Nagy Ildikó szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve 1992-1996 (MNG Budapest, 1998)

BUZÁSI, Enikő: EINIGE KAPITEL AUS DEM LEBENSWERK DES BILDNISMALERS ÁDÁM MÁNYOKI - Im Dienst des Fürsten Franz II. Rákóczi (1707-1711)

und Feldherr zeigt, liefert ein weiteres Beispiel für die sehr anspruchsvolle und bewußte Mäzenatur. Bei der Wahl dieses hochrangigen Vorbildes läßt sich nämlich die Rolle Rákóczis - in Anbetracht seiner damaligen diplomatischen Schritte beziehungsweise der aktuellen Gesichtspunkte seiner Außenpolitik ­nicht ausschließen. Der Konföderationsstaat und Siebenbürgen wurden nämlich in den internationalen Friedensverhandlungen von holländischen und englischen Verhandlungspartnern vertreten, und die diplomatische Vorbereitung hatte der Herzog von Marlborough selbst auf sich genommen, mit dem Fürst Rákóczi - über seine Diplomaten, unter anderen über Klement, dessen Reisegefährte Mányoki war - in persönlichem Kontakt stand. 163 Die Wahl des Vorbildes zum Porträtstich könnte in diesem Sinne auch eine diplomatische Geste gewesen sein, zeigt aber auf jeden Fall eine bestimmte politische Orientation an. Der Meister des Mezzotintos von hervorragender Qualität ist bis zum heutigen Tag unbekannt geblieben. Die etwaige Bestimmung seiner Person wäre auch hinsichtlich des Lebenswerkes von Mányoki von Bedeutung, denn es ist ja denkbar, daß er sich die Technik der Druckgraphik in jener Werkstatt, bei jenem Meister aneignete, bei dem er das Bildnis Rákóczi in Kupfer stechen ließ. Daß er sie bis zu einem gewissen Grad tatsächlich aneignete, das ist nicht nur aus seinem eigenen Brief bekannt, sondern auch durch einen signierten Stich aus viel späterer Zeit bezeugt, der - vermutlich wegen der aus drucktechnischem Grund fehlerhaften Signatur - der Aufmerksamkeit der Forschung entgangen ist (Kat. Nr. 107). Der Stich mit der Darstellung einer unbekannten Frau ist nur aus Quellen bekannt ­vielleicht handelt es sich um ein Unikat, einen Probedruck -, und wegen der Mängel der Druckfarbe wurde der Name Manyoki an zwei Punkten fehlgedeutet - statt „n" ein „r", statt „o" ein „c" - und so ging die Signatur Mányokis dieses Blattes in folgender Form in die Literatur ein: „A. de Marycki Regis Pol. Pict. pinx. et sc." Aufgrund dieser Signatur wurde später A. de Maricky für den Hofmaler der polnischen Könige August II. und August III. gehalten, 164 der jedoch kein anderer sein konnte als Adam de Manyoki, da der Maler nach seinem Aufenthalt in Ungarn seinen Namen - mit der Angabe seiner adeligen Abstammung - in französischer Form benutzte, und zwar nicht nur als Signatur, sondern auch als Unterschrift in seinen Rechnungen, Briefen und Gesuchen in deutscher Sprache. Laut Inschrift des Stiches schuf Mányoki das Blatt Jahre später, nach seiner Ernennung zum Hofmaler des Kurfürsten von Sachsen (1717), und zwar nach einem seiner eigenen Bildnissen. Da sonst keine signierten Stiche von ihm bekannt sind, bleibt es einstweilen unbekannt, in welchem Maße und in welchen Perioden er sich mit dieser Technik beschäftigte. Außer diesem Stich läßt sich nur noch eine Angabe mit einer solchen Tätigkeit in Verbindung setzen, eine Auszahlung an Mányoki für eine Kupfertafel aus dem Juli 1712, also aus der Zeit seines Aufenthaltes in Danzig. 165 Mányoki hielt sich - wie aus seinem früher unbekannten Brief hervorgeht - vom März 1710 vermutlich bis Ende desselben Jahres in Holland auf. 166 Dann kehrte er nach Berlin zurück, um erst im Januar 1712 dem Ruf des Fürsten folgend nach Danzig zu fahren. 167 Aus der Zeit seines dortigen Aufenthaltes ist ein einziges Werk bekannt, ein Bildnis des Fürsten Franz II. Rákóczi, das er im Herbst 1712 ausführte 168 (Kat. Nr. 55). Obwohl über die künstlerischen Beziehungen Mányokis zu Holland keine Angaben überliefert sind, zeugt das Bildnis des Fürsten davon, daß sich Mányoki innerhalb der holländischen Bildnismalerei damals in erster Linie von seinen Zeitgenossen beeindrucken ließ, das heißt, von den Mitgliedern der zweiten Generation der holländischen „Feinmaler". Von ihnen übernahm er damals die sich im Hintergrund auflösende konturlose Gestaltung der Gesichter und der Figuren, perfektionierte sich in der Lasurmalerei, die die harmonische Einheit der Farbtöne gewährleistete, wobei er sich auch die Technik der einheitlichen Behandlung der Oberfläche ohne Pinselspuren aneignete. Nach dem Bildnis Rákóczi zu urteilen betrachtete Mányoki bei dieser Umstellung in der Malweise wohl Arbeiten von Adriaen van der Werff, der in Rotterdam - aber von Zeit zu Zeit auch am Düsseldorfer Hof des Kurfürsten von der Pfalz - tätig war, und von Arnold Boonen, der zunächst in Dordrecht lebte, aber seit den Jahren um 1700 als gesuchtester Bildnismaler Amsterdams galt. 169 Er erwarb aber in jener Zeit nicht nur maltechnische Erfahrungen, sondern übernahm auch Lösungen der Ton- und Lichteffekte, die von holländischen Meistern vom ausgehenden 17. Jahrhundert, die unter dem Eindruck der frühen Werke Rembrandts arbeiteten, an die Bildnismaler der zweiten Generation der „Feinmaler" weitervermittelt worden waren. So zum Beispiel den im Schatten gehaltenen dunklen Hintergrund, eine Farbgebung, die auf den verschiedenen Abstufungen des Braun mit warmen oder metallenen Tönen variiert, oder jene wirkungsvolle Lichtbehandlung, die die Genrebilder und die Bildnisse Gottfried Schalckens von unverwechselbarer Lichtwirkung bereits bei den zeitgenössischen Sammlern und

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