Takács Imre – Buzási Enikő – Jávor Anna – Mikó Árpád szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve, Művészettörténeti tanulmányok Mojzer Miklós hatvanadik születésnapjára (MNG Budapest, 1991)

PREISS, Pavel: Zu drei Thesenblatt-Entwürfen von Johann Spillenberger

terreichiscbe Flora befeuchtet also mit dem rot-weißen ­als babenbergisch-österreichisch aufgefaßten - Tau den Ro­senstrauch, der aus einem flachen, mit den fünf Adlern Nie­derösterreichs geschmückten Blumentopf wächst. Dieser wird - wie bereits auf der Zeichnung vorgesehen - von zwei Putten gehalten. Auf dem Thesenblatt ist die auf der Zeichnung sta­tische, mit Blumen gekrönte und behangene „österreichische Flora" dem Kaiser zugewandt, um für ihn Rosen zu pflücken. Auf der rechten Seite kam es dagegen zu tiefgreifenden Änderungen. Reduziert wurde die zeichnerisch freier ent­faltete Gruppe in der Goldschmiedewerkstatt mit den zu mächtigen Hieben ausholenden Gestalten. Am Kupfer­stich arbeitet nur eine von ihnen an einer Königskrone; sein Werkstattgefährte legt eine einfachere Krone neben einen Fürstenhut vor dem vasenartigen Schmelzofen nie­der, an dessen flacher Vorderseite die Wappen Österreichs - das Bindenschild - und Kastiliens angebracht sind. Die Begleitschrift lautet: „Numquam deficiet / formandis flamma / Coronis" (Nie wird das Feuer den entstehenden Kronen mangeln). Die Bedeutung der Frauengestalt mit brennender Fackel in der Hand und einem Phönix auf dem Helm, die auf das Formen und Zusammenbringen der Herrschaftszeichen hinweist, hat Sibylle Appuhn­Radtke als allegorisch mehrschichtig gedeutet - als Perso­nifikation des Feuers (im Bezug zum Schmiedeofen), der ehelichen Liebe des Kaiserpaares und auch des ewigen Fortlebens des Habsburgerhauses, was die Parole ver­spricht. Das architektonische Element wurde bloß auf das Podium, auf dem sich das symbolische Geschehen ab­spielt, reduziert. Eine weitere Inschrift links hinter der Gestalt mit Pfauen­federn, Tügendzier und Atribut der Juno, am Kopfschmuck und in der ausgestreckten Hand, getragen von zwei blu­men- und lorbeerbekränzten und beflügelten Putti (ein Motiv, das auf der Zeichnung nicht vorkam), bezieht sich auf die erwartete Geburt des Thronnachfolgers: „Caesareis Soli nascendi sternite cunas" (Bereitet die kaiserliche Wiege der aufgehenden Sonne). Der am 18. September 1667 ge­borene Kaisersohn lebte jedoch nur einige Monate. Auf Kaiserin Margarita, Prinzessin von Kastilien, bezieht sich die gesamte Alegorie des Thesenblattes. Sie ist in der Figur auf dem Sonnenwagen, Apollos Quadriga, darge­stellt. Auf sie und auf ihren erwarteten Sohn spielt die Chronogramm-Inschrift auf der Rolle an, welche von ­auf der Zeichnung fehlenden - kleinen Engeln vor der aufgehenden Sonne ausgebreitet wird: „HAEC AYJÎ.ORA DIEM PARJAT SOLESQYJ3 FAYENTES", nebst der Widmung auf dem Velum in der Hand des Defendenten. 