Nagy Ildikó szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve 1992-1996 (MNG Budapest, 1998)

BUZÁSI, Enikő: EINIGE KAPITEL AUS DEM LEBENSWERK DES BILDNISMALERS ÁDÁM MÁNYOKI - Im Dienst des Fürsten Franz II. Rákóczi (1707-1711)

Komposition der beiden Porträts und die Symmetrie der Einstellung, die spiegelverkehrte Wiederholung des Bewegungsmotivs. Das Bildnis Rákóczi im Ungarischen Nationalmuseum läßt sich demnach auf 1707 datieren und ist als eigenhändige Wiederholung eines verschollenen Originals anzusehen. Diese Annahme wird durch eine Kopie des Bildes von Ferdinand Wasshuber aus 1730 bekräftigt, die im Auftrag des Rathauses von Wiener Neustadt entstand. Diese Kopie stimmt mit Mányokis Original nicht nur in der Komposition bis ins Detail überein, sondern auch in der Farbgebung und in den malerischen Werten. 149 Es ist belegt, daß das Bildnis Rákóczi des National museums aus dem Besitz der Familie Radvánszky stammt, der einstige Besitzer dürfte also Fürst Rákóczis Vertrauensmann, der Hofrat und Schatzmeister János Radvánszky gewesen sein. Zur Zeit der Ausführung der Kopie im Jahr 1730, konnte Wasshuber kaum an dieses Exemplar in einem Gut der Familie Radvánszky in Ungarn herankommen, es liegt eher auf der Hand, daß er sich um eine Vorlage, wie in solchen Fällen üblich, an die Familie wandte. Die Umstände sprechen jedenfalls dafür, daß vom Bildnis ein weiteres Exemplar - wohl eine Erstfassung ­vorhanden war, vermutlich im Besitz der Schwester des Fürsten beziehungsweise der Familie Aspremont. Trotzdem bewahren die malerischen Charakterzüge des Bildnisses im Ungarischen Nationalmuseum jene aus der Berliner höfischen Bildnismalerei stammenden Lösungen und Gesichtspunkte, von denen sich Mányoki - wie beim Berliner Bildnis der Fürstin Rákóczi - leiten ließ und die auch hier zu einer Art starr berechneten Konstruktion, zur Überbetonung der Rolle der Linien und Konturen, und in der Farbenwahl - besonders im rotweißen Kontrast des Umhangs - zur Einsetzung etwas roher Lösungen führte, wie sie für die Malerei von Weidemann bezeichnend sind. Für den Kopiecharakter des Bildnisses sprechen auch die Starre des Gesichtsausdruckes und des Blicks und der bei Mányoki so ungewöhnliche Mangel an Gefühlen. In die etwa zwei Jahre dauernde Periode des Ungarn-Aufenthaltes läßt sich außer diesem oben behandelten Bildnis und dessen angenommener erster Fassung noch eine Porträtskizze einordnen, von der wir aus einer Tagebucheintragung des Gáspár Beniczky vom 12. April 1708 aus Kaschau Kenntnis haben. Diese Angabe, wonach „der Fürst bei einem tapferen Maler eine Porträtzeichnung machen ließ", wurde in der Literatur bereits früher mit Mányoki in Zusammenhang gebracht. 150 Die Aufgabe des Malers bestand neben dem Fürsten - ganz im Sinne der Tätigkeit eines Hofmalers der Zeit - in der zuweilen wiederholten Kopierung der Bildnisse. Außer dem Bildnis des Ungarischen Nationalmuseums läßt sich in diesem Zusammenhang noch eine Bildnisminiatur anführen (Kat. Nr. 50), die bestenfalls nur als Kopie anzusehen ist, aber neben den Eigenarten der Kopien in der Bearbeitung der Gesichtszüge und in der Mal weise auch mit den zuletzt gemalten Stücken der Berliner Offiziersgalerie einige Verwandtschaft aufweist. Die Porträtaufgaben machten aber nur einen Teil der Tätigkeit Mányokis am Hof aus. Das hohe Jahresgehalt, mit dem ihn Fürst Rákóczi in seine Dienste nahm und das beinahe an das des Leibarztes und Hofrates Ambrus Lang heranreichte, 151 zeigt schon an sich die hohe Anerkennung des Fürsten gegenüber seinem Hofmaler an. Noch wesentlicher, und hinsichtlich der Deutung des Aufgabenbereichs des Hofmalers noch charakteristicher ist der Umstand, daß Mányoki mit seinen Aufgaben zur „Intelligenz" am Hof gehörte. Hagedorn geht in seinem biographischen Bericht eigens darauf ein, daß Mányoki am Hof des Fürsten Rákóczi als Adeliger eingestellt war. 152 Dahinter steckt wohl mehr als daß Fürst Rákóczi die Abstammung seines Hofmalers aus dem mittleren Adel berücksichtigte. Er gehörte zur unmittelbaren Umgebung des Fürsten aus Adeligen und Akademikern, und das bedeutete, daß er gegebenenfalls, gleich den anderen Mitgliedern dieses Kreises, mit diplomatischen Aufgaben betraut wurde, 153 In einer derartigen Mission hielt er sich wohl im Februar 1709 in Brüssel auf, 1 "' 4 und eine längere Abwesenheit, die zuvor in der Literatur als Studienreise nach Holland verstanden wurde, 155 war in erster Linie von diplomatischer Natur. Obwohl sich der Aufenthalt in Holland - und anschließend in Berlin - für Mányoki im Endergebnis als eine Studienreise erwies, waren die Aufgaben, die ihm der Fürst auftrug, eher von praktischer, wirtschaftlicher Art - in der Ausdrucksweise von Hagedorn „affaires domestiques" 156 - beziehungsweise standen mit der diplomatischen und der Propagandatätigkeit des Staates des Freiheitskampfes im Zusammenhang, wie aus einem früher unbekannten Brief Mányokis hervorgeht. Bezüglich der zweieinhalb Jahre seiner Mission hatten wir früher nur sehr lückenhafte Kenntnisse. Die bekannten Quellen gaben nur hinsichtlich der Reiseroute und des Reiseziels Anhaltspunkte beziehungsweise berichteten nur vom Berliner Aufenthalt des Malers und von seiner dortigen Tätigkeit im Verlauf des Jahres 1711. Demnach machte sich Mányoki am 24. Oktober 1709 auf die Reise und fuhr in Begleitung von János Klement,

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