der Nationalkunst und der als Wissenschaft aufgefaßten Archäologie. Auch die Landschaftsmalerei wurde von den histori­schen Zielsetzungen geprägt: Die Interessen für erhabe­ne Landschaften als ehemalige Schauplätze von histori­schen Ereignissen (Burgansichten) und für die eigentüm­liche ästhetische Qualität der Heimatlandschaft sind Gebiete, für die die Kriterien der Rezeption durch die Reiseliteratur und die Dichtung erarbeitet wurden. Die Bewahrung der berühmten Schauplätze historischer Er­eignisse, der „Denkmäler unseres alten Ruhms" wurde bereits 1847 auch der Denkmalpflege zum Ziel gesetzt. Diese Ansichten herrschten im ungarischen Denkmal­wesen und in der Restaurierung bis nach der Jahrhun­dertwende vor, als die moderne Forderung unter dem Zeichen des Stichworts „konservieren, nicht restaurie­ren" formuliert wurde, sich aber keineswegs durchset­zen konnte. Der Verlauf der Geschichte Eine der Widersprüche der Zeit rührt daher, daß sich der Prozeß der modern aufgefaßten Weltgeschichte un­mittelbar nicht darstellen läßt. Als traditionelle Mittel der Darstellung des Verlaufs der Geschichte werden in der Monumentalmalerei und in der Geschichtsillustration weiterhin zyklische Bildfolgen verwendet, wobei ein Rückgriff auf die kontinuierliche Narrative des Mittel­alters erst im Historismus des 20. Jahrhunderts wieder aufgegriffen wurde. Dadurch wurden Vorstellungen ei­ner Reise durch die Geschichte und die eines Wegs er­weckt. Diese Reise schloß in den meisten Fällen die Be­jahung des Fortschritts mit ein, zunächst im Sinne der Gründerzeit, dann in dem der Evolution. Diese Auffas­sung der Geschichte als eine Abfolge von Szenen fand in der Tragödie des Menschen von Imre Madách und in den dazu entworfenen Bühnenbildern ihren prägnante­sten Ausdruck. Pessimistische, philosophisch beeinflußte Stimmen (etwa bei Mihály Zichy: Kräfte der Zerstörung, Zweifel an der Erlösung) blieben in Ungarn ebenso ver­einzelt, wie die Anzweiflung des allumfassenden Histo­rismus, etwa im Sinne von Nietzsche. Das kräftigste und überzeugendste Mittel im Dienst des Fortschritts und der Evolution hat das Museum des 19. Jahrhunderts geliefert. Auch in Ungarn kann man mit einem großen Einfluß der historischen Systematik von Gottfried Semper rechnen, für die das benachbarte Wien mit dem systematischen Aufbau und der Verteilung sei­ner Sammlungen ein wichtiges Beispiel geliefert hat. Der Schauplatz der Kunstgeschichte Ende des 19. Jahrhunderts verschwindet allmählich die ungarische Geschichte als ausschließliches Ziel der Dar­stellung der Geschichte, und die Weltgeschichte als Rah­men wird immer wichtiger. Das drückt sich in den bil­denden Künsten weniger in der Themenwahl als in der stilistischen Orientierung, in der Verneinung des spezial Nationalen aus. Selbst die Geschichtlichkeit erscheint um die Mitte des 20. Jahrhunderts als eine Frage der Form und des Erlebnisses der Vergangenheit der Menschheit. An die Stelle der Einheit und Ewigkeit der Geschichte traten die Einheit und Ewigkeit der Kunst, durch deren Kraft auch schlummernde Werte der Vergangenheit wie­der ins Leben gerufen werden können. Stil und Quali­tät sind nun nicht mehr - wie im Historismus des 19. Jahrhunderts - Ausdrucksmittel, sondern Träger der Geschichtlichkeit. ÁRPÁD MIKÓ IMAGO HISTÓRIÁÉ Die Matthias-Corvinus-Tradition: Bildtradition und Texttradition Im ersten Teil des Aufsatzes werden Denkmäler des Al­tertums aus Ungarn - in erster Linie monumentale Säu­len - behandelt, auf die die Bezeichnung Palimpsest im engeren Sinne zutrifft: sie wurden nämlich nachträglich mit Inschriften versehen. Ihre Rezeption zeigt vom 18. Jahrhundert an bis in unsere Tage zwei Extreme: sie wurden entweder für das Erbe des Heidentums, das Werk des Teufels gehalten, oder ganz im Gegenteil für das bis heute gültige Symbol antiker Größe. Ein Beispiel für beides ist der Portikus des Iseums von Szombathely: seine Säulenfragmente wurden für die intervretatio christiana genauso in Anspruch genommen wie sie auch weltliche Lesarten erfahren haben; die wiederauf­gestellte Kolonnade des Iseums ist ein oft zitiertes Bei­spiel des modernen Denkmalschutzes, zu dessen Grund­begriffe ja auch die anastylosis gehört. Die bis heute be­stehenden Denkmäler des Altertums, die seit dem 15. Jahrhundert immer wieder neuinterpretiert wurden, vermögen auch heute Emotionen zu wecken: sie sind lebendig. Das zweite Kapitel bietet einen Uberblick über die all'antica-Bildnisse des großen Renaissanceherrschers Matthias Corvinus. Auch diese Reihe beginnt mit einem wahren Palimpsest: Gegenüber dem bescheiden ge­schmückten Titelblatt der Horatius-Corvina im Londo­ner British Library befindet sich ein Profilbildnis mit verschwommenem Gesicht, in dem die Forschung be­reits im vorigen Jahrhundert jenes Bildnis des Königs erkannte, das im 16. Jahrhundert im Musaeum Jovianum von Como bewahrt worden war. Der Kodex entstand zwischen 1450 und 1470 in Florenz, aber die Bildnis­miniatur - mit der mehrzeiligen, bis zur Unleserlichkeit ausgekratzten Inschrift darunter - kam vermutlich nicht vor 1490, also nicht zu Lebzeiten des Königs, in den Ko­dex, sondern erst Mitte des 16. Jahrhunderts. Der Cha­rakter der Malerei, das an Rollwerk erinnernde Muster der Kleidung weist jedenfalls darauf hin. Der Auftrag­geber der Miniatur dürfte Antal Verancsics gewesen sein, der diese Corvina während seiner Gesandtschaft, zwi-

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