Gosztonyi Ferenc - Király Erzsébet - Szücs György szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve 2002-2004. 24/9 (MNG Budapest, 2005)

STUDIES - Zsuzsanna Farkas: Die Rezeption des Malers und Fotografen József Borsos (1821-1883) einst und heute

Triumph er wesentlichen Anteil hatte, ist veraltet."* (Abb. 8) Es ist eindeutig bezeugt, daß sich Borsos bereits um die Mitte der fünfziger Jahre für Fotografie interessierte. Er ließ sich in Wien, umgeben von Requisiten des Fotografierens fotografieren. Es ist wahrscheinlich, daß der sensible, die Kritiken schwer ertragende Künstler bereits um diese Zeit das Fotografieren studierte. Er kehrte mit deutlichen Vorstellungen nach Pest zurück und machte sich energisch daran, sein Fotoatelier auszubauen. (Abb. 9) Im Sommer 1861 befaßte er sich mit dem Gedanken, ein „Malerstudio" ins Leben zu rufen. „Unser bekannter Maler, József Borsos beabsichtigt ein Malerstudio einzurichten, in dem sich junge Menschen die Grundlagen und die vollkommene Ausführung des Zeichnens und Malens aneignen sowie eine höhere praktische Ausbildung erhalten können. Er ist bereit, 20 Schüler anzunehmen, auch der Preis ist gemäßigt, monatlich 8 Forint. Er wohnt in der Leopoldstadt, Kronenstraße Nr. 3." Von der Schule selbst haben wir nur mittelbare Informationen. Vidor Kassai erwähnt in seinen Erinnerungen: „1861 fuhr ich nach Budapest [...] ich zeigte einige meiner Gemälde dem landesweit berühmten Maler Miklós Barabás. Er riet mir, mich in der Schule von Borsos weiterzubilden, dazu wäre aber — dachte ich mir - Geld nötig, das mir aber durchaus fehlte. So suchte ich Borsos gar nicht auf." M Das Malerstudio bestand wahrscheinlich nur für eine sehr kurze Zeit. Die Idee einer Malschule, die Annonce in der Presse bezeugen, daß Borsos versucht hat, sich durch die Malerei und durch den Unterricht in die einheimischen Verhältnisse einzufügen. (Abb. 10) Die zweite große Periode seiner Laufbahn, in der er sich der Fotografie widmete, fällt in die Jahre zwischen 1861 und 1878. Diese Tätigkeit von annähernd zwei Jahrzehnten umfaßt ein Schaffen von 70.000 bis 100.000 Fotografien. Seine Popularität war in Pest ungebrochen, sein guter Ruf, den er sich als Maler verschafft hatte, wirkte sich günstig auf die Tätigkeit und auf den Umsatz des Fotoateliers aus. Die Presse, und auch ein Kalender hielt ihn für eine ansprechende, interessante Persönlichkeit: ,Jn seinen lebhaften großen Augen, in den lebendigen Zügen seines Gesichts ist der wahre Küstler zu erkennen, seine Redeweise, sein Konversationsstil sind, wie bei jedem welterfahrenen und fein gebildeten Menschen erquicklich und angenehm" - schrieb von ihm 1863 István Sarkadi. 42 (Abb. 11) Er verewigte sich in einem Porträtfoto etwas melancholisch, das Bild widerspiegelt die Traurigkeit als das ideale künstlerische Gefühl. In der Fachliteratur wird immer wieder die Frage gestellt, warum er sich nicht in das Kunstleben in Ungarn einschaltete, warum er nicht die Malerlaufbahn fortsetzte. Nach gewissen Vorstellungen soll er wegen seines finanziellen Bankrotts nach Pest zurückgekehrt sein. Er lebte anfangs sehr gut aus seinen Bildern, er war in Wien einer der teuersten Maler. Er erhielt 1846 für sein Bild RASTELBINDER von Fürst Esterházy 180 Forint, 1850 für seine ÜBERRASCHUNG 500 Forint. Für die SCHLACHT BEI SOLFERINO, die er auf eine Büchse malte, bekam er vom Herrscher 300 Forint, der Preis seiner TAUBENPOST betrug 1850 580 Forint, sein Werk KRISE IM KÜNSTLERLEBEN kostete 400 Forint. In der Ausstellung des Kunstvereins war der Preis der zweiten TAUBENPOST mit 650 Forint angegeben. Nach der Legende soll er Ende der fünfziger Jahre bereits ein Vermögen besessen haben, als er versuchte, sein Geld an der Börse anzulegen. Sein erster Versuch brachte ihm 1859 Erfolg, kurz darauf verlor er bei einer Spekulation sein ganzes Vermögen. 43 Die Umstände dieser Aktionen sind völlig unbekannt. Nach Béla Lázár wurde Borsos von der ungarischen Aristokratie nach Pest zurückgerufen, anfänglich soll er auch Aufträge bekommen haben, aber dies läßt sich dokumentarisch nicht belegen. Nach seiner Umsiedlung nach Pest ist er zusammen mit seinem Künstlerkollegen Albert Doctor (1813-1888) Mitglied des Ungarischen Landesvereins der Bildenden Künstler geworden, nahm an der Tätigkeit von Jurys teil, 1863 als Vorsitzender der Jury des Vereins. Wegen der 9. Unbekannter Fotograf: József Borsos in einem Fotoatelier, um 1857. Ungarisches Nationalmuseum, Budapest

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