Gosztonyi Ferenc - Király Erzsébet - Szücs György szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve 2002-2004. 24/9 (MNG Budapest, 2005)

STUDIES - Zsuzsanna Farkas: Die Rezeption des Malers und Fotografen József Borsos (1821-1883) einst und heute

sich nicht eindeutig zum Symbol erheben. Das Bild wurde zum Jahresende von 1853 in der Pester Kunstausstellung gezeigt und fand in der Presse keine günstige Aufnahme: „Von József Borsos: Nach der Schlacht - mit Fleiß gearbeitet. In der Komposition ist er dem selben Fehler wie Mayer verfallen. Herr B. scheint nur mit seiner Zeichentechnik wirken zu wollen, seine Farbgebung ist zwar auffällig, aber nicht natürlich genug, in der Körperfarbe herrscht sowohl beim alten als auch dem jungen Mann ein Rotton vor, auch die Schatten sind rot, die großen schattigen Flecken sind grünlichbraun, wobei die Nuancen kaum wahrnehmbar sind. Die Einstellung beider Figuren ist eher theatralisch als natürlich, eine dritte Figur hätte sowohl die Komposition abgerundet als auch dem Betrachter die Richtung gewiesen, damit er ohne Kopfzerbrechen erraten könne, ob die beiden Helden zu den Siegern oder den Verlierern gehören...". 20 Der Erfolg und die Bedeutung des Gemäldes werden aber dadurch bezeugt, daß es 1863 im Kunstverein in Pest als „Gastwerk" noch einmal öffentlich gezeigt wurde. 1915 wurde das Bild von Béla Lázár so bewertet: „Das Bild zeigt als eine Allegorie des Freiheitskampfes zwei heimkehrende, düster gestimmte Krieger mit Karabiner, an den Gesichtern kommt die ganze Verzweiflung der Menschen zum Ausdruck, die ihr Vaterland verloren haben, was durch den Schein der untergehenden Sonne mystisch hervorgehoben wird. Neben der Monumentalität der Farbwirkungen wirken einzelne Formen, wie die Hand, die Haare und der Bart des alten Mannes und der rote Rock des Jünglings durch ihre hervorragende Schönheit und Kraft." 11 Die melancholische Trauer der theatralisch gekleideten beiden nachdenklichen Männer läßt sich schwerlich den anderen Darstellungen der „Klage um den verlorenen Freiheitskampf mit eindeutigen Allegorien an die Seite stellen. Im Verlauf der Entfaltung der ungarischen Kunst wurde von den Künstlern eine Malerei „nationalen Charakters", d.h. die Darstellung historischer Szenen erwartet. Borsos hatte zwar die Begabung dazu, kam aber nicht in ein Milieu, das die Entwicklung seiner Kunst in diese Richtung gefördert hätte. (Abb. 3) Der Höhepunkt seines Schaffens im Bereich der Malerei fiel in die fünfziger Jahre, die er ohne Unterbrechungen in Wien verbrachte. Sein Hauptwerk war EIN MORGEN NACH DEM MASKENBALL (Abb. 4), eine herausragende Schöpfung der ungarischen Biedermeiermalerei (sofern diese Kategorie zu akzeptieren ist): „Was diese Epoche technisch zu bieten vermag, das ist an diesem Bild vollständig gegeben. Die Formgebung ist plastisch und vergegenwärtigt das Volumen der Objekte auf demselben hohen Grad wie die üppigen, warmen Formen der Frauenkörper. Das Kolorit besticht trotz des dunklen Grundtons durch eine reiche, sinnliche Pracht. Die Pinselführung ist fein, die Ausarbeitung miniturhaft sorgfältig, besonders bei den Textilien. Diese Einseitigkeit, dieses Überwiegen der technischen Vollkommenheit, bewirkt bei all den sinnlich warmen, feinen Details eine etwas starre Gesamtwirkung. Diese Trockenheit des fachlichen Könnens kann durch den einen oder anderen fein geformten Kopf, der den Einfluß von A mer ling widerspiegelt, durch die vom gefilterten Licht beleuchteten Schultern und die sinnliche Wärme des Inkarnats, das in auffälligem Gegensatz zu den prächtigen, aber dunklen Farben des Milieus steht, nur teilweise mildern"- schrieb der Verfasser der Borsos-Monographie 1931. 22 Achtzig Jahre zuvor fand das Bild auch bei den Zeitgenossen Anerkennung: ,JMan merkt es dem Bild an, daß Borsos zu Beginn sehr gute Stilleben malte, denn die Zierde des Komfortablen Raums ist bis ins kleinste Detail so schön und meisterhaft gestaltet, daß man es sich nicht besser wünschen könnte. Die Textilien der Kleider und der Möbel sind lebhaft und lebensnah, als wären sie tatsächlich vor unseren Augen. Weniger Kraftanstrengung wurde auf die Gesichter angewendet. Man hat den Eindruck, als wäre die Kleidung von lebhafter Farbgebung eher fertig geworden, als wäre jede Kraft in diesen konzentriert worden sein, sodaß der Künstler am Ende nicht mehr imstande war, die Gesichter mit diesen in Einklang zu 1 3. August Canzi: „Borsos photograph", 1850er Jahre. Museum der Bildenden Künste. Budapest

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