6 Die zwei Begleiterinnen der Kaiserin, die zu ihren Seiten im Wagen sitzen und beide als Minerva aufgefaßt sind, halten Wappen des Reichs und Kastiliens, aus denen Strahlen blitzen und mit jenen der aufgehenden Sonne zu­sammenschmelzen. Auch die Flußgötter drücken im Ein­klang mit den Wappenmotiven dieser Landespersonifika­tionen und den allegorischen Gestalten am Schmelzofen die Hoffnung auf die Vereinigung des Habsburgerreiches mit Spanien durch die Ehe Leopolds mit Margarita aus. Sie vertreten laut der über ihnen angebrachten Inschriften die Flüsse Tajo und Donau, also Spanien und die österreichi­schen Lande. Bereits Sibylle Appuhn-Radtke hat auf die enge Verbun­denheit von Spillenbergers Auffassung mit ákrétas Thesen­blatt der Brüder Sternberg aus dem Jahre 1661 hingewiesen und erkannt, daß sich die Analogie nicht nur auf Einzel­heiten bezieht, wie auf die Ähnlichkeit der verwitterten Friesplatte, auf die die Thesen angebracht sind, sondern auf den ganzen Aufbau der Komposition mit den kaiser­lichen Quadrigen: „Die Platte erinnert an die Tumba auf ákrétas Thesenblatt..., das auch die Darstellung des Kai­sers auf der Quadriga angeregt haben könnte...Man könn­te vermuten, daß der Vertreter des Kaisers bei der Dispu­tation, der böhmische Fürst Lobkowitz, ákrétas Thesen­blatt als Vorbild empfohlen hatte." Diese Platte wurde al­lerdings, wie die Zeichnung bezeugt, erst nachträglich einge­fügt, als sich das ursprünglich für die Thesen bestimmte Spruchband am unteren Rand für die Inschrift nicht ent­sprechend umfangreich zeigte. In Karel ákrétas (1610-1674) zahlreichen Thesenblät­tern für die Prager jesuitische Universität gipfelte der Konzeptualismus der spezifisch böhmischen Ikonographie der Thesenblätter, die von der von Jan van Baien für den Grafen Ferdinand Leopold von Martinicz entworfenen und vom Prager Kupferstecher Samuel Weishun im Jahre 1637 ausgeführten These angeregt wurde. 7 In ihr fand be­reits das kaiserliche Triumphmotiv, die Huldigung an den Kaiser als „Sonnenkönig", ihren ausgeprägten Ausdruck. ákréta war nicht nur ein begabter, sondern auch ein ge­bildeter Maler und Zeichner, dessen umfangreiches Schaf­fen von Entwürfen zur Druckgraphik aller Art noch einer gründlichen Bearbeitung harrt Vorstufen zu monumental angelegten allegorischen Thesenblättern der Prager Univer­sität, die in ihrem Charakter von den spontanen, primären Improvisationen bis zu sorgfältig und sauber ausgeführten zeichnerischen „modelletti", Vorlagen für Stecher reichen, zeugen von ákrétas Erfindungsgabe im weiten thematischen Umfang und haben zur Eigentümlichkeit dieses Zweiges, der sich im 17. Jahrhundert so großartig entwickelte, wesentlich beigesteuert. ákrétas erwähntes Thesenblatt der Brüder Wenzel Adalbert und Johann Norbert von Sternberg gehört zu seinen ideenreichsten Konzeptionen. Nach der ursprüng­lichen Vorstellung, der ákréta in der ersten Entstehungs­phase einen vollblütigen zeichnerischen Ausdruck verlern­te, sollte der Kaiser als Apollo auf dem von zwei Hengsten gezogenen Sonnenwagen sitzend von Planetengöttern um­geben sein, die in den Wolken auf Wagen sitzen, denen ihre Attribut-Tiere vorgespannt waren. Diese sind mehr oder weniger konstant geblieben, als an die Stelle der Gottheiten böhmische Könige traten. Erst in dieser end­gültigen graphischen Fassung, die offenbar manches pe­dantisch klar veranschaulicht hat, erhellte der Sinn der den Göttern zugeordneten achtzackigen Sternbergschen heraldischen Sternen mit Andeutungen von Halbfiguren. Die aus diesen entstandenen achtspitzigen Scheiben stel­len Mitglieder des Sternbergschen Geschlechtes dar, die sich unter der Herrschaft einzelner Könige ausgezeichnet

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