Gosztonyi Ferenc - Király Erzsébet - Szücs György szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve 2002-2004. 24/9 (MNG Budapest, 2005)

STUDIES - Zsuzsanna Farkas: Die Rezeption des Malers und Fotografen József Borsos (1821-1883) einst und heute

Frauengestalt gibt dem Bild den Grundton, dem sich auch das Milieu treulich angeglichen ist. Die lächelnde Harmonie der Anordnung des vertrauten Interieurs und er lichtdurchtränkten Farben atmet ruhige Heiterkeit und vermittelt die subjektive Gefühlswelt des Künstlers." 13 Auch die Zeitgenossen sind auf die eigenartige Darstellungsmethode, die als Rückenfigur gezeigte, und dennoch ausdrucksvolle Frauengestalt aufmerksam geworden, aber was für uns eine selbständige Kompositions­methode ist, galt 1846 als verblüffend. ,JDie »Muttersorge« von Borsos ist ein sehr sorgfältig ausgearbeitetes Gemälde, jedoch von nicht gerade glücklicher Komposition..." ­fand der Kritiker von Életképek? 4 Die Komposition der MUTTERSORGE läßt sich auf niederländische Genrebilder zurückführen. 15 Die späteren Genrebilder von Borsos sind frivoler, theatralischer, fallweise mit unmittelbaren ethischen Akzenten. In einigen Bildern versuchte der Künstler dramatische Gefühle zum Ausdruck zu bringen: Kummer, Trauer, Verzweiflung, Bedrückung und Angst. Dénes Csánky faßte 1943 seine Meinung über Borsos anschaulich zusammen: „Entsprechend der Stimmung der Zeit machte er Geständnisse an die Sentimentalität des Biedermeier und setzte gemäßigte Akzente auf das novellistische Element."™ 2. August von Pettenkofen: József Borsos bei der Arbeit, 1847. Hanság Museum, Mosonmagyaróvár In der Wiener Künstlergemeinschaft hatte der junge ungarische Künstler einen guten Freund, August Pettenkofen (1822-1889), mit dem sie die Akademie gemeinsam besucht hatten, sie schlössen dann eine Freundschaft für lange Jahre. Sie mieteten gemeinsam ein Atelier in der Heu-Gasse Nr. 109, wo sie zwischen 1845 und 1848 gemeinsam arbeiteten. Pettenkofen schuf zahlreiche Bildnisse von seinem Freund bei der Arbeit, Aquarelle und auch Ölbilder. (Abb. 2) Borsos übte einen starken Einfluß auf ihn aus, Weixlgartner meint in seiner Monographie über Pettenkofen, er hätte im Stil der Ölbilder völlig Borsos' Manier übernommen. Sie arbeiteten auch während des Freiheitskampfes zusammen, und Pettenkofen verbrachte dann ab 1850 die Sommer mit seinen Freunden in Szolnok, in der ungarischen Tiefebene. Seine dort geschaffenen volkstümlichen Genrebilder dokumentieren seine Entfernung von der geschlossenen Tradition der Wiener Akademie. 17 Von Borsos gibt es insgesamt nur drei Bilder 1848er Thematik, diese sind heute Symbole des Freiheitskampfes. Das Porträt des NATIONALGARDISTEN trägt versteckte Hinweise. Am bekanntesten ist aber die Lithographie ERÖFFNUNG DER ERSTEN NATIONALVERSAMMLUNG MIT VOLKSVERTRETUNG, die in Ungarn seit hundert Jahren in fast allen illustrierten Geschichtsbüchern reproduziert ist. Die Bildnisse der 42 identifizierbaren Persönlichkeiten schuf Borsos unter Verwendung von Hilfsmaterialien. György Rózsa hat in seinem Aufsatz ausführlich nachgewiesen, daß der Künstler selbstständige Zeichnungen von F. Eybl (1806-1880), Prinzhoffer, Barabás usw. verwendete, damit die gut sichtbaren Porträts erkennbare Gesichtszüge erhielten. Das Zusammentragen der Vorlagen war das Verdienst von Borsos, den Hintergrund, den Schauplatz und vermutlich die gesamte Komposition wurden vermutlich von Pettenkofen gestaltet. K Die 1850er Jahre brachten für Ungarn den politischen Terror, Darstellungen gesellschaftlicher Probleme galten als Tabuthemen. 19 Bilder, die irgendwie auf die Ideen des Vormärz oder die Ereignisse der Revolution von 1848 verwiesen, waren verboten. Der Statthaltereirat beurteilte die Allegorien in der Kunst besonders gefährlich, die Künstler mußten die wirklichen Inhalte mehrfach tarnen. Borsos brachte seine eigenen Gefühle mittelbar, novellenartig zum Ausdruck (z.B. die Trauer), die Anspielungen waren wegen der gesteigerten Theatralität nur schwer oder überhaupt nicht verständlich, nicht einmal für die Zeitgenossen. Die Klage um die Träume oder deren Erhöhung zum Symbolwert wurde nach dem Freiheitskampf zu einem künstlerischen Programm. Borsos hatte mit seinem Gemälde NACH DER SCHLACHT von 1853 mit der Formulierung der Enttäuschung und der Trauer keinen Erfolg, die beiden, mit dem Ellenbogen auf einer Brüstung aufgestützten Kostümfiguren konnten

Next

/
Thumbnails
Contents