Király Erzsébet - Jávor Anna szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve 1997-2001, Művészettörténeti tanulmányok Sinkó Katalin köszöntésére (MNG Budapest, 2002)
TANULMÁNYOK / STUDIES - Christa PIESKE: Der Wandbilddruck des 19. Jahrhunderts in Europa
und Fachzeitschriften. Die Ansprüche der Gebildeten, der Sammler für Druckgraphik und Kunsthistoriker gingen in völlig andere Richtungen. Demzufolge wurden in den meisten Museen solche oft großformatigen Reproduktionsdrucke so gut wie nie überhaupt wahrgenommen oder gar systematisch gesammelt. Sie kamen mehr oder minder zufällig mit Nachlässen in die Magazine, wo sie, mitunter bis heute, ein kümmerliches und leider substanzzehrendes Dasein führen. Ein Erkennen und damit die Beachtung und Einordnung in das kunsthistorische System erfolgte erst in der Nachkriegszeit von den siebziger Jahren an. Bahnbrechend war die Ausstellung ,, Victorian Engravings" von 1973 im Bethnal Green Museum in London. Sie basierte auf einer dem Victoria & Albert Museum überlassenen Sammlung, die dort nach und nach vermehrt worden war. Hilary Beck schrieb hierzu den Katalog (Beck) und führte später in alle Details der Materie ein (Guise). Inzwischen hatten auch andere wie Rodney K. Engen erkannt, welch ein künstlerisches Potential in der Reproduktionsgraphik steckte. Eine Grundlagenforschung über den englischen Raum hinaus betrieb Susan Lambert mit der Ausstellung und dem Begleitband The Image Multiplied, die 1987 im Victoria & Albert Museum in London stattfand. Hier wurden die Gemäldewiedergaben durch den Stich (Aquatinta, Mischtechniken) auch als künstlerische Meisterleistungen gesehen, die Stecher hochgelobt und ihre Arbeit gewürdigt. Die handwerklichen Fähigkeiten der Drucker fanden ebenfalls Beachtung sowie der Einsatz der auswählenden und fördernden Kunstverleger. Ihre Bildung, ihr Umgang mit Künstlern und das sichere Gespür beim Selektieren der Motive und beim Beurteilen der Qualitäten der hochbezahlten Stecher, wurde anerkannt und als kulturelle Leistung hervorgehoben (Maas). In Paris wurde 1982 in der Musée-Galerie de la Saita eine Ausstellung mit dem Titel Les morceaux de réception à l'Académie Royale des Beaux-Arts 1655-1789 gezeigt. Im begleitenden Katalog von W. McAllister-Johnson entschuldigt sich dieser quasi für das Thema, aber „ces estampes nous restituent le visage au vrai et au figuré de l'Académie depuis sa fondation...". Wenn es dem Verfasser auch vordringlich um die Geschichte und das Wirkungsfeld der Akademie geht, so erlaubt er doch darüber hinaus einige Rückschlüsse auf die Aufgaben der Reproduktionsgraphik zu ziehen. Es gab im Grund genommen nur drei Themen: Reproduktionen von historischen Darstellungen, berühmten Gemälden und immer wieder von Porträts. Bei dieser Dokumentation erfährt man durch die penible Datierung sogar etwas über die Dauer der Stecherarbeit, die sich über Monate erstrecken konnte (McAllister Johnson). Sonst werden im französischen Raum Wandbilddrucke nur als Teil der Imagerie populaire gesehen (Duchartre-Saulnier). Neben der sehr umfangreichen Literatur zum Bilderbogen (Epinal) und seinen Ausstellungen gibt es nur Publikationen über Künstlergraphik, die mit bekannten Namen verbunden sind. Parallel zu den englischen Vorstößen nahmen sich auch die deutschen Kunsthistoriker des Themas „Wandbilddruck" an. Die Ausstellung Bilder nach Bildern in Münster 1976 zeigte eine Fülle von Beispielen graphischer Vervielfältigungen bishin zur Populargraphik (Langemeyer-Schleier). - Die