Nagy Ildikó szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve 1992-1996 (MNG Budapest, 1998)

BUZÁSI, Enikő: EINIGE KAPITEL AUS DEM LEBENSWERK DES BILDNISMALERS ÁDÁM MÁNYOKI - Im Dienst des Fürsten Franz II. Rákóczi (1707-1711)

einem Diplomaten des Fürsten Rákóczi nach Holland, der an den Friedensverhandlungen von Den Haag teilnehmen sollte. Sie nahmen auch Anweisungen und Propagandamaterial für die Gesandten der protestantischen Stände mit, die sich in Berlin aufhielten. 157 Aus dem zum Teil unveröffentlichten Material der fürstlichen Kanzlei im Archiv Ráday in Budapest geht aber nicht nur soviel hervor, daß sich Mányoki auch im weiteren Verlauf der Reise in der Gesellschaft des Diplomaten befand, sondern noch vieles mehr. Man kann sich auch über die weiteren Abschnitte dieser Reise einen Begriff machen und erfährt näheres über den Charakter seiner diplomatischen Mission. In einem unveröffentlichten Brief vom 8. März 1710 aus Berlin, den er mit seinem während der Reise benutzten Pseudonym - A. de Milau - unter­zeichnete, berichtete er dem Leiter der fürstlichen Diplomatie Pál Ráday nicht nur über ihre Ankunft in Berlin - wobei er zugleich meldet, daß sie ihre Reise nach Holland gleich am folgenden Tag fortsetzen wollen -, sondern erwähnt gleich zwei Aufgaben, die ein Licht darauf werfen, welche Art von Aufträgen der Fürst seinem Hofmaler bei dieser Reise auftrug. 158 Mányoki erwähnt eine inzwischen ausgefochtene Schlacht des Freiheitskampfes, deren Ergebnis - wie er es formuliert - „wir in Nouvellen verbreiten werden". Demnach gehörte es zu seiner Aufgabe, - möglicherweise unter Nutzung seiner früheren Berliner Beziehungen - Einblattdrucke mit Stichillustrationen, Flugblätter beziehungsweise Zeitungen (Nouvellen), zu drucken, und vermutlich auch - entsprechend seines Berufes - für die entsprechenden Illustrationen zu sorgen. Jedenfalls bietet die Anweisung des Fürsten, Mányoki solle sich die Technik des Kupferstiches aneignen - sowie der Bericht des Malers in seinem Berliner Brief aus dem Jahre 1711, er habe dies getan -, einigen Grund zu obiger Annahme. Von der im Brief versprochenen „Nouvelle", die sich auf die Schlacht bei Romhány von übrigens fraglichem Ausgang beziehen durfte, haben wir gar keine Kenntnis. Mányoki geht im Brief an Ráday auch auf einen anderen Auftrag ein, auf eine Bestellung, die er in die Wege geleitet und bereits ein Preisangebot eingeholt habe. Bezüglich der finanziellen Abwicklung der Angelegenheit erwarte er von Ráday Anweisungen, um die fertigen „Dinge" mit sich führen zu können. Diese Bestellung bezog sich - in Anbetracht der Umstände, der Übereinstimmung von Personen und Zeitpunkten - höchstwahrscheinlich auf das Flugblatt „Brief eines polnischen Hofrates..." des Abtes Dominikus Brenner, eines Diplomaten des Fürsten, dessen deutsche Ausgabe kurz nach dem Datum dieses Briefes herauskam. Die bekannten Angaben zur Herausgabe dieses Werkes 159 sowie die im Brief angeführten Tatsachen und die Übereinstimmung der genannten Geldsumme erlauben die Annahme, daß der Maler möglicherweise mit dem Druck (eventuell auch mit der Verbreitung) von einer Version des in drei Sprachen - deutsch, französisch und lateinisch ­veröffentlichten Flugblattes zu tun hatte. Der Charakter der Aufgabe verweist jedenfalls darauf hin, daß der Aufgabenkreis, den Mányoki entsprechend den damaligen Anforderungen der fürstlichen Außenpolitik in jener Zeit erfüllte, all das weit überstieg, was der Status des Hofmalers von ihm gefordert hätte, ihn also als zur „Intelligenz" am Hof gehörig ausweist. Aus all dem kann man auch herauslesen, daß der Aufenthalt im Ausland ­wiewohl er auch für seine Malerei wesentliche Änderungen bedeutete - höchstens in zweiter Linie Studien bezweckte. Ein anderer Auftrag Mányokis, der enger in den Aufgabenbereich des Hofmalers gehörte, aber neben seinem vorrangig künstlerischen Charakter bis zu einem gewissen Grade auch propagandistische Bezüge hatte, war die Herstellung des bereits erwähnten repräsentativen Bildniskupfers des Fürsten Rákóczi, der in dem Berliner Brief des Malers aus dem Jahr 1711 als fertige Arbeit behandelt wird, der nur mehr die Inschrift fehlt. 160 Diese Angabe wurde zuerst von Géza Galavics mit jenem anspruchsvollen, anonymen Mezzotinto­Bildnis des Fürsten Rákóczi in Zusammenhang gebracht, von dem Probedrucke mit fehlerhafter Orthographie und endgültige Drucke gleicherweise bekannt sind. Galavics setzte das Mezzotinto mit dem im Brief von 1711 genannten Stich gleich und bestimmte die Vorlage in einer Arbeit Mányokis (Kat. Nr. 53/a, b, c). 161 Das Mezzotinto entstand aber nicht ganz nach der Invention Mányokis. Die Komposition folgt nämlich einem Kupferstich von Pieter van Gunst, der Darstellung des Oberbefehlshabers der englischen Truppen John Churchill, Duke of Marlborough, einem Nachstich von Adriaen van der Werffs Bildnis aus dem Jahr 1705. 162 Die Übereinstimmungen der beiden Stiche in der Komposition und in den Details verweisen darauf, daß Mányoki dem Stecher nur zur Bildnisdarstellung des Fürsten Rákóczi eine Vorlage lieferte, und dies konnte - aufgrund der typologisehen Übereinstimmung mit seinen bekannten Bildnissen Rákóczis - zweifelsohne nur seine eigene Arbeit gewesen sein. Das Mezzotinto­Bildnis, das den Fürsten Rákóczi nach der damals am meisten zeitgemäßen und verbreiteten ikonographischen Typ des Feldherrn als Herrscher

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