Gosztonyi Ferenc - Király Erzsébet - Szücs György szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve 2002-2004. 24/9 (MNG Budapest, 2005)

STUDIES - Zsuzsanna Farkas: Die Rezeption des Malers und Fotografen József Borsos (1821-1883) einst und heute

Künstler auf diesem Weg fortschreitend, immer weiter von der Grenze der wahren Kunst verirren würde" 34 - schrieb Családi Lapok 1855. Auf diese Kritiken hin bemühte sich Borsos, die dämonischen Reize der dunkelhaarigen Dame zu mildern und malte in der zweiten Variante die Hauptfigur in derselben Haltung als eine „blonde Unschuld". Über die Interpretation der Taubenpost­Darstellungen verfaßte Katalin Sinkó eine ausführliche Studie." An der Pariser Weltausstellung von 1855 war Österreich in der Kunstabteilung durch österreichische, italienische, böhmische und ungarische Künstler gemeinsam vertreten. Sie zeigten insgesamt 52 Gemälde. In der Gattung Stilleben war ein Stilleben von Borsos „aus verschiedenen Gegenständen" und ein Distelblumenstilleben von Gruber ausgestellt. Unter den 30 Künstlern findet man zwei Ungarn, Borsos - laut Katalog ein Wiener Künstler - , und Antal Országh (1818-1878), der damals in Paris wohnte. Die italienischen Künstler stellten sich auch in einem anderen Block vor, wo sie weitere 54 Gemälde zeigten. 36 Die Stilleben von Borsos mit Luxusgeschirr, von denen heute insgesamt nur fünf bedeutendere Stücke bekannt sind, sicherten ihm eine wichtige Position. Mit seiner Teilnahme an der Weltausstellung wurde deklariert, daß der Künstler in die vorderste Linie der Wiener Schule gelangt war. Seine Gemälde von Biedermeier-Charakter bilden wichtige Etappen der ungarischen Kunst. (Abb. 6) Die Bilder von Borsos wurden nach den ausgereiften Mustern der Wiener akademischen Darstellungen aufge­baut. Die sinnliche Anmut seines Gemäldes MÜTTERLICHE FREUDEN vermittelt erotische Gefühle und ethische Wahrheiten zugleich. Er gehörte in den fünfziger Jahren zu den meist modischen Malern, der Inhalt mancher seiner Bilder hat sich im Urteil späterer Zeiten mehrfach gewandelt. Einzelne Arbeiten scheinen heute bedeutender zu sein als sie von seiner eigenen Zeit oder vom 20. Jahrhundert beurteilt wurden. (Abb. 7) Über die Lebensgeschichte von Borsos ist fünfzig Jahre nach seinem Tod aufgrund der Dissertation von Jenő Kopp ein Roman erschienen. Der Verfasser versuchte die durch eigenartige Brüche und Umwege gekennzeichnete Laufbahn persönlicher zu gestalten und zahlreiche offene Fragen zu erklären. 37 Auch der Roman bezeugt, daß sich diese Lebensgeschichte nicht durch Jahreszahle gliedern läßt. Laut Familientradition hatte der Maler 1855 an der Pariser Weltausstellung großen Erfolg. Er fuhr nach Paris, weckte mit seinen Werken auch die Aufmerksamkeit Napoleons III., der ihn mit glänzenden Versprechen als Hofmaler nach Paris locken wollte. Die Familientradition weiß auch von einer Studienreise durch Deutschland mit Graf György Károlyi, die für den Künstler herausragende Bedeutung hatte. Leider sind von keiner dieser Reisen ausführliche, beweiskräftige Dokumente überliefert. 6. Josef Kriehuber: Bildnis József Borsos, 1853. Historisches Museum der Stadt Wien 7. August von Pettenkofen: Brustbild des Malers József Borsos, 1855. Museum der Bildenden Künste, Budapest

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