Gosztonyi Ferenc - Király Erzsébet - Szücs György szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve 2002-2004. 24/9 (MNG Budapest, 2005)
STUDIES - Zsuzsanna Farkas: Die Rezeption des Malers und Fotografen József Borsos (1821-1883) einst und heute
des Bischofs von Pécs ausführte. Das Bildnis König Ludwigs II. war erst 1838 vollendet, Borsos beglaubigte die Kopien durch seine Signatur. Bezüglich der Originalbilder in Mohács geriet die Autorschaft Dorffmaisters in der Kunstliteratur für einige Zeit in Vergessenheit. Géza Galavics hat 1980 die Angaben bezüglich der Bilder wieder zusammengetragen, woraus eindeutig erhellte, daß die Gemälde Dorffmaisters Werke sind. In den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts hat Zsuzsa Molnár Borsos' Kopie der Schlacht bei Mohács identifiziert. Im Katalog, der das gesamte Schaffen von Dorffmaister erfaßt, hat Géza Galavics in seinem Beitrag die drei Gemälde von Borsos hinter den Werken Dorffmaisters als Kopien von hervorragender Qualität aufgereiht. Im 20. Jahrhundert war es nicht bekannt, daß diese Werke Kopien nach Dorffmaister sind, sie wurden unter den Jugendwerken von Borsos analysiert, wobei ihm eine Art gekünstelter Bildaufbau als Mangel angerechnet wurde. Jenő Kopp, Verfasser der BorsosMonographie sah im Geist dieser Bilder die Anfange der Historienmalerei des Vormärz. Die barocken Historienbilder und deren Kopien aus der Zeit des Vormärz können wir nun nebeneinander betrachten, nachdem die Meister und die Chronologie der Bilder dank den Forschungen von Géza Galavics geklärt sind. Die Kopien von Borsos verdanken ihre Entstehung wahrscheinlich nicht einem politischen Programm. Die beiden Gemälde mit halbrundem oberen Abschluß wurden 1859 in die Friedhofkapelle von Mohács überfuhrt, wo sie lange Zeit zugänglich waren. Die drei Kopien von Borsos waren vermutlich die ganze Zeit im Privatbesitz, in der Sammlung von Borsos und seines Vaters beziehungsweise im Besitz der Nachkommen, sodaß es übertrieben ist, von breiter Wirkung um die Mitte des 19. Jahrhunderts zu sprechen. Das Bild der Schlacht bei Mohács tauchte in der Auktion des Ernst Museums 1928 auf, wurde dann aber in den Registern bis 1971 als verschollen geführt. Dieses großformatige Gemälde schmückt heute das Büro des Bürgermeisters von Mohács. Das Bild der Schlacht bei Nagyharsány war von 1937 an im Besitz der Galerie der Hauptstadt Budapest, heute gehört es der Ungarischen Nationalgalerie. Diese hervorragenden Kopien widerspiegeln getreu die Grundnatur des „sanftmütigen Jünglings": seine Anpassungsfähigkeit an Meister von kraftvoller Ausstrahlung, an den Geschmack der Zeit. 10 Der Tradition zufolge lernte der junge Mann kurze Zeit in Pest bei József Schoefft (1776-1850), dann von Miklós Barabás. Ab 1840 ließ er sich an der Wiener Kunstakademie ausbilden, er studierte bei L. Kupelwieser Historienmalerei. Zwischen 1840 und 1842 eignete er sich die Grundkenntnisse der Malerei an. Seine Bildnisse widerspiegeln ein ausgereiftes malerisches Können, seine Stilleben verraten technische Virtuosität. Im Blatt von Márton Borsos, dem Világ, wurde der junge Künstler 1841 und 1842 erwähnt. Im Jahr 1841 dankte der Maler all denen, die ihn in Pest freundlich aufnahmen, als er in den Ferien seiner Studien Arbeiten übernahm. 1842 wurde von seiner Ankunft in Pest und seinem allgemeinen Erfolg seiner Werke in einer Wiener Ausstellung berichtet: ,Jlr ist in Pest, im Gasthaus »Zur Königin von England« abgestiegen (2ter Stock, Nummer 67), wer von ihm etwas zu sehen oder bei ihm zu bestellen wünschte, möge ihn dort besuchen und im Patrioten den Künstler, im Künstler den Patrioten beehren. Wir wünschen dem förderungswürdigen, bescheidenen jungen Künstler möglichst viele Besucher."" Nach 1842 hatte der arrivierte Künstler keine Reklame mehr nötig, er war von Aufträgen überhäuft. Der Pester Spiegel hat den jungen Studenten zum Künstler geweiht: „nach seinem Wiener Erfolg hat er Bilder, deren Komposition, Farbgebung, prächtige Ähnlichkeit und treffliche Charakterisierung mit vollem Recht die Bezeichnung Kunstwerk beanspruchen können." Das neunzehnjährige Talent nahm bereits in seinen Studienjahren an den Ausstellungen der Akademie teil. Bis 1860 beschickte er ununterbrochen Wiener und Pester Ausstellungen. 12 1842 schloß sich Borsos der Freien Malschule F. G. Waldmüllers (1793-1865) an, und der führende Wiener Meister hat seine künstlerische Entfaltung maßgeblich beeinflußt. (Abb. 1) Die Gemälde der Nachlaßausstellung von J. Danhauser (1805-1845), besonders die Genreszenen, haben die künstlerische Entwicklung der jungen Generation stark beeinflußt, seine Themen blieben bis in die sechziger Jahre vorbildlich und modisch. Bis 1845 finden wir im Lebenswerk unter den Genrebildern einige Bauerngenres, die entfernt an Waldmüller erinnern. Nach der Danhauser-Ausstellung von 1845 malte Borsos „Genrebilder der höheren Gesellschaftsklassen" und porträtierte hervorragende Persönlichkeiten der Aristokratie. Das 1845 ausgeführte Bild MUTTERSORGE ist bereits ein herausragendes Werk eines arrivierten Künstlers. Er hat sich von den volkstümlichen Genrebildern, den Waldmüllerischen Vorbildern entfernt, von nun an war er eher von Danhausers Vorliebe für Prunk und Pracht gekennzeichnet, und er versetzte seine Themen in neue Milieus. Diese Komposition könnte das Musterbeispiel des Biedermeier-Sentimentalismus, der Innigkeit des Familienlebens sein. Das besorgte Gesicht der als Rückenfigur gezeigten feinen jungen Frauengestalt, das ihre Gefühle zum Ausdruck bringen könnte, ist für uns nicht sichtbar, aber ihre Gesten, ihre Körperhaltung verweisen auf die moralische Aussage. Nach der Analyse von Jenő Kopp: ,JDas Bild ist ein in jeder Hinsicht ausgereiftes Ergebnis eines schon wahren Künstlers, der seinen eigenen Weg geht. Das Bild zeigt eine schwarz gekleidete junge Mutter, die dem Betrachter den Rücken kehrt und sich zärtlich über ihr Kind in der Wiege mit Baldachin beugt. Die Wärme der hingebungsvollen