Nagy Ildikó szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve 1992-1996 (MNG Budapest, 1998)

BUZÁSI, Enikő: EINIGE KAPITEL AUS DEM LEBENSWERK DES BILDNISMALERS ÁDÁM MÁNYOKI - Die erste Berliner Epoche (1703-1707)

mittelte aber im wesentlichen die traditionellere, dem Stilwechsel von Rigaud und Largillière vorangegan­gene Variante des französischen Bildnisses an den preußischen Hof. Nach der Vorherrschaft des eleganten, in den Ausdrucksmitteln zurückhaltenden höfischen Porträtstils mit französischen Elementen, wie er von Gedeon Romandon gepflegt worden war, brachte 1702 die Ernennung Friedrich Wilhelm Weidemanns zum Hofmaler eine bedeutende Wende. Durch die Tätigkeit Weidemanns am Berliner Hof trat dort - infolge seiner Studien in London bei Gottfried Kneller - der Einfluß des englischen höfischen Porträts in den Vordergrund, brach die Dominanz der französischen Einflüsse und blieb in seinen Arbeiten auch im späteren stark zugegen." Die Eindrücke aus der Malerei Knellers verarbeitete Weidemann zu einem ziemlich ungeschlachten malerischen Stil und führte sie in der strengen Struktur seiner Bilder und in einer harten Gestaltung weiter, die den Charakter des höfischen Bildnisses im weiteren geprägt haben. Durch seine Stellung als Hofmaler führte er die Herausbildung eines Porträtgeschmacks herbei, der als „preußischer Stil" (Börsch-Supan) angesprochen werden kann. 100 Nachdem Friedrich I. 1701 zum König von Preußen gewählt worden war, begann der Ausbau der preußischen Hauptstadt zur Residenz und dies führte zu einer Intensivierung der künstlerischen Tätigkeit. 101 Mányoki fühlte sich im Jahr 1703 wohl durch diesen Aufschwung und durch den gestiegenen Anspruch auf ausgebildete Meister von Berlin angezogen. Neben dem oben angedeuteten malerischen Rang und der weitverzweigten Tätigkeit der Künstler, die am Hof die Bildnisaufträge ausführten, kann man dem Umstand besondere Bedeutung zumessen, daß Má­nyoki mit der preußischen Herrscherfamilie in Beziehung kam und von Kronprinz Friedrich Wilhelm bedeutende Aufträge erhielt. Dabei spielte vielleicht die Gewohnheit ein Rolle, daß sich die Tätigkeit der Bildnismaler am Hof zuweilen jeweils nur auf ein Mitglied der Herrscherfamilie beschränkte. Abraham Ramandon arbeitete zum Beispiel hauptsächlich für die Königin Sophie Charlotte. 102 Nach der Lebensbeschreibung bei Hagedorn kam Mányoki durch die Vermittlung des Obersten der Kavallerie Theodor Briou mit dem Kronprinzen in Berührung. Friedrich Wilhelm besuchte ihn in Gesellschaft des Obersten Briou und besichtigte seine Werke, worauf er ihn mit der Ausführung einer Offiziersgalerie seines Regiments beauftragte. 103 Diese Angabe läßt sich mit einem Teil der Bildnis­folge in Zusammenhang bringen, die im Schloß Charlottenburg bewahrt wird. Ein Stück davon, das Bildnis des Kapitäns Printzen, wurde zuerst von Helmut Börsch-Supan als ein Werk von Mányoki veröffentlicht. 104 Die Folge zeigt die Offiziere des Infanterieregi­ments Nr. 6. Das Regiment wurde 1675 für den jeweiligen Kurprinzen aufgestellt, diente aber erst ab 1704 als „Leibgardenregiment" des Kronprinzen des Königtums Preußen. Acht und achtzig Offiziere taten in diesem Regiment Dienst, 105 so ist es anzunehmen, daß die vollständige - offenbar nach und nach erweiterte Folge mindestens soviel Stücke enthielt. Diese Bildnisfolge wurde zusammen mit weiteren vom Ende des 17. Jahrhunderts bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts reichenden Regiments­galerien des Kurfürstentums bzw. Königtums Preußen in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhun­derts noch am bevorzugten Aufenthaltsort der preußischen Herrscher, im Stadtschloß von Potsdam bewahrt. 106 D. von Puttkamer berichtete 1866 von der Folge an diesem Aufbewahrungsort und zählte 65 damals noch vorhandene Stücke auf. Zur Zeit werden davon 49 Bildnisse im Schloß Charlottenburg aufbewahrt, ein weiteres verschollenes, noch bei Puttkamer angeführtes Stück konnte ich anhand von Literaturangaben identifizieren. 107 Es ist anzunehmen, daß das Bildnis des Hauptmanns Joachim Christian Treskow, zur Zeit ohne nähere Angabe in der Sammlung der Stiftung Preußischen Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Potsdam-Sanssouci bewahrt, ebenfalls im Zusammenhang mit dieser Folge entstanden ist, obwohl das Bild bei Puttkamer nicht erwähnt ist. (Vgl. Kat. Nr. 8—47.) Die Bildnisgalerie wurde von der Kunstgeschichte eigentlich nicht behandelt, die Mitteilung Puttkamers von der Mitte des vorigen Jahrhunderts bietet nur Anhaltspunkte bezüglich des einstmals vollständi­geren Zustandes der Offiziersgalerie in königlichem Besitz. 108 Helmut Börsch-Supan beschränkt sich im Katalogtext hinsichtlich der Folge auf die Fest­stellung, daß die Offiziersgalerie mindestens von vier Händen stammt, unter denen nur Mányoki mit Sicherheit auszumachen sei. 109 Er schrieb dem Maler damals nur ein einziges Stück zu, das Bildnis des Kapitäns Printzen, und datierte es in die Jahre um 1705. Einen weiteren Meisternamen erwähnt er im Führer durch das Schloß Charlottenburg, wo er die Offiziersgalerie neben Mányoki Samuel Theodor Gericke und weiteren unbekannten Meistern zu­schreibt, wobei er wohl von der damaligen Praxis ausging, daß die Bildnisse nach im vorhinein fest­gesetzten Maßen von den Dargestellten selbst in Auftrag gegeben und dem Inhaber des Regiments zur Verfügung gestellt wurden. 110 Aufgrund von Argu­menten, die nachstehend angeführt werden sollen, bin ich der Meinung, daß der bedeutendere Teil der zur

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