Gosztonyi Ferenc - Király Erzsébet - Szücs György szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve 2002-2004. 24/9 (MNG Budapest, 2005)

STUDIES - Zsuzsanna Farkas: Die Rezeption des Malers und Fotografen József Borsos (1821-1883) einst und heute

4. József Borsos: Ein Morgen nach dem Maskenball, 1850. Ungarische Nationalgalerie, Budapest bringen. Die Gesichter muten an, als wären sie aus Wachs oder Elfenbein. Es ist ja denkbar, daß die gefallsüchtigen Damen nach einem Maskenball etwas von ihrer Gesichtsfarbe eingebüßt hatten, aber dann muß auch etwas von ihrer Koketterie verlorengegangen sein, und sie könnten nicht so fröhlich und sinnlich sein, wie sie uns der Maler vor Augen führt. Wir können die geheimsten Sehnsüchte dieser Damen belauschen, Sehnsüchte, die zwar natürlich sind, aber wohl nicht vor das Publikum gehören, wenn das Bild nicht lasziv sein sollte. Aber wir wollen die göttliche Kunst beziehungsweise den Künstler nicht tadeln, der ja ein ausgezeichnetes Talent und einer unserer besten Künstler ist." 23 Um jene Zeit war der Name Borsos gleichbedeutend mit der Darstellung des Erotischen. Artúr Elek formulierte in seinem Aufsatz von 1913 die allgemeine Meinung, wonach Borsos in den Themen seiner Bilder nicht das Wesentliche suchte, sondern einfach nur an der Farbe und am Glanz der Seide seine Freude hatte. „Unter seinen Zeitgenossen ist er der Vertreter des Erotischen, jener gewissen schüchternen und heim­tückischen Sinnlichkeit des Biedermeiers," 24 Nach István Genthon malte niemand unter den Großen der Epoche die Frauen mit tiefem Blick und rosa Teint, weißen Schultern und üppiger Figur, die Stimmungen nach dem Ball, die badenden Frauen, die jungen Rastelbinder und Obstverkäuferinnen mit mehr unmittelbarem Reiz. „ Weintrauben oder Kuß? fragt er mit dem Titel eines seiner Bilder, ein anderes Mal feiert er den Wein, aber seine Kunst, die immer einen Hauch von Sinnlichkeit an sich hat, wird niemals direkt sinnlich. " — schrieb er 1932 über die sentimental anmutenden Gefühle der Bilder von Borsos. 25 Das Bild EIN MORGEN NACH DEM MASKENBALL nimmt im Oeuvre eine herausragende Stelle ein. Deshalb ist der Aufsatz von Christa Pieske von besonderer Bedeutung, weil darin neue, interessante Ergebnisse vorgetragen wurden. Die Verfasserin identifizierte die im Vordergrund zerstreuten graphischen Blätter der Komposition. Die Lithographien sind Darstellungen der verbotenen Liebe,

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