Nagy Ildikó szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve 1992-1996 (MNG Budapest, 1998)

BUZÁSI, Enikő: EINIGE KAPITEL AUS DEM LEBENSWERK DES BILDNISMALERS ÁDÁM MÁNYOKI - Die erste Berliner Epoche (1703-1707)

war, und die Bildnisse der Folge - mit wenigen Aus­nahmen - auch im weiteren kennzeichnet. Innerhalb der Gesamtheit der Folge erlauben die Zusammmengehörigkeit beziehungsweise die ver­wandten Züge weitere Gruppierungen, aus denen nach einer inneren malerischen Logik eine annehm­bare zeitliche Abfolge erkennbar wird. Die graubraun beziehungsweise bräunlichgrün gemalten Köpfe und der um den Kopf herum aufgehellte Hintergrund der früheren Stücke bleiben als bezeichnende Merkmale auch in den Bildern der nächsten, in gewisser Hinsicht zusammengehörigen Gruppe erhalten. Die Unterschiede zeigen sich hingegen in den Gesichtern mit etwas weicheren Zügen und Konturen, die zunehmend sensibel geformt sind. An den Bildnissen der Leutnants Bonnevald, Lange und Villadin wird diese Weichheit der Form durch die Tonmalerei der Oberfläche und durch eine sorgsame Pinselführung erreicht, während an weiteren Stücken, an den Darstellungen des Majors Treskow, des Leutnants Lochstädt und des Generalleutnants Konrad Finck von Finkenstein beziehungsweise an den Bildern des Kapitäns Maupas und des Oberstleutnants D'Oursal wird dies durch eine großzügigere, pas tose Pinsel­führung gewährleistet (Kat. Nr. 18, 21, 26-28, 30, 34, 37). An den Bildnissen Lange, Bonnevald und Villadin wird die Darstellung - abweichend von den bisherigen - auch durch die Erstarkung des psychi­schen Motivs anspruchsvoller: Das Gesicht ist wesentlich ausdrucksvoller, der Blick gefühlvoll. In dieser Gruppe ist es das Bildnis Villadin, das die meisten und eindeutigsten persönlichen Züge des Porträtisten Mányoki und das meiste von seiner Handschrift aufweist: Diese lassen sich in der gefühlvollen Darstellung des Gesichts und in der malerisch sensiblen Behandlung der Details beo­bachten. Die Bildnisse Leutnant Lange, Leutnant Lochstädt, Generalleutnant Finck von Finkenstein, Kapitän Maupas und Oberstleutnant D'Oursal werden darüber hinaus durch die ähnliche Malweise und den anspruchsvollen Kolorismus der mit abwechslungsreichen Tönen in Ocker, Gelb und Rosa belebten Harnische als zeitlich einander nahestehende Stücke ausgewiesen. Aufgrund von formalen und stilistischen Merkmalen läßt sich dieser Gruppe noch das Bildnis des Leutnants Joachim Christian Treskow zuordnen, das vermutlich noch vor der Beschreibung Puttkamers von der Offiziersgalerie getrennt wurde, aber anhand der Komposition und der deutlichen Übereinstimmung mehrerer Details meiner Ansicht nach ebenfalls als ein ursprüngliches Stück der Bildnisfolge anzusprechen ist (Kat. Nr. 36). Durch die malerische Ausführung weist dieses Gemälde unter den etwa gleichzeitigen Stücken der Folge mit dem Bildnis des Majors Treskow überzeugend verwandte Züge auf. Die anspruchsvollen Lösungen und der chromatische Reichtum, die an manchen Bildern der vorherigen Gruppe am Harnisch zu beobachten sind, tauchen auch in der dritten Gruppe noch hie und da auf, so an den Bildnissen des Kapitäns Printzen und des Leutnants Finck von Finkenstein (Kat. Nr. 22 und 31). In dieser Gruppe der Bildnisse strebte Mányoki durch eine deutlich lebhafte Farbgebung der Gesichter einen kraftvolleren Kolorismus an. Hier erfolgte eine der deutlichsten Wenden innerhalb der Folge, so daß man dabei erwägen sollte, ob die hierher gehörenden beziehungsweise die von diesen abzuleitenden weiteren Stücke noch als Arbeiten von Mányoki betrachtet werden können. Der Wechsel erstreckt sich vor allem auf die lebhaften Farben der gesamten Fläche der Gesichter, außerdem auf eine großzügige, schwungvolle Formgestaltung, die auf jeden Fall die Aufnahme von neuen malerischen Anregungen und deren bleibenden Einfluß voraussetzt. Die Annahme, daß es sich dabei tatsächlich um Versuche unter dem Eindruck äußerer malerischer Impulse und nicht um das Auftreten einer neuen Meisterhand handelt, wird durch die Behandlung der Details, die modellierende Pinselführung und die malerische Entfaltung der Gesichtspartien untermauert, die folgerichtig mit denen der früheren Stücke der Folge übereinstimmen, ferner durch die bis zuletzt gleichbleibende anspruchsvolle Technik des Farbauftrags der verschiedenen Schichten. Es berührt die Attributionsfrage der gesamten Folge, daß die in formaler und malerischer Hinsicht voneinander teilweise abweichenden Bildnisgruppen von wiederkehrenden Eigenheiten, von Charakter­zügen, die als persönliche Handschrift erkannt werden können, miteinander verbunden werden. So taucht zum Beispiel am Bildnis Leutnant Finck von Finkenstein der letzten Gruppe neben der kraftvollen Farbgebung wieder jene trockene, etwas dickflüssige Pinselführung auf, die für die frühesten Bildnisse Kahlenberg, Bolius und Gottscher eindeutig be­zeichnend ist. Das Bildnis Villadin, das an der ersten Gruppe anknüpft und die Schriftzüge Mányokis am eindeutigsten aufzeigt, nimmt bei aller Feinheit der Details mit den kräftigen Rosatönen am Gesicht in gewisser Hinsicht bereits den starken Kolorismus der nächsten Gruppe vorweg. Unter den bezeichnenden malerischen Momenten von der Art einer persönli­chen Handschrift verdient ein eigenartiges Detail mit Modellierungsfunktion besondere Aufmerksamkeit: Die gesamte Fläche des Gesichts ist durch winzige Farbflecke in Braun, Grau und in einem rötlichen Ton belebt, die an weiteren, sonst unterschiedlichen

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