umfangreichste und alle Geschmacksrichtungen des 19. Jahrhunderts umfassende Anschauung brachte wohl die Ausstellung Bilder für jedermann, die in Berlin 1988 im Museum für Deutsche Volkskunde (heute Museum Europäischer Kulturen) begann und weiter nach Hamburg, Dortmund und dem Niedersächsischen Freilichtmuseum Cloppenburg ging (Pieske 1988). Damit war das Tor für ein weites Arbeitsfeld aufgestoßen. Inzwischen hatten schon, durch eine vorbereitende Literatur angeregt (Pieske 1975, 1979, 1982), eine Reihe von regionalen Ausstellungen stattgefunden wie in Wolfhagen (Halfar 1985) oder Basel (Gantner 1977). Eine Übersicht über diese Ausstellungen bis 1988 befindet sich in Bilder für jedermann (Pieske 1988, 214f). I n Schweden und auch in Mecklenburg hat man sich vor allem auf die Bilderbogen spezialisiert und zu den „Kistenbriefen" begleitende, sehr gut informierende Einzeluntersuchungen herausgebracht (Bringéus 1995, 1998a, 1998b, 1999; Gawlick). Doch auch der Massenbilddruck (Johannesson) und der Wandschmuck im schwedischen Heim sind Gegenstand umfassender Arbeiten geworden, die bis in die Gegenwart führen (Londos). b) Geschichte Die Geschichte der Reproduktionsgraphik, also der graphischen, später photomechanischen Wiedergabe von Gemälden, Fresken oder Zeichnungen, beginnt nicht erst mit der Professionalität eines Rubens. Bereits im 15. Jahrhundert wurden Bilder und Bildmotive durch Holzschnitte oder Stiche verbreitet. Der Antwerpener Stecher und Verleger Hieronymus Cock eröffnete ab 1550 den ersten Kunstverlag von internationaler Bedeutung. In der Werkstatt von Rubens wurde seit 1610 bis zu seinem Tode 1640 eine ausgedehnte und wirksame Stechertätigkeit entfaltet. Nur ersten Kräften gelang es bei den hohen Ansprüchen des Hofmalers, seine Gemälde in all ihren Facetten wiederzugeben. Er hatte durch seine Auslandsaufenthalte viele Verbindungen geknüpft und war von der Notwendigkeit überzeugt, seine Werke in Europa einer aufnahmebereiten Öffentlichkeit bekannt zu machen (Langemeyer-Schleier; Pohlen). Kunstvermittlungen durch Stiche und Radierungen erfaßten nicht nur das Oeuvre einzelner Künstler, sondern schufen auch durch die Reproduktionen vollständiger Gemäldesammlungen neue Aspekte. Das Vorbild fürstlicher Sammler bildete durch diese Galeriepublikationen einen Ansporn auch für großbürgerliche Schichten, der sich dann ab etwa 1770 in gerader Linie auf die bürgerliche Kunstvereinsidee bewegte. Damit war ein entscheidender Schritt zur Popularisierung getan und das Feld für einen ausgedehnten und differenzierten Graphikhandel geöffnet. Neue Techniken und Methoden wie Lithographie und Stahlstich waren dazu angetan, die Zahl an Reproduktionen erheblich zu erhöhen, gleichzeitig sank der Preis und gab damit anderen Schichten die Möglichkeit, an der Bildkunst zu partizipieren, auf welchem Niveau auch immer. Das 19. Jahrhundert brachte eine Bilderflut in jedes Haus, angefangen von Schlössern und Patrizierhäusern über großbürgerliche Neunzimmerwohnungen bis zur kleinbürgerlichen Wohnküche. Und auch in den unteren Sozialschichten waren Drucke zu finden, die vielleicht nur ungerahmt an die Wand gepinnt wurden (Asmus). Besaßen am Anfang des Jahrhunderts die Punktierstiche, Radierungen und Kupferstiche der Kunstverlage noch fast elitären Charakter, so änderte sich das mit den Lithographien, die, zunächst handkoloriert, dann als Farbendrucke, immer weitere Kreise erfaßten. Mit den photomechanischen Reproduktionsverfahren endlich war das Tor für die Massenauflagen aufgestoßen. Der