Nagy Ildikó szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve 1992-1996 (MNG Budapest, 1998)

BUZÁSI, Enikő: EINIGE KAPITEL AUS DEM LEBENSWERK DES BILDNISMALERS ÁDÁM MÁNYOKI - Die erste Berliner Epoche (1703-1707)

Zeit bekannten Stücke der Folge als Arbeit von Má­nyoki angesehen werden darf. Aus den 49 Bildern im Schloß Charlottenburg darf man also 38 als Mányoki gelten lassen, außerdem zwei weitere Bildnisse: das verschollene, aus der Literatur identifizierte Porträt des Kapitäns Marwitz sowie das oben erwähnte Bildnis Treskow in der Potsdamer Sammlung. Kein einziges Stück der Folge ist signiert oder da­tiert. Die Teilnahme Mányokis am Vorhaben ist nur bei Hagedorn belegt, der den genauen Zeitpunkt des Auftrags nicht angibt, aber aus seiner Formulierung geht eindeutig hervor, daß es sich um einen persönlich erteilten Auftrag des Kronprinzen handelte und daß es sich auf Bildnisse seines Offiziersstabs, also auf eine Folge bezog. 111 Das ante quem, der Sommer 1707 ist durch das Eintreffen Mányokis in Ungarn gegeben, bezüglich des Beginns der Arbeiten und der schätzungsweisen Reihenfolge der Ausführung gibt es andere Anhaltspunkte. Die Feststellung der möglichen Reihenfolge der Entstehung ist kein Selbstzweck, denn die Rekonstruktion und Gliederung der Arbeitsphasen ist unerläßlich, wenn man die Stil Wechsel während der langen, etwa anderthalb Jahre umfassenden Zeit der Ausführung verfolgen will und die innere Logik der Beziehungen zwischen den malerisch ziemlich unterschiedlichen Werken erkennen möchte. Sämtliche Stücke der Folge tragen eine gleich­zeitige, ausführliche Inschrift sowie eine weitere, in Weiß ausgeführte, vermutlich aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, 112 in der neben dem Namen der Zeitpunkt der Rangerhöhung angegeben ist, meistens übereinstimmend mit dem Datum in der Original­inschrift. Der Zeitpunkt der Rangerhöhung gibt also bei den einzelnen Stücken die untere Grenze der Entstehungszeit an. Entsprechend der Praxis der Anlegung von Offiziersgalerien kann man den Beginn der gesamten Bildnisfolge in die Zeit nach der Ernennung des neuen Kommandanten der zur Leibgardenregiment erhobenen Garde ansetzen: Albert Konrad Fink von Finkenstein wurde am 21. März 1705 zum Generalleutnant befördert und an die Spitze der Garde gestellt. 113 Das erste Stück der Folge stellt aber nicht ihn, sondern den Feldprediger des Regiments dar. Die alte Beschriftung des Bildnisses des Feldpredigers Bolius (Kat. Nr. 8) endet nämlich für die Folge ungewöhnlicherweise mit der Bemerkung „le fee [it]", was die Bestimmung der frühesten Stücke - aufgrund von stilistischen Gesichtspunkten - ermöglicht. Diese verhelfen uns auch dazu, das Jahr zu bestimmen, in dem die Arbeit in Angriff genommen wurde. Das als erstes gekennzeichnete Bildnis des Predigers steht nämlich in der Gestaltung mancher Details des Gesichtes (Augenpartien, Nase, Haare) dem zur Zeit verschollenen Porträt des Kapitäns Marwitz am nächsten (Kat. Nr. 15). Marwitz kam im März 1706 als Kapitän in das Regiment des Kronprinzen, wurde aber bereits am 1. Januar 1707 zum Major befördert. 114 Laut der (zur Zeit bekannten) Inschrift (aus dem 19. Jahrhundert) soll ihn das Bildnis als Kapitän darstellen, so ist dieses Gemälde - als ein­ziges der gesamten Folge - genau zu datieren, nämlich auf das Jahr 1706. Diese Indizien, also die nahe Verwandtschaft der beiden Werke und die daraus folgende annehmbare Übereinstimmung ihrer Entstehungszeit erlaubt den Schluß, daß Mányoki die Arbeit an der Folge im Jahr 1706 in Angriff nahm. Um das Zentrum dieser beiden Bildnisse lassen sich stilistisch und zeitlich folgende vorhandene Porträts gruppieren: Leutnant Kahlenberg, Leutnant Gottscher, Fähnrich Denneval, die Leutnants Dehlstrang, Kyau und Wobeser sowie das Bildnis des Leutnants Finkenstein, das in der Farbgebung mit jenen verwandt ist (Kat. Nr. 9-14, 16). Diese frühen Stücke der Folge machen einen etwas trockenen und in der Formgebung etwas harten Eindruck. Die Formen des Gesichts sind mit einer deutlichen Linienführung, präzise aber zusammen­fassend gemalt. Die Haare sind überall großzügig und leicht gestaltet, mit gedämpften Glanzlichtem. Das Inkarnat ist hell, an der Stirn gelblichgrau, das übrige Gesicht etwas rötlich, am Haaransatz und an den Konturen des Gesichts mit bräunlichen Schatten. Der Blick ist entschlossen, der Gesichtsausdruck spiegelt kaum Gefühle wider. Der Hintergrund ist in diesen Bildern - aber auch in einem Teil der übrigen - aus verschiedenen Brauntönen gestaltet, neben dem Kopf oft mit hellen, grünlichen Stellen. Im trockenen Charakter, in der Farbgebung und in der Licht­behandlung der hierhergezählten Bildnisse lassen sich Eigenarten der englischen Porträtmalerei, vor allem des von Gottfried Kneller vertretenen Porträtstils erkennen, ein Zeichen dafür, daß Mányoki aus der englischen Orientation der Berliner höfischen Bildnis­malerei neue Impulse empfing. Man darf wohl annehmen, daß ihn die Wirkung Knellers über Friedrich Wilhelm Weidemann erreichte, der laut Zeugnis des Bildnisses der Kronprinzessin Sophie Dorothea aus dem Jahr 1707 115 in seinen Darstellungen von innigerem Anspruch seine in Knellers Werkstatt erworbenen Kenntnisse authentischer vermittelte als in seinen offiziellen Arbeiten von repräsentativer Bestimmung. Ebenfalls aus der Berliner höfischen Bildnismalerei dürfte die kräftige Formgebung herrühren, die bereits in den frühesten Stücken der Offiziersgalerie zu beobachten ist, aber an den Bildnissen des Ehepaares Wied­Neuwied aus dem Jahr 1704 noch nicht vorhanden

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