Takács Imre – Buzási Enikő – Jávor Anna – Mikó Árpád szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve, Művészettörténeti tanulmányok Mojzer Miklós hatvanadik születésnapjára (MNG Budapest, 1991)

EISLER János: Forráskritika, stíluskritika. Adatok és megfigyelések az 1490 és 1520 közötti évtizedekből a besztercebányai művészettörténet vázlatához

QUELLENKRJTIK.STILKRITTK DATEN UND BEMERKUNGEN ZUM ABRIß DER KUNSTGESCHICHTE VON NEUSOHL AUS DEN JAHRZEHNTEN ZWISCHEN 1490 UND 1520 Im vorliegenden Aufsatz haben wir uns eine doppelte Aufgabe gestellt: Im ersten Teil werden bislang unveröf­fentlichte Meisternamen aus Neusohl (Besztercebánya, Banská Bystrica) publiziert, im zweiten bringen wir im Er­gebnis stilkritischer Untersuchungen neue Beobachtungen zu folgenden erhaltenen Flügelaltären bzw. plastischen Gruppen, die in Neusohl nach der Feuersbrunst von 1500 in den ersten beiden Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts entstanden sind: zum Barbara-Altar in der Barbarakapelle der Marienkirche, zur steinernen Kalvariengruppe in der Außennische derselben Kirche, ferner zum Marientod-Al­tar in Nagyócsa (Ocova) und zum Altar des Hl. Aegidius und der Hl. Helene in Sachsendorf (Zólyomszászfafva, Sá­sova). Aus dem Quellenmaterial des Stadtarchivs von Neusohl zum ausgehenden 15. und zum beginnenden 16. Jahrhun­dert - aus der Stadtraittung, den Protocolla praetorialia bzw. Judicialia, aus den Eintragungen der Sessio Oecono­micalis, aus den Büchern mit der Liste der Bewerber für das Bürgerrecht der Stadt, aus den späteren beglaubigten Abschriften der Kauf- und Verkaufverträge sowie aus den Kirchenhistorien - haben wir folgende bedeutendere Mei­sternamen veröffentlicht: Hannus Maler - außer der be­kannten Erwähnung im Jahr 1504 - aus 1489, 1493 und 1500; Urban Steffan, Hans und Georg Goldschmiet, Steffan Steinmetzer, Peter Lazurer, Georg Maler, Hans Steynmetzer, Meister Bemhart, Hans Behem, Niclas Schmied, Hans Hammerschmied, Hannes Piltschnitzer, Bernath Goltschlä­ger. Aus den Angaben über den Hauserwerb der Linhart Schnitzer im Jahr 1513, über eine Auszahlung an Hannes Piltschnitzer im Jahr 1514, über den Hausverkauf des Jorg Maler im Jahr 1516 bzw. über seinen Hausbesitzwechsel und über eine Lohnauszahlung an Bernath goltschloer im Jahr 1513 meint der Verfasser den Schluß ziehen zu dür­fen, daß die wichtigsten Arbeiten am neuen Hochaltar, vielleicht seine Völlendung in die Jahre 1513-1516/18 fie­len. Für diese Annahme scheinen folgende Umstände zu sprechen: Im Testament von Michael Königsberger (1503) wird noch von den bevorstehenden Arbeiten gesprochen, um 1503 wurden also die Arbeiten am neuen Hochaltar noch nicht in Angriff genommen; im Jahr 1504 hingegen traf ein Visitator aus Gran (Esztergom) in Neusohl ein, um die Arbeiten zu beaufsichtigen; vor den Eintragungen des Jahres 1520 scheint in den Quellen Doctor Demetrius auf, er kam, um den neuen Hochaltar zu weihen. Eines der schönsten Details aus der Zeit des Wiederauf­baus nach der Feuersbrunst von 1500 (das auch die Feuers­brunst von 1761 unversehrt überdauerte), ist das Gewölbe der Kapelle des Hl. Johannes Elemosynarius in der Mari­enkirche. Der Verfasser nimmt dafür eine Entstehungszeit zwischen 1502 und 1503 an und sieht den unmittelbaren Vorgänger dieses Gewölbes nach G. Fehr im Teppenhaus­gewölbe des Niederösterreichischen Landhauses in Wien. Nach einer Analyse des Barbaraaltars - gestiftet vermut­lich nach der 1504 vollendeten Wiederherstellung der Barba­rakapelle, geweiht nach der Jahreszahl am Flügel wohl im Jahr 1509 - kam der Verfasser, abweichend von der Meinung mehrerer Forscher, zu neuen Ergebnissen bezüglich der Stil­zusammenhänge. Unter den Gesprengefiguren stellt er bei den Schachern eine Abhängigkeit vom Meister der Predella des Krakauer (Krakow) Marientod-Altars von Veit Stoss fest, den Vorläufer der Marienfigur der Kreuzigung im Gesprenge entdeckt er in der Maria der in Nürnberg geschnitzten Kreu­zigungsgruppe für Schwaz in Tirol, wobei allerdings die Maria in Neusohl eine spiegelverkehrte, reduzierte Nachbildung von minderer Qualität darstellt Der Meister der Hauptfiguren am Barbaraaltar orientierte sich vor allem am Stil der Figuren des 1508 vollendeten Schwabacber Altars, aber die Maria im Schrein bewahrt auch Stilmerkmale der Maria von Simon Lainberger vom Ende der 70-er Jahre des 15. Jahrhunderts und überhaupt der Holzplastik Nürnbergs in den siebziger Jahren (Simon Lainbergers Marienfigur in der Klarakirche). Bei der Untersuchung der Ausstrahlung der Kunst von Veit Stoss stellt der Verfasser fest, daß Neusohl als Bin­deglied zwischen Krakau, Nürnberg und dem Altar des Meisters MS aus Schemnitz (Selmecbánya, Banská Sti­avnica) bzw. den Figuren des letzteren Altars fungiert hat. Unter die Vorgänger des Handkußmotive auf der Heimsuchungstafel des Meisters MS reiht der Verfasser auch das Schwazer Heimsuchungsrelief (um 1500, heute in Privatbesitz) ein und lenkt die Aufmerksamkeit auch darauf hin, daß ein Detail des Abschieds der Apostel am Hochaltar der Jakobskirche in Leutschau (Löcse, Levoca) möglicherweise auf dasselbe Vorbild zurückzu­führen ist (obwohl dieses Relief wohl erst um 1510 ent­standen ist) wie das Relief aus Schwaz. Die liegende Apostelfigur in der ölbergszene am Altar in Neusohl stimmt mit der liegenden Figur des Petrus in der öl­bergszene des Meisters MS - beide blicken auf Veit Stosses Christus am Ölberg aus seiner Krakauer Zeit (heute: Krakau, Nationalmuseum) zurück. Laut Beobachtungen des Verfassers läßt sich am Ge­sichtstyp und an der Modellierung eine Stilverwandtschaft zwischen dem Kopf der Zimburgis von Masowien (entstanden 1506/7 für das Innsbrucker Maximiliansgrabmal) einerseits und dem Gesichtstyp der gemalten hL Barbara in Neusohl bzw. der Katherinenfigur in Schemnitz andererseits. Prägnan­te Beispiele für die Übernahme der Stoßschen karikaturhaf­ten Charakteristik bilden die Köpfe der beiden Häscher am steinernen Volckamer-Epitaph in Nürnberg und die mit die­sen fast identische Charakterisierung und Formgebung des Türkenkopfes mit dem Turban zu Füßen der hl. Katherina am Schemnitzer Altar.